Alles wird pink
Spätestens seit dem Hollywood-Blockbuster "Barbie" mit Margot Robbie in der Titelrolle ist die berühmteste Puppe der Welt nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein popkulturelles Phänomen. Pink ist in: Direktor Marlow trägt ein rosafarbenes Hemd unter dem Sakko. Auch mehrere Journalistinnen sind zur Pressevorschau in Rosa gekommen. Logisch, welche Farbe in der Ausstellung dominiert. Selbst der Schriftzug an der Außenmauer des Museums wurde angepasst.
Barbie steht für Rekorde. Eine der am meisten verkauften Puppen der Geschichte. Mehr als 260 Berufe hat Barbie bereits dargestellt, war Astrophysikerin, Musikerin, Tennisspielerin und Vorstandsvorsitzende. 1973 erschien die Puppe als Ärztin. Damals waren weniger als zehn Prozent der Mediziner in den USA weiblich. "Wir Mädels können alles schaffen", lautete der Barbie-Slogan in den 1980ern, heute heißt es inklusiver "Du kannst alles sein." Der langjährige Partner Ken kommt nur am Rande vor.
Eine Puppe, die in echt nicht laufen könnte
Dennoch: Seit Beginn gab es Kritik an Barbie. Die Beine zu lang, die Hüfte zu schmal, die Brüste zu groß: Die extrem schlanke Puppe propagiere falsche, unrealistische Körperideale, lautet einer der häufigsten Vorwürfe. In der Realität könne eine Frau mit solchen Maßen nicht einmal geradeaus laufen. Barbie-"Mutter" Ruth Handler hat die Figur der deutschen Puppe "Bild-Lilli" nachempfunden, die auf einem sexualisierten Comic basiert. Die Figur verstärke Stigmatisierung und Stereotype von Frauen, meinen Kritiker.
Davon ist in der Ausstellung nichts zu erfahren. Dort wird Barbie durchgehend als fortschrittliche Frau dargestellt. Hersteller Mattel ist Partner der Schau.
Das Unternehmen baut die Puppe als feministische Ikone auf. "Sie wird als Vorbild für alle vorgestellt", betont die Ausstellung. Auch dem berühmten Barbie-Pink, das lange als "typische Mädchenfarbe" galt, als Zeichen für Naivität, wird eine neue Bedeutung zugesprochen: "In der heutigen Welt von Barbie signalisiert Pink Optimismus, Selbstbewusstsein und die Kraft des Feminismus." Wie sehr die Farbe einen Nerv trifft, zeigt auch das lila-pinke Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft - ein Verkaufsschlager.