Spürhunde Die Supernasen des Roten Kreuzes

Sandra Hüttner
Hund wie Hundeführer müssen gut trainiert sein. Foto: Hüttner

Bei aller Hightech-Ausrüstung – wenn ein Mensch vermisst wird, sind Hunde nicht zu schlagen. Warum sie auch Riesenrad fahren, erklärt eine Schau in Steinbach.

 
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Bei der Suche nach vermissten Menschen gibt es manchmal kein besseres Hilfsmittel als die Nasen der Hunde. Die, die mit den Schnüffeltieren umzugehen wissen, ist die Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Hof, seit 21 Jahren schon gibt es die Truppe, die gerne zeigt, was sie kann. Bei der BRK-Bereitschaft Steinbach kamen jüngst die Mensch-Hunde-Teams zum Einsatz und präsentierten einem großen Publikum ihre Arbeit.

Start im Seniorenheim

Die Fachdienstleiterin der BRK Rettungshundestaffel Hof, Claudia Puchta, stellte zehn Rettungshunde-Teams vor. Darunter ausgebildete Teams zur Flächensuche. In dieser Sparte sucht der Hund selbstständig und ohne Leine Gebiete wie Wälder oder Freiflächen nach Vermissten ab. Auch ein geprüftes Mantrailer-Team gibt es in der BRK- Rettungshundestaffel Hof. Dabei sucht der Hund einen bestimmten Menschen, indem er dessen Individualgeruch folgt. Dafür benötigt man einen Geruchsträger, wie ein getragenes Kleidungsstück des Vermissten. Der Mantrailer geht an der Leine und wird am letzten Sichtungspunkt des Vermissten angesetzt. Das kann beispielsweise in einem Seniorenheim oder Krankenhaus sein. Dann gibt es noch die Jungspunde in der Staffel, die sich gerade in Ausbildung befinden, und auch ein Therapiehund ist dabei.

Immer in Bereitschaft

Aktuell zählt die Hundestaffel 24 aktive Mitglieder. Sechs Einsatzteams jeweils mit Hundeführer und Hund bietet sie auf. „Wie beim TÜV müssen sich geprüfte Flächensuch-Hunde- und Mantrailer-Teams regelmäßig Prüfungen unterziehen, um einsatzfähig zu bleiben“, erklärt Claudia Puchta. 25 Einsätze gibt es im Schnitt im Jahr. „Nicht zu vergessen, an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr ist die BRK Rettungshundestaffel Hof einsatzbereit. Da kann es schon einmal passieren, dass das gemeinsame Essen an Weihnachten oder das Feiern eines Festes zugunsten einer Suche verschoben wird.“

Babypuder im Einsatz

Bei der Vorführung bot sich ein interessanter Einblick. Trotz moderner technischer Hilfsmittel ist die Spürnase eines Hundes immer noch unübertroffen bei der Suche nach vermissten Menschen. Die Mitglieder der Rettungshundestaffel zeigten mit ihren Vierbeinern, wie eingespielt sie als Team sind. Auch einen Blick in den Einsatzrucksack eines Hundeführers gab es von Claudia Puchta. „Leckerlis und Trinkwasser dürfen nie ausgehen“, betonte Puchta. Bei den aktuell sommerlichen Temperaturen brauchen die Hunde schon nach 15 Minuten zirka einen halben Liter Wasser. Zudem gibt es für die Flächensuchhunde auch „Arbeitskleidung“ – eine Decke mit Rot-Kreuz-Zeichen, an der eine Glocke und eine Leuchte angebracht sind. „So weiß einerseits der Hundeführer, wo sich sein Hund im Gelände gerade aufhält, und anderseits erkennt beispielsweise jeder Jäger oder Spaziergänger, dass diese Hunde nicht herrenlos herumlaufen oder wildern, sondern als Rettungshund im Einsatz sind“, erklärt Puchta. Natürlich gehöre auch ein Erste-Hilfe-Set zur Ausrüstung, ebenso wie ein Kompass und Babypuder. Babypuder? Mit dem weißen Puder kann man die Windrichtung bestimmen.

Starke Nerven

Bei der Fahrt in der Schubkarre sind die Konzentration des Hundes und Vertrauen gefragt. „Sie wackelt beim Fahren, und der Hund muss trotzdem ruhig drin sitzen bleiben“, erklärt Puchta. Man sei auch schon mit den Hunden Riesenrad auf dem Hofer Volksfest gefahren. „Auch das war eine wichtige Vertrauensübung, trotz der Höhe bewiesen Hund und Hundeführer starke Nerven und haben zusammen im Team diese Übung mit Bravour gemeistert.“ Auf einer Wippe mit allen vier Pfoten zu stehen, sei auch nicht selbstverständlich und erfordere viel Koordination und Konzentration vom Hund.

Taschentuch-Duft

Bei der Vorführung mimte Markus Hüttner, zugleich stellvertretender Fachdienstleiter der BRK-Rettungshundestaffel Hof, einen vermissten Menschen, legt sich auf die Wiese. Es klappt: Der Vierbeiner kommt angesaust, rennt zu dem auf der Wiese liegenden Menschen und bellt. Claudia Puchta merkte dazu an, dass die Hunde weder bei Joggern noch Spaziergängern anschlagen, sondern nur bei antrainierten Szenarien, wie ein am Boden liegender Mensch. Dann konnten die Zaungäste die Suche eines Mantrailers beobachten. Als Vermisster agiert Andreas Walter, der sich unters Publikum gemischt hatte. „Am besten ist ein benutztes Taschentuch, damit der Hund deinen spezifischen Geruch aufnehmen kann.“ Es ging schnell: Die Spürnase findet den Mann sofort. Applaus brandete auf.

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