Stabhochsprung-Meeting Die Wettkämpfe der coolen Socken

Alisa Schrauth

Das Wetter: nicht optimal. Zumindest nicht für die Athleten. Trotzdem sehen die Zuschauer in der Hofer Innenstadt spektakuläre Stabhochsprünge – und vor allen Dingen sehen sie die Stars hautnah. Das alleine ist große Unterhaltung.

 
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Dieses Mal ist es die Hitze: Das Thermometer klettert und so ist das Wetter wieder einmal der rote Faden beim Stabhochsprung-Meeting in der Saalestadt. Nicht nur die Hitze fordert den Menschen alles ab, den Athleten macht zudem der Wind zu schaffen. Immer wieder Windböen, immer wieder kleine Unterbrechungen des Wettkampfes und Schielen auf die Windfahne – die Moderatoren Florian Spieler und Michael Werling überbrücken die Pausen mit reden, was zu Goldstücken wie diesem führt: „Der Wind kommt eigentlich aus Westen, also, bei uns kommt er von der Nordsee“, sagte Spieler und meinte das Schnellrestaurant „Die Nordsee“, auf das er beim Moderieren direkt schaut. Für Unterhaltung war am Samstag gesorgt.

Auch sportlich bekommen die Zuschauer etwas geboten: Besonders das Starterfeld der Männer ist gespickt mit großen Namen – die auch liefern. Nur Raphael Holzdeppe, der das Hofer Meeting schon mehrfach gewonnen hat, muss sich früh verabschieden: Die Muskeln wurden fest. Der 32-Jährige will nach seiner langen Verletzungspause nichts riskieren. Mit seinem Ausstieg aus dem Wettkampf riskiert er allerdings von den Moderatoren zum Geldsammeln verpflichtet zu werden – der Weltmeister von 2013 fügt sich brav und dackelt an der Seite von Bürgermeisterin Angela Bier durch das Publikum, und animiert selbiges zum Spenden. Für die LG Hof. Für den Nachwuchs. Das Publikum: entzückt.

Holzdeppe ist allerdings nicht die einzige coole Socke am Samstag in Hof: Seinen Meister in Sachen Coolness findet er wohl in Bo Kanda Lita Baehre. Der 23-jährige Youngster zeigt dem Hofer Publikum, wie „Show“ geht. Er steigt als letzter Starter in den Wettkampf ein, die „niedrigen“ Höhen lässt er aus. Dann: 5,52 Meter, erster Versuch, weit übersprungen. Das Publikum quittiert mit Jubel, Lita Baehre lässt sich noch auf der Matte feiern. Tom-Linus Humann, der amtierende Hallenmeister, steigt bei der Höhe nach dem dritten gescheiterten Versuch aus. Sein Trainer ist nicht so richtig zufrieden mit seinem Schützling.

Hanga Klekners Trainerin, Krisztina Molnar, dürfte zufrieden sein: Ihre 22-jährige Athletin zeigt sich in Top-Form. Erst bei 4,32 Metern erlaubt sie sich einen Fehlversuch – davor überspringt sie immer beim ersten Versuch. Eine reine Weste hat die Ungarin. Für ihre Landsfrau Petra Garamvölgyi läuft es nicht so rund: Die jüngste Teilnehmerin eröffnet den Wettkampf, verlässt ihn dann aber bei 4,02 Metern nach dem dritten gescheiterten Versuch – die 18-jährige ist sichtlich genervt. Nach dem Wettkampf tippt sie eilig „Der Wind war sehr stark“ in die Übersetzungssoftware ihres Telefons, und auch ihr Trainer erklärt, dass sie den Bedingungen nicht gewachsen war.

Auch beim Schweizer Dominik Alberto will es nicht so richtig laufen: Der 30-jährige mehrfache Schweizer Meister steigt als erster aus dem Wettkampf aus. Die Ansage der Moderatoren „deine Chefin schaut zu“ hat ihm bei 5,22 Metern wohl den Rest gegeben. Seine „Chefin“, Trainerin und Schweizer Rekordhalterin Nicole Büchler, nimmt es locker. „Alberto war erst verletzt, er hat noch nicht ganz zurückgefunden. Und wenn man ohnehin ein wenig unsicher ist, ist es sehr schwer bei den Bedingungen heute“, sagt sie. „Kopf hoch“ will sie ihm sagen, und ihn ansonsten nach dem Wettkampf erst einmal „auskühlen“ lassen. Sie kennt die Situationen nur zu gut, sie selbst war lange auf der anderen Seite und kann mit ihren Athleten mitfühlen. „Meistens lasse ich sie nach einem solchen Wettkampf einfach ein bisschen in Ruhe.“

Von Ruhe will Piotr Lisek, der „polnische Bär“– der der Übersetzung seines Namens nach eher ein Fuchs ist – nichts wissen: Auch in diesem Jahr schreit er sich vor seinem Start auf dem Steg die Stimmbänder wund. Ein Schrei, auf den man als Zuschauer zugleich wartet und dann doch erschrickt. Der „Sechs-Meter-Peter“ wie ihn die Moderatoren auch noch liebevoll nennen, schafft es standesgemäß ins Finale. Nur zehn Athleten haben sowohl in der Halle und im Freien jemals sechs Meter übersprungen. Lisek ist einer von ihnen. Er scheitert allerdings in Hof bei 5,72 Metern nach dem dritten Versuch.

Sein Grinsen findet der 29-Jährige aber schnell wieder – spätestens, als er bei der Siegerehrung Bier geschenkt bekommt, das er wohl nie trinken wird. Seine Frau, Trainerin und ehemalige Stabhochspringerin Aleksandra Lisek macht Bilder der Ehrung fürs Familienalbum. Gleich am Abend fahren die beiden wieder nach Hause, „unser Kind ist bei der Oma, wir wollen sie nicht so lange alleine lassen“, erzählt sie. In Hof war Aleksandra Lisek im Gegensatz zu ihrem Mann noch nie. „Es ist sehr schön“, sagt sie und lacht.

Bärenstark präsentiert sich auch Menno Vloon, der ebenso das erste Mal in Hof gastiert. Der Niederländer springt sich ins Finale – neben Lisek und Lita Baehre – und scheitert knapp bei 5,72 Metern. Die Moderatoren erklären sich die nicht-geschafften Sprünge im Übrigen mit der enormen Brustmuskulatur der Springer, die an der Sprunglatte hängen bleibt. Unterhaltsam.

Oleg Zernikel ist wohl der Wind-Pechvogel des Tages: Der amtierende Deutsche Meister muss das ein oder andere Mal seinen Sprung abbrechen und durchlaufen. Sicher ist sicher – in eine Windböe springen ist bei der Disziplin nicht zu empfehlen. Katharina Bauer tritt den Wettkampf in Hof genau deshalb nicht an: Sie stürzte vor einigen Wochen durch eine Windböe. Dieses traumatische Erlebnis schleicht sich in Hof wieder in ihr Gedächtnis. Eine solche Erfahrung wiederholen? Lieber nicht. „Meine Gesundheit ist mir wichtiger“, sagt sie geknickt. Oleg Zernikel sprintet los – und bricht Sprünge ab. In zwei Wochen kann er seinen Meistertitel verteidigen – beim Meeting in Hof ist bei 5,62 Metern nach dem dritten Versuch Schluss für ihn.

Schluss soll für die Sparkasse Hochfranken als Sponsor der Veranstaltung noch lange nicht sein – dieses Versprechen gibt der Sparkassen-Chef Andreas Pöhlmann jedenfalls von den Moderatoren vor den Augen und Ohren des Hofer Publikums.

Trotz der herausfordernden Bedingungen, was das Wetter angeht, sind die Verantwortlichen mit der Veranstaltung zufrieden. „Wir planen quasi schon das nächste Jahr“, sagt Thomas Neubert, Meeting-Direktor und Vorsitzender der LG Hof.

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