Sport im Fichtelgebirge TSV Großwendern feiert 125-Jähriges

Anja Lohneisen

Bei einem Festabend blickt der Verein zurück auf seine Anfänge. Zehn oberfränkische Rekorde gehen auf das Konto seiner Sportler. Zwei sind ungebrochen.

 
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„Die Wennerer, des sennerer!“ – Nachdem in Großwendern vor Kurzem das neu renovierte Schulhaus mit dem Gemeinschaftsraum und der Turnhalle offiziell eingeweiht worden war, stieg am selben Tag noch das nächste Großereignis: Der TSV Großwendern feierte sein 125. Vereinsjubiläum und hatte aus diesem Anlass in die neuen Räumlichkeiten eingeladen. Vertreter aus Politik und örtlichen Vereinen gaben sich ein Stelldichein und gratulierten dem jung gebliebenen Jubilar.

Mit „Majesty“ gratulierte auch der Posaunenchor gebührend feierlich. Die Jüngsten des TSV bewiesen mit Kochlöffeln auf großen Gymnastikbällen Schlagzeugertalent und zeigten, wie laut und lustig es in den Turnstunden zugehen kann. Die etwas größeren Mädchen hatten einen Tanz einstudiert.

Älter als Real Madrid

Eine Zeitreise zurück zu den Anfängen und in die folgenden 125 Jahre machte Rolf Rogler, der selbst jahrzehntelang Vorsitzender des Vereins war. „Mit 125 Jahren ist der TSV etwas älter als der FC Bayern München oder Real Madrid – dafür etwas weniger bekannt“, sagte Rogler.

Dabei hat Großwendern durchaus schon viele große sportliche Erfolge erzielt. 1898 hatten 28 Männer mit der Vereinsgründung den Grundstein dafür gelegt. Die Suche nach geeigneten Übungsstätten hatte dem Verein oft Probleme bereitet, aber in Gärten, Wirtshäusern oder am Badeteich wurde immer wieder geturnt. Rogler hofft, dass die jetzige Sportstätte im renovierten Turnsaal lange zur Verfügung stehen wird.

Eine Theatergruppe habe es zwischen den Weltkriegen ebenfalls gegeben. Außerdem gehörten Preisschafkopf, ein Ball und die Wennerer Kirchweih zum festen Bestandteil des jährlichen Vereinsprogramms. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kam das Vereinsleben zum Erliegen, aber 1951 wurde mit neuer Kraft durchgestartet. Es gab auch eine Frauengymnastikgruppe und eine erfolgreiche Rhönradgruppe. Es wurde gewandert und Tischtennis gespielt.

Immer am Puls der Zeit

Seit 1987 ist der TSV Großwendern über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt für seine Skikurse für Groß und Klein. Dass der Verein immer am Puls der Zeit bleibt, beweisen die seit Ende der 1990er-Jahre eingeführten Kurse im Inlineskaten. Große Erfolge feierte die Leichtathletikabteilung, die seit 1984 besteht. Seitdem fanden Großwenderner immer wieder einen Platz auf den Siegertreppchen der unterschiedlichsten Disziplinen und Altersklassen auf Bezirks-, Landes- und sogar Bundesebene. Sogar die Teilnahme an einer WM-Qualifikation konnte der TSV für sich verbuchen. Sportler des TSV stellten nicht weniger als zehn oberfränkische Rekorde auf, von denen zwei immer noch ungebrochen sind.

Bürgermeisterin Sabrina Kaestner sprach im Namen der Stadt Marktleuthen Glückwünsche aus. 125 Jahre seien ein großes Kapitel mit vielen Erlebnissen und Erfolgen. „Der TSV ist für Großwendern nicht nur ein Sportverein, sondern weit darüber hinaus auch ein Ort der Zusammenkunft und des Zusammenhalts, eine Stärkung für die Gemeinschaft“, sagte sie.

Fasziniert vom Kunstturnen

„Vor 125 Jahren hat Deutschland sogar noch einen Kaiser gehabt“, würdigte Landtagsabgeordneter Martin Schöffel die stolze Geschichte des Vereins. Er gratulierte zum Turnraum. Glückwünsche überbrachte auch Landrat Peter Berek, der schon am Nachmittag zur Einweihung dagewesen war.

Vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) als Vertreter des Bezirks und für den Kreis Wunsiedel, überbrachte Heinz Fraas die besten Grüße und Geschenke sowie eine Ehrenurkunde vom Präsidium des Verbands. Fraas erinnerte sich, dass er als kleiner Bub 1953 vom Großwenderner Kunstturner Edi Seidel so fasziniert gewesen sei, dass er dadurch selbst in den Kunstturnsport eingestiegen sei und diesen jahrzehntelang betrieben habe, „bis die Knochen nicht mehr so wollten“. Vertreter aus verschiedenen Vereinen in Marktleuthen und Großwendern und den Nachbarstädten gratulierten dem TSV ebenfalls mit Grußworten und überreichten Kuverts.

Fahnenweihe im Juli 1905. Foto: Anja Lohneisen

So ein großes Jubiläum ist natürlich auch eine tolle Bühne, um Mitglieder für besondere Dienste hervorzuheben und ihnen für ihr Ehrenamt zu danken. TSV-Vorsitzender Gerd Sommerer, Bürgermeisterin Sabrina Kaestner und Heinz Fraas ehrten Gerhard Zörner für seine seit den 1970er-Jahren andauernde Tätigkeit für den Verein mit der Verdienstnadel Gold mit großem Kranz. Jürgen Grießhammer wurde für seinen Einsatz im Bereich Leichtathletik seit 1986 ausgezeichnet und Andreas Preiß für seine jahrelange Tätigkeit als Geschäftsführer und Kassierer; beide erhielten jeweils die Verdienstnadel in Gold mit Kranz.

Ehrung verdienter Mitglieder

Die Verdienstnadel in Gold mit Brillanten erhielt Brigitte Braun, Frauenwartin fast durchgängig seit 1973. Die Verdienstnadel Gold bekam Thomas Braun für seine Verdienste als Abteilungsleiter Ski Alpin.

Anregende Gespräche bei einer Brotzeit sowie Musik vom Vorsitzenden Gerd Sommerer höchstpersönlich samt seiner Musikerkollegin Christine Bleiber und eine Popcornmaschine sorgten für einen perfekten Abschluss eines perfekten Tages in der Großwenderner Gemeinschaft.

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