Stadt sauer Bahn verlegt „Hof-Mitte“

Wie man sieht, sieht man nichts: Der geplante Bahnhalt an der unteren Jahnbrücke soll an die Strecke oberhalb der Jahnbrücke verlegt werden. Foto: Christoph Plass (14)/cp

Seit einigen Wochen schon hat es Gerüchte gegeben, nun steht fest: Der geplante Bahnhalt Hof-Mitte wird nicht so gebaut werden wie geplant. Die Bahn hat ohne Absprache den Haltepunkt an einen anderen Standort verlegt.

 
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Die Enttäuschung ist groß im Hofer Rathaus, anscheinend sind sowohl Stadtrat als auch Verwaltung richtig überrumpelt worden vergangene Woche: Der Bahnhaltepunkt Hof-Mitte, der die Innenstadt besser hätte erschließen sollen, soll verlegt werden. Er soll nun nicht unter-, sondern oberhalb der Jahnturnhalle errichtet werden, teilte das Verkehrsministerium nun mit. Und stellte die Stadt vor vollendete Tatsachen: „Das bringt uns und die Innenstadt nicht wirklich voran. Der umgekrempelte Plan ist keineswegs besser“, erklärte OB Eva Döhla am Dienstag.

„Hof-Mitte lässt die Gesichter strahlen“: So hatte die Frankenpost 2015 getitelt, als das Vorhaben der Bahn bekannt geworden war, einen neuen Haltepunkt nahe der Hofer Innenstadt zu bauen. Barrierefreie Wechsel zwischen Stadtbussen und Zügen, kurze Wege zu den Innenstadt-Geschäften und den Schulen, ein weiterer zentraler Knotenpunkt für die Mobilitätswende, die damals noch keiner so genannt hat: Die Freude über das Vorhaben war groß. Was folgte, waren Jahre der Unsicherheiten, des Hinhaltens und der schleppenden Verhandlungen – die Deutsche Bahn und ihre vielen Tochterunternehmen sind nicht als die schnellsten Planer und Bauherren bekannt. Jetzt steht fest: Den neuen Bahnhalt wird es so nicht geben.

Im jüngsten Umwelt- und Planungsausschuss des Hofer Stadtrats habe der zuständige Mitarbeiter für Schieneninfrastruktur und Eisenbahnwesen des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr den aktuellen Planungsstand zum Bahnhaltepunkt Hof Mitte vorgestellt, erklärt die Stadt in einer Pressemitteilung. Der Haltepunkt solle nun oberhalb der Jahnturnhalle in Richtung Berliner Platz an der Bahnstrecke nach Bad Steben errichtet werden. „Dieser Vorschlag entspricht nicht den bisherigen Planungen und Bedürfnissen der Stadt Hof“, schreibt die Stadt dazu. Hier könne man kaum noch von einem innenstadtnahen Bahnhof sprechen, denn der neue Haltepunkt liegt noch weiter vom Zentrum entfernt als der ursprünglich geplante. Außerdem befindet sich der Bahnhof-Neuhof in unmittelbarer Nähe.

So haben das auch die Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschusses gesehen. Die Errichtung des Haltepunktes an der unteren Jahnbrücke in Verbindung mit der „Schellenbergspange“ wäre aus städtischer Sicht ein sinnvolles Projekt gewesen, auch im Hinblick auf die erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen im Rahmen der Elektrifizierung. Die Freude über den vom Ministerium als „Ersatz“ vorgeschlagenen Haltepunkt hielt sich daher in Grenzen.

Drängender wären aus Sicht der Stadt Hof Lösungen für folgende bahnpolitische Brennpunkte die Umsetzung der Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale zwischen Hof und Nürnberg (diese Strecke befindet sich seit 1993 im vordringlichen Bedarf, getan hat sich nichts), die Rettung des historischen Bahnhofsgebäudes („Es gibt keine erkennbaren Aktivitäten seitens der Bahn, sich um das Gebäude zu kümmern“, schreibt die Stadt), eine vernünftige Bahnanbindung von Hof nach Berlin oder zum restlichen zum Fernverkehr, oder die Schließung der Lücke im Güter- und Personenverkehr durch die fehlende Höllentalbahn.

Hinzu kommt: Die Unsicherheit in Sachen Hofer Verkehrsplanung wird damit noch verschärft. Denn ob es um den neuen Standort für den künftigen Busbahnhof geht oder ums geplante Innenstadtquartier in der Schützenstraße, um den Generalverkehrsplan, der dringend überarbeitet werden muss oder um eine engere Verzahnung zwischen Stadt- und Landkreis-ÖPNV: Ein neuer Bahnhalt wird – egal, wo er entsteht – bedeutende Auswirkungen aufs Gesamt-Gefüge haben. So müssen die Verantwortlichen nun weiter und weiter auf die DB warten und darauf, ob sie liefert oder wann. Dabei gäbe es viel zu tun in Sachen ÖPNV.

Die Amazon-Ansiedlung vor den Toren der Stadt hatte zuletzt deutlich aufgezeigt, in welch engen selbst gesteckten Grenzen sich der öffentliche Nahverkehr bewegt – indem beispielsweise die Stadtbusse nur mit Ausnahmegenehmigung auch in den Landkreis fahren dürfen, beispielsweise eben zum Amazon-Werk. Der Bahnhalt Hof-Mitte war über die vergangenen Monate hinweg auch immer wieder in Kombination mit dem neuen Innenstadt-Quartier an der Schützenstraße genannt worden. Ideen, die nun sprichwörtlich ein Stück in weitere Ferne gerückt sind.

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