Stadt Wunsiedel Riesiges Interesse an Nahwärmenetz

250 Personen informieren sich bei der Bürgerversammlung in Wunsiedel über das Projekt. Wie groß der Netzausbau wird, entscheiden jetzt die Anzahl der Interessensbekundungen der Bürger, mit der Abgabefrist 17. Dezember dieses Jahres.

 
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Gut 250 Bürgerinnen und Bürger begrüßte Wunsiedels Bürgermeister Nicolas Lahovnik (stehend, links) zur Bürgerversammlung in der Fichtelgebirgshalle. Foto: Christian Schilling

Der Bundestag hat am 8. September 2023 das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) verabschiedet. Mit diesem „Heizungsgesetz“ soll der Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen und damit der Klimaschutz vorangetrieben werden. Getrieben hat es auch die Wunsiedler zur Bürgerversammlung, bei der das in der Festspiel- und Energiestadt geplante Wärmenetz zentraler Punkt war. Geschätzt 250 Bürgerinnen und Bürger nahmen in dem bis zum letzten Platz besetzten großen Saal der Fichtelgebirgshalle die Chance wahr, sich über das Thema zu informieren. Allerdings verließen viele der Zuhörer die Versammlung, nachdem der Tagesordnungspunkt „Wärmenetz Wunsiedel“ vorgezogen und abgearbeitet worden war.

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„Ich freue mich, dass das Interesse so groß ist“, betonte Bürgermeister Nicolas Lahovnik, bei der Begrüßung, bei der er auch Landrat Peter Berek, Alt-Landrat Peter Seißer und Geschäftsleiter Daniel Wolf willkommen hieß. Angesichts der Platzsituation – viele Leute mussten mit Stehplätzen vorlieb nehmen oder verließen die Veranstaltung – verwies der Rathauschef auf die Bürgerversammlung am 7. November in Holenbrunn im Lang-Bräu-Saal. Dort komme das Thema Wärmenetz Wunsiedel erneut auf die Tagesordnung. Bei Bedarf werde auch über einen Zusatztermin nachgedacht.

Spontaner Applaus

„Es soll sich in der Stadt und in den Ortsteilen keiner mehr Sorgen machen müssen, wie in Zukunft geheizt wird“, erklärte Lahovnik. Spontanen Applaus erhielt das Stadtoberhaupt für die Ankündigung, dass ab dem 1. Januar der Strompreis um 25 Prozent reduziert werde. Dies sei der „Stärke der Stadtwerke Wunsiedel“ um Geschäftsführer Marco Krasser zu verdanken. Und auch beim Wärmenetz komme es auf eine große Beteiligung an, um die Preise niedrig zu halten.

„Eine gute Beteiligung ist das wesentliche, um die Wärmeversorgung auf eine breite Basis zu stellen“, mahnte auch SWW-Geschäftsführer Krasser an. Diesen Satz wiederholten die verschiedenen Referenten im Laufe des Abends mantraartig. Auch Krasser zeigte sich „überwältigt über die Beteiligung“. Er hoffe, dass sich viele für die Interessenbekundung entscheiden, damit so bald als möglich in die Planungen für das Wärmenetz eingestiegen werden kann.

Noch kein Tarif

Projektleiterin Laura Fritsche von der Endura Kommunal erläuterte anschließend die nächsten Schritte und wie das Wärmenetz funktioniert. Allerdings schickte die Ingenieurin voraus, dass es zu diesem Zeitpunkt unmöglich sei, einen Tarif festzusetzen.

„Die SWW sorgt dafür, dass es bei Ihnen ganzjährig warm ist“, sagte Laura Fritsche. Und dies einfach durch eine Wärmeaustauschstation die im Haus installiert werde. Hier komme das heiße Wasser an, wird kalt wieder zurückgeleitet, erneut erhitzt und der Kreislauf beginnt von neuem. Und dies alles unabhängig von der Öl- und Gaspreisentwicklung. Dazu werde die regionale Wertschöpfung erhöht, das System sei nachhaltig, und es würden gesetzeskonform erneuerbare Energien nach den Vorgaben des GEG genutzt.

Fragebögen für Haushalte

Es sei geplant, die Stadt über zwei Heizzentralen – eine bei der SWW, die andere im Energiepark – zu versorgen. Die Abwärme im Energiepark, zwei Pelletskessel und ein Gas- und Spitzenlastkessel würden jeweils zwei Megawatt erzeugen. Die Trassenführung sei abhängig vom Interesse der Bürger, sich an das Netz anschließen zu lassen. „Nur wenn ausreichend Abnehmer vorhanden sind, wird die jeweilige Straße auch erschlossen“, betonte die Ingenieurin. In den nächsten Tagen würden alle Haushalte angeschrieben und erhielten die Fragebögen, die bis zum 17. Dezember wieder eingesandt werden müssen, erklärte Laura Fritsch und erläuterte das weitere Vorgehen.

Nach der Auswertung der Interessensbekundungen gebe es eine zweite Informationsveranstaltung, in der der Tarif veröffentlicht sowie die Planungsabschnitte und die Anschlussunterlagen vorgestellt würden. Im April 2024 beginne die Beratungsphase. Von Juni bis Dezember kommenden Jahres würden die Vorverträge ausgewertet, und die konkrete Trassenplanung beginne. Im Jahr 2025 ginge man in die vertiefende Planung und in die Ausschreibung sowie die Vergabe für Bauleistungen. Die Abnehmer erhielten dann auch die Wärmelieferungsverträge. Ab 2026 beginne der Bau des Netzes, und die erste Wärme würde geliefert. „Sie haben jetzt die Chance, das Wärmenetz mitzugestalten“, fasste Laura Frische zusammen und hob noch einmal die Vorteile hervor.

50 Prozent Förderung

Demnach entstünden bei einem Anschluss an das Wärmenetz nur einmalige Gebühren. Die Verträge liefen – gesetzlich vorgeschrieben – zehn Jahre. Abgegeben werden müsste ein Grundpreis pro Jahr sowie ein Arbeitspreis je nach Verbrauch. Der Anschluss werde voraussichtlich mit 50 Prozent gefördert.

Bürgermeister Lahovnik ergänzte: „Wer jetzt sein Interesse bekundet, bindet sich noch nicht fix.“ In einem ersten Schritt würden zunächst die Stadt selbst sowie Holenbrunn mit dem Wärmenetz ausgestattet. Die anderen Ortsteile würden jedoch nicht im Regen stehen gelassen. Und einen weiteren Vorteil machte der Bürgermeister deutlich: Mit dem Anschluss an das Wärmenetz würden die Gebäude auch mit Glasfaser ausgestattet.

Abschließend beantworteten die Referenten noch Fragen aus dem Auditorium. So erklärte Marco Krasser, dass die SWW keine Zusatzheizungen ausschließe. Boiler seien nicht mehr nötig, da auch das Trinkwasser durch die Wärmeaustauscher erhitzt werden könne. Dass das Projekt mangels Beteiligung verworfen werde, schloss der SWW-Chef aus, da es bereits genügend Großabnehmer etwa aus der Industrie gebe. Auch sei es möglich, seine Heizung weiterlaufen zu lassen, bis diese kaputt ginge. Aber eine Förderung sei nur in den ersten zwölf Monaten möglich, ein nachträglicher Anschluss werde entsprechend teurer. „Unser persönlicher Anspruch ist, das Projekt in den nächsten fünf Jahren umzusetzen.“ Aber es werde sicherlich noch eine „Nachverdichtung“ geben. Auch könnten Blindleitungen gelegt werden. Der Netzbetreiber gebe aber vor, wann der Anschluss zu nutzen sei.