Sonderausstellung in Hohenberg Wo Kunstwerke und Künstler erzählen

Platz gefunden. Das gilt für die Exponate der neuen Sonderausstellung in den Vitrinen genauso wie für Kuratorin Petra Werner (links) und Museumsdirektorin Anna Dziwetzki, die die neuen Kaffeetassen-Sitzmöbel des Museums Foto: Kerstin Starke

Im Porzellanikon in Hohenberg ist von Samstag an eine einmalige Ausstellung zu sehen: Unikate der Porzellan-Manufaktur Meissen. Betrachten kann man sie von zwei Tassen aus.

 
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Sie haben es geschafft: Die rund 200 Objekte aus Meissener Porzellan haben den Weg vom Depot auf die kleinen und großen farbigen Sockel in den Vitrinen der Ausstellung im Porzellanikon in Hohenberg gefunden. Nur noch ein paar letzte Handgriffe, dann steht der Vernissage der Ausstellung „Unikate erzählen. Künstlerisches Meissen 1970 – 2010“ am Freitagabend nichts mehr im Wege.

Kaffeetassen-Sitzmöbel

Rechtzeitig fertig sind jetzt auch die beiden Tassen nach einem Muster der Form „Walküre“, die künftig Museumsbesuchern als bequeme Sitzgelegenheiten dienen werden; und diese beiden ersten sollen nicht die einzigen bleiben. „Ich habe solche Sitzmöbel in Form einer Kaffeetasse in einer Ausstellung gesehen“, erzählt Kuratorin Petra Werner gestern vor der Presse. „Ich habe mir gedacht, wir sind schließlich ein Museum, das viele Tassen im Schrank hat“, lacht sie, „das passt zu uns. Unsere Werkstatt hat sie dann im vergrößerten Maßstab für uns gebaut. Sie sollen an mehreren Stellen im Museum stehen, und wer dann Lust auf Kaffee und Kuchen hat, kann es sich noch in unserem Garten gemütlich machen.“ Ab sofort also können Besucher einfach Platz nehmen, wenn sie einen der Filme zu den jeweiligen Ausstellungen sehen oder sich schlicht einmal kurz ausruhen möchten.

Künstler-Interviews

Zunächst stehen die beiden überdimensionalen Tassen aber vor dem großen Bildschirm im Erdgeschoss. Dort werden während der Sonderausstellung die zwischen drei und sechs Minuten langen Interview-Videos mit einigen der beteiligten Künstler zu sehen sein. Sie haben die Unikate in der künstlerischen Entwicklungsabteilung der staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen in den Jahren 1970 bis 2010 geschaffen. „Wir haben mit den Künstlern gesprochen, und sie haben uns aus ihrem Leben erzählt“, berichtet Petra Werner. „Und das in ihrem jeweiligen absolut authentischen Ambiente.“

Die Ausstellungsbesucher lernen dabei unter anderem Peter Strang kennen, einen der Künstler der ersten Stunde der künstlerischen Entwicklungsabteilung ab Anfang der 60er-Jahre. Zu Wort kommen aber auch die beiden Meisterschüler Olaf Fieber und Andreas Ehret sowie die Künstlerinnen Silvia Klöde, Gudrun Gaube und der Künstler Jörg Danielczyk.

Einmalige Gelegenheit

Welch einmalige Gelegenheit diese Sonderausstellung für Porzellan-Liebhaber bietet, betonte Anna Dziwetzki, die Leiterin des Porzellanikons – staatliches Museum für Porzellan Hohenberg a. d. Eger / Selb: „Die staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen hat selbst kaum noch Unikate; dort sind höchstens die Prototypen zu sehen.“ Diese seien aber von den Künstlern nicht selten noch verändert worden. Umso größer ist die Freude in Hohenberg und Selb, dass das Hamburger Sammler-Ehepaar seinen umfangreichen Schatz komplett dem Porzellanikon überlassen hat; dabei handelt es sich um die größte Sammlung von Meissener Porzellan nach 1945 überhaupt.

Dafür, dass so eine einmalige Kollektion auch entsprechend präsentiert werden kann, habe sich vor allem Petra Werner sehr eingesetzt, lobt Dziwetzki. „Durch ihre Leistung und ihr Engagement, das weit über das Normale hinausging, werden die Authentizität und das, was die Künstler erlebt haben, nachvollziehbar.“ Davon können sich die Besucher des Porzellanikons von Samstag an selbst überzeugen. Zur Eröffnung am Freitagabend haben sich auch einige Künstler angesagt; außerdem werden die Galeristen Reiner Münchow und Andreas Schütte von der Berliner Galerie Arcanum, ehemals Meissen-Galerie, bei der Vernissage sprechen, ebenso wie Hannes Walter, der ehemalige Geschäftsführer der staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen.

200 Objekte auf 300 Quadratmetern

Die Sonderausstellung „Unikate erzählen“ zeigt auf auf knapp 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche 200 Objekte. 33 davon sind zusätzlich mit Sprechblasen versehen: Sie „erzählen“ Aspekte ihrer Geschichte quasi selbst. Die Präsentation, der ein wohlüberlegtes Farbkonzept zugrunde liegt, ist in drei Räumen und chronologisch aufgebaut – der Betrachter kann nachvollziehen, wie sich das künstlerische Arbeiten in der Porzellan-Manufaktur in den knapp 35 Jahren verändert hat.

Die Ausstellung „Unikate erzählen. Künstlerisches Meissen 1970 – 2010“ ist bis zum 8. Januar 2023 zu sehen; sie ist dienstags bis sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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