Sportlerehrung Melanie Gebhardt ist Hofs Beste

Olympia-Teilnehmerin und Aushängeschild der Stadt – die Kanutin Melanie Gebhardt ist als Hofs Sportlerin des Jahres ausgezeichnet worden. Dieses Jahr hat sie sich allerdings etwas ­anderes als nur sportliche Erfolge vorgenommen.

 
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Rio, Baku oder Minsk – die Leistungssportler sind überall auf der Welt unterwegs und treffen dabei nur selten auf Bekannte aus der Heimat. Vor drei Jahren hatten sich Schützin Sandra Reitz und Judoka Timo Cavelius in Minsk bei der Europaspielen getroffen. Zwei Top-Athleten, eine Heimat: Hof.

Da diese Begegnung aber eben eher selten sind, ließ es sich Sandra Reitz nicht nehmen, in dieser Woche in ihrer Hofer Heimat vorbeizuschauen – und der Sportlerehrung der Stadt Hof beizuwohnen. Zwischen Weltcups und Meisterschaften nahm sie sich Zeit, Bekannte aus der Stadt zu treffen. „Ich finde die Veranstaltung einfach super toll und freue mich immer sehr, wenn ich herkommen kann“, sagt Sandra Reitz, die mit ihrem Ehemann und Olympia-Sieger Christian eine Stippvisite in der Freiheitshalle gemacht hatte. Doch nicht die Sportschützin stand diesmal ganz oben auf dem Podium und war die Heldin des Abends, sondern eine andere Hoferin: Melanie Gebhardt.

Die Kanutin erhielt die Auszeichnung als Hofer Sportlerin des Jahres 2021. Mit dem Kajak-Vierer war die 28-Jährige bei den Olympischen Spielen in Tokio gestartet, auch wenn es dort nicht zu einer Medaille gereicht hatte. Doch hatte Melanie Gebhardt die lange Durststrecke von 50 Jahren gebrochen, in der sich kein Hofer Sportler mehr für Olympische Spiele qualifizieren konnte.

Dass die Olympischen Spiele mehr als nur das größte Sport-Event der Welt sind, hat auch Melanie Gebhardt zu spüren bekommen: Die Zeit nach Olympia sei „wild“ gewesen, sagt sie. Damals, im Herbst 2021, musste sie erst einmal alle Gedanken und Pläne sortieren, entschied sich aber dafür, weiterzumachen. Und zwar so richtig: „2024 Paris ist schon das Ziel – und natürlich will ich auch mit einer Medaille zurückkehren“, sagt sie im Blick auf die nächsten Sommerspiele. Mit Olympia hat sie nicht nur sportlich noch eine Rechnung offen: „Ich will auch Olympische Spiele unter Nicht-Pandemie-Bedingungen erleben.“ In Tokio waren keine Zuschauer zugelassen, sodass hauptsächlich die Erlebnisse im Team Deutschland hängen geblieben sind – oder wie Melanie Gebhardt es nennt: das Miteinander unter den Sportlern. Das wurde auch in der Hofer Freiheitshalle gepflegt. „Das Wiedersehen ist schön“, sagt Melanie Gebhardt über ihre Rückkehr zur Sportfamilie in Hof. Dabei war ihr der Abstecher nach Hof nur möglich, weil sie dieses Jahr Abstriche im Sportlichen macht. Die Kanutin legt ein Trainingsjahr ein, fährt keine internationalen Wettkämpfe, sondern tritt nur national an. „Ich habe im Frühjahr gemerkt, dass es mir an Training fehlt“, begründet sie ihre Entscheidung. „Ich will in zwei Jahren in Paris wieder dabei sein, da ist das nach-olympische Jahr nicht ganz so wichtig“, sagt sie. Eine weitere Rolle spielt, dass sie ihr Staatsexamen schreiben will. Die Sonderpädagogik-Studentin widmet sich in ihrer Forschung natürlich auch dem Sport – und zwar der Teilhabe-Erfahrung der Athleten bei den Special Olympics.

Im Jahr 2023 will Melanie Gebhardt dann wieder voll angreifen. Und wenn die Sportlerin des Jahres 2021 dieses Jahr schon mal einen Gang zurückschaltet, bringt sich bereits eine andere starke Frau aus Hof in Stellung: Sandra Reitz eilt derzeit von Erfolg zu Erfolg. „Dieses Jahr läuft es richtig gut“, sagt sie über ihren jüngsten Medaillenregen.

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