Von Ruhe will Piotr Lisek, der „polnische Bär“– der der Übersetzung seines Namens nach eher ein Fuchs ist – nichts wissen: Auch in diesem Jahr schreit er sich vor seinem Start auf dem Steg die Stimmbänder wund. Ein Schrei, auf den man als Zuschauer zugleich wartet und dann doch erschrickt. Der „Sechs-Meter-Peter“ wie ihn die Moderatoren auch noch liebevoll nennen, schafft es standesgemäß ins Finale. Nur zehn Athleten haben sowohl in der Halle und im Freien jemals sechs Meter übersprungen. Lisek ist einer von ihnen. Er scheitert allerdings in Hof bei 5,72 Metern nach dem dritten Versuch.
Sein Grinsen findet der 29-Jährige aber schnell wieder – spätestens, als er bei der Siegerehrung Bier geschenkt bekommt, das er wohl nie trinken wird. Seine Frau, Trainerin und ehemalige Stabhochspringerin Aleksandra Lisek macht Bilder der Ehrung fürs Familienalbum. Gleich am Abend fahren die beiden wieder nach Hause, „unser Kind ist bei der Oma, wir wollen sie nicht so lange alleine lassen“, erzählt sie. In Hof war Aleksandra Lisek im Gegensatz zu ihrem Mann noch nie. „Es ist sehr schön“, sagt sie und lacht.
Bärenstark präsentiert sich auch Menno Vloon, der ebenso das erste Mal in Hof gastiert. Der Niederländer springt sich ins Finale – neben Lisek und Lita Baehre – und scheitert knapp bei 5,72 Metern. Die Moderatoren erklären sich die nicht-geschafften Sprünge im Übrigen mit der enormen Brustmuskulatur der Springer, die an der Sprunglatte hängen bleibt. Unterhaltsam.
Oleg Zernikel ist wohl der Wind-Pechvogel des Tages: Der amtierende Deutsche Meister muss das ein oder andere Mal seinen Sprung abbrechen und durchlaufen. Sicher ist sicher – in eine Windböe springen ist bei der Disziplin nicht zu empfehlen. Katharina Bauer tritt den Wettkampf in Hof genau deshalb nicht an: Sie stürzte vor einigen Wochen durch eine Windböe. Dieses traumatische Erlebnis schleicht sich in Hof wieder in ihr Gedächtnis. Eine solche Erfahrung wiederholen? Lieber nicht. „Meine Gesundheit ist mir wichtiger“, sagt sie geknickt. Oleg Zernikel sprintet los – und bricht Sprünge ab. In zwei Wochen kann er seinen Meistertitel verteidigen – beim Meeting in Hof ist bei 5,62 Metern nach dem dritten Versuch Schluss für ihn.
Schluss soll für die Sparkasse Hochfranken als Sponsor der Veranstaltung noch lange nicht sein – dieses Versprechen gibt der Sparkassen-Chef Andreas Pöhlmann jedenfalls von den Moderatoren vor den Augen und Ohren des Hofer Publikums.
Trotz der herausfordernden Bedingungen, was das Wetter angeht, sind die Verantwortlichen mit der Veranstaltung zufrieden. „Wir planen quasi schon das nächste Jahr“, sagt Thomas Neubert, Meeting-Direktor und Vorsitzender der LG Hof.