Spektakulärer Neuzugang Medi Bayreuth verpflichtet US-Spielmacher Cameron Wells

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Cameron Wells (links) scheut auch gegen die großen Leute nicht den Zug zum Korb. Das stellte der Point Guard unter anderem in Würzburg gegen seinen künftigen Bayreuther Teamkollegen Andreas Seiferth unter Beweis. Foto: /Frank Scheuring/Imago Images

Der dritte Neuzugang von Medi Bayreuth für die kommende Saison hat sich schon einen Namen in der Bundesliga gemacht. Jetzt kehrt der 32-jährige Point Guard aus Frankreich nach Deutschland zurück.

 
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Basketball - Keine Experimente geht Medi Bayreuth diesmal auf der Position des Point Guards ein. Nachdem man in den vergangenen drei Jahren bei der Besetzung der Spielmacherrolle zweimal danebengegriffen hatte und die US-Amerikaner David Stockton sowie Ryan Woolridge noch im Laufe der Saison austauschte, setzt der Bundesligist in der kommenden Spielzeit auf einen BBL-erfahrenen Routinier. Der 32-jährige Cameron Wells kann bereits auf fünf Spielzeiten in der höchsten deutschen Spielklasse zurückblicken, in denen er insgesamt 150 Partien (29 für die Tigers Tübingen, 67 für die Gießen 46ers und 54 für S.O. Würzburg) absolviert hat. Hinzu kommen 18 Spiele auf internationalem Parkett, die mit dem Einzug der Würzburger ins Finale des Europe Cups 2018 ihren Höhepunkt hatten.

„Ich kenne Cam seit seiner Rookie-Saison in den Niederlanden und habe seine Karriere über Deutschland bis nach Frankreich verfolgt. Die Art und Weise, wie er Basketball spielt, hat mir schon immer gefallen, weil er ein Spiel kontrollieren und seine Mitspieler besser machen kann“, wird Raoul Korner in der Mitteilung des Vereins zitiert. Die Verpflichtung von Wells muss aber nicht zwangsläufig viel weniger Spielzeit für Kapitän Bastian Doreth bedeuten, wie der Medi-Coach erläutert: „Er ist für mich die ideale Ergänzung zu Basti, wobei wir auch beide gleichzeitig auf dem Spielfeld sehen werden.“

Wells selbst sagt, dass er immer gerne in Deutschland gespielt habe. „Aufgrund der Professionalität der Mannschaften, des Wettbewerbs und der Intensität der Fans war es immer mein Lieblingsort. Und es fühlt sich gut und richtig an, hier in Bayreuth den nächsten Schritt zu gehen und die Siegerkultur dieser Organisation fortzuführen.“

Meiste Punkte und Assists für sein College

Der 186 Zentimeter große und 94 Kilogramm schwere Aufbauspieler wurde in Houston geboren. Im Alter von 19 Jahren ging er nach Charleston, wo er für die nächsten vier Jahre die Militärhochschule The Citadel besuchte und im Team der Bulldogs spielte. Während seiner Zeit in South Carolina bestritt er insgesamt 127 College-Spiele, in denen er es auf einen Schnitt von 16,1 Zählern, 5,2 Rebounds sowie 3,8 Assists brachte. Nach wie vor führt Wells die All-Time-College-Statistiken der Bulldogs mit 2049 Karrierepunkten sowie 485 Assists an und wurde 2018 in die The Citadel Athletics Hall of Fame aufgenommen.

Von den Bulldogs wechselte er nach Europa, wo er in den Niederlanden seine Profikarriere begann. Bei Landstede Basketball Zwolle gab es auch die ersten Berührungspunkte mit Raoul Korner, der damals Cheftrainer der Eiffel Towers in Den Bosch war. Mit seinen 23 Jahren legte Wells eine großartige Rookie-Saison hin und war in 31 Spielen mit einem Schnitt von 14,3 Zählern auf Anhieb Topscorer seines Teams, mit dem er es auf Tabellenplatz fünf und bis ins Pokal-Halbfinale schaffte.

Erste Deutschland-Station in Tübingen

Nach dem Jahr in Zwolle folgte der Wechsel in die BBL. Unter Headcoach Igor Perovic absolvierte Wells 29 Spiele für Tübingen (6,0 Punkte, 2,0 Rebounds, 1,3 Assists), ehe ihn eine Knieverletzung zu einem Jahr Pause zwang. Bei den Gießen 46ers startete er zunächst in der 2. Bundesliga sein Comeback. Gleich in der Saison 2014/15 führte er die Hessen auf Hauptrundenplatz drei und anschließend bis ins Playoff-Finale gegen Würzburg. In zwei packenden Spielen (77:76-Sieg in Würzburg und 73:71 in Gießen) holte man sich die Meisterschaft und stieg in die Bundesliga auf.

Mit durchschnittlich 8,1 Punkten, 2,4 Rebounds und 3,9 Assists in 34 Spielen verpasste Wells mit Gießen als Tabellenneunter nur knapp die Playoffs – genauso im Folgejahr. Die Entwicklung von Cameron Wells setzte sich mit 14,0 Punkten, 2,8 Rebounds und 4,1 Assists pro Partie aber kontinuierlich fort und wurde mit der Berufung für das Allstar-Spiel 2017 – Coach des Teams International war Raoul Korner – belohnt.

Wechsel nach Italien und Rückkehr

Wells folgte einem Angebot aus Italien und wechselte in der Spielzeit 2017/18 nach Varese. Auch in der Lombardei wusste er zu überzeugen (11,3 Punkte und 3,5 Assists in 23 Ligaspielen) und erreichte mit seinem Team Platz sechs in der Lega A. In den Playoffs war dann aber gleich im Viertelfinale gegen Brescia Endstation. 2018 lotste ihn Denis Wucherer, für den er schon in Gießen gespielt hatte, zurück in die Bundesliga nach Würzburg. Auch in diesem Jahr, das wieder mit Tabellenplatz neun endete, bestritt „Der General“ alle 34 BBL-Spiele (11,0 Punkte, 1,7 Rebounds, 5,7 Assists) und führte sein Team ins Finale des Europe Cups, in dem man in zwei packenden Spielen den Italienern von Dinamo Sassari nur knapp unterlag. In 18 Spielen erzielte Wells im Schnitt 9,9 Punkte, holte 2,6 Rebounds und gab 5,8 Assists.

Nicht zuletzt dank seiner 16,2 Zähler und 5,5 Vorlagen pro Partie standen die Würzburger beim Abbruch der Hauptrunde 2019/20 auf Tabellenposition acht. Danach ging es für Wells in den Norden Frankreichs, wo er sich BCM Gravelines anschloss. Nach nur fünf Partien zog es ihn jedoch schon wieder weiter zu den Boulazac Baskets Dordogne, mit denen er trotz 9,1 Punkten, 1,8 Rebounds und 4,0 Vorlagen die Saison auf dem letzten Platz abschloss.

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