Staatssekretärin zu Besuch Jugendarbeit im Landkreis Hof als Vorbild

Im Bundesfamilienministerium interessiert man sich sehr für die Verfahrenslotsen. Sie helfen Familien, die ein Kind mit Behinderung haben.

 
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Ekin Deligöz (rechts) und Landrat Oliver Bär im Gespräch in Helmbrechts. Foto: Landratsamt

Wie funktioniert die inklusive Kinder- und Jugendhilfe im Hofer Land – die Unterstützung für Familien, in denen ein Kind oder Jugendlicher mit Behinderung oder einer drohenden Behinderung lebt? Denn es ist nicht leicht zu durchschauen, wer für welche Hilfen zuständig ist.

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Das Jugendamt des Landkreises Hof wurde im September 2022 als eines von zehn Ämtern in Bayern für das „Modellprojekt Verfahrenslotsen“ ausgewählt. So ist das Amt mit seinen beiden Verfahrenslotsen Franziska Müller und Gerhard Tröger ein Wegbereiter für inklusive Jugendhilfe. Nun hat Ekin Deligöz, parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Hofer Land besucht, um zu erfahren, wie diese Arbeit konkret aussieht. Darüber informiert eine Pressemitteilung des Landratsamtes Hof.

Kontakt entstand über eine Konferenz in Berlin

Mit dabei waren politische Vertreter der Region sowie Vertreter der Jugendhilfe und des Jugendamtes, der Diakonie Hochfranken sowie die beiden Verfahrenslotsen. Ekin Deligöz erklärte: „Inklusion ist ein grundlegendes Prinzip der Kinder- und Jugendhilfe. Alle Familien mit Kindern, ob mit oder ohne Behinderungen, sollen einen einfachen Zugang zu Unterstützungsleistungen erhalten. Daher setze ich mich für ein Bundesgesetz ein, das die inklusive Kinder- und Jugendhilfe gesetzlich regeln soll.“

Ekin Deligöz war bei einer Konferenz in Berlin, zu der Gerhard Zeitler, Leiter des Jugendamtes, als Referent geladen war, auf die Arbeit im Landkreis Hof aufmerksam geworden und wollte sich vor Ort ein Bild machen.

Gerhard Tröger erklärte: „Wir sind in den Räumen des Helmbrechtser Kreisels der Diakonie Hochfranken untergebracht und unterstützen von dort aus Familien von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung oder drohenden Behinderung. Wir sind direkte Ansprechpartner und stehen den Familien beratend zur Seite, um nötige und sinnvolle Hilfen aus einer Hand zu bekommen.“ Bisher waren die Hilfen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nach der geltenden Zuständigkeit nicht inklusiv. Für Antragsteller ohne Behinderung – mit Ausnahme einer seelischen Behinderung – ist bislang das Jugendamt zuständig. Für Menschen mit Behinderung sind in Bayern meist die Bezirke im Zuge der Eingliederungshilfe verantwortlich.

Integrationslotsen begleiten und beraten

Genau hier setzt die Arbeit der Verfahrenslotsen an: Sie fungieren als übergeordnete Integrationslotsen für die Familien, aber auch für die unterstützenden Instanzen. Sie besetzen die Schnittstelle zwischen dem Hilfeberechtigten und dem Leistungsgeber: Sie begleiten und beraten mit dem Ziel, junge Menschen und ihre Familien zu unterstützen und mit ihnen im Rahmen der Möglichkeiten ein von Selbstbestimmung und Teilhabe geprägtes Leben zu gestalten.

Anfang dieses Jahres hat der Bund die flächendeckende Einführung der Verfahrenslotsen in allen Jugendämtern beschlossen. Diese sollen als Vorbereitung für eine weitreichende inklusive Lösung fungieren, die dann ab 2028 gelten soll. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung soll noch in diesem Jahr beschlossen werden. Im Gespräch in Helmbrechts lotete Ekin Deligöz aus, wie die Akteure vor Ort über die geplante Reform denken und gab Einblicke in den Referentenentwurf. Gerhard Zeitler erklärte: „Wir sind im Landkreis Hof auf einem sehr guten Weg. Dennoch wünschen wir uns von dem neuen Gesetz für unsere tägliche Arbeit mehr Klarheit. Damit diejenigen, die Hilfe benötigen, wissen, wer ihr Ansprechpartner ist und wer ihnen schnell und zielführend helfen kann.“

Vernetzung als große Stärke

Ein wesentlicher Vorteil vor Ort ist die gewachsene und gute Vernetzung, wie Landrat Oliver Bär und Manuela Bierbaum, Geschäftsführerin der Diakonie Hochfranken, berichteten. Sie machten aber auch auf die aktuellen Herausforderungen aufmerksam – vor allem auch in personeller Hinsicht. Manuela Bierbaum sagte: „Unsere große Stärke ist die hervorragende Vernetzung: Vom Jugendamt, der Diakonie als Träger über die Verbände und engagierte Vereine bis hin zur Lebenshilfe – vieles gelingt uns bereits im Kleinen sehr gut, dennoch brauchen wir dringend ein Gesetz, das uns einen entsprechenden Rahmen bietet.“ Ekin Deligöz dankte für den detaillierten Einblick in die Arbeit vor Ort.

Die Verfahrenslotsen des Landkreises Hof, Franziska Müller und Gerhard Tröger, sind unter 09281/57410 oder 09281/57565 oder per E-Mail an verfahrenslotsen@landkreis-hof.de zu erreichen.