Start in Schwarzenbach Albanien-Hilfe verändert Leben

Christine Rittweg
Sie waren beeindruckt von der Arbeit von Arnold Geiger (Mitte): Landrat Dr. Oliver Bär (links) und Bürgermeister Reiner Feulner Foto: /Rittweg

Als sich dem Schwarzenbacher Arnold Geiger das ganze Elend in dem Balkan-Land erschließt, zögert er nicht. Er zieht dorthin und baut eine Hilfsorganisation auf. Nehemiah Gateway kümmert sich mittlerweile auf drei Kontinenten um Menschen, die auf andere angewiesen sind.

 
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Seit 30 Jahren existiert die Organisation Nehemiah Gateway. Das wird gefeiert, und zwar in Schwarzenbach am Wald. Denn dort, genauer gesagt im Ortsteil Sorg begann alles, was wie der Anfang eines Märchens klingt – es ist auch eines geworden. Dafür sorgte Arnold Geiger. Der Bundespolizist fuhr in seiner Freizeit Hilfstransporte nach Albanien. Er lernte die Not der Menschen kennen, er lernte Albanien kennen und hatte ein Ziel, eine Mission: helfen.

Geiger entschloss sich 1991, in das Land zu ziehen. Seine Familie mit Frau Esther und den Kindern kam mit. Die Stadt Pogradec tauschen sie mit dem Frankenwald, um den Menschen dort zu helfen und Entwicklungshilfe zu leisten. Die Botschaft dafür hieß „Vertrauen auf Gott und in die Menschen“. Das war 1997 bei Unruhen und 1999 während des Kosovokrieges auch notwendig. Geiger und sein Team bangten in Albanien um ihr Leben, nahmen aber 3000 Geflüchtete auf, je zur Hälfte in Camps und privat.

Gefährliche Wege

Ein Dankgottesdienst in der Christuskirche war nun der Auftakt des 30. Jubiläums. Dabei waren auch Pastor Lennart Forsman, Pfarrer Udo Sehmisch. Bei der der Feier im Philipp-Wolfrum-Haus, die so zwanglos war wie die Hilfe in den letzten drei Jahrzehnten, begrüßte Isolde Flessa alle Gäste und Markus Ruckdeschel moderierte den Abend. Alle waren beeindruckt, wie aus Leidenschaft und kleinen Anfängen eine große Hilfsorganisation werden kann. Die ganze Kraft für das Projekt sei nur durch Mitstreiter, Familie und Liebe zu den Menschen aufzubringen. Der Einsatz hat auch zum Ziel, etwas zu hinterlassen, das nicht nur da ist, sondern wächst wie Bildungseinrichtungen mit Hochschulen oder medizinische Projekte.

Arnold Geiger, eher ruhig und zurückhaltend, erzählte zusammen mit seiner Frau von all den Jahren. Als sich das Land öffnete, organisierte er zunächst einen Hilfskonvoi. 250 000 Bananenkisten voller Hilfsgüter und Lebensmittel schaffte er auf risikoreichen Straßen und Wegen nach Albanien. Um vor Ort die Verteilung an die Bedürftigen zu gewährleisten, nutzte Geiger Esel als Transportmittel. Anfänglich war es wichtig, den Menschen bei der Bewältigung des Alltags zu helfen. Sie litten unter Hunger, Obdachlosigkeit und Armut. Um diese Arbeit auch international zu etablieren, wurde 2010 die Nehemiah Gateway GmbH mit Sitz in Nürnberg gegründet. Inzwischen erstreckt sich deren Arbeit auf drei Kontinente.

Sie waren es, die für den ersten Hilfstransport nach Albanien vor allem Bekleidung sammelten: Heidi Knoblich aus Schwarzenbach am Wald sowie Reimar und Helga Engelhardt aus Lehsten: Es wurden Familienpakete gepackt und dafür Bananenkisten aus den Geschäften organisiert, erzählten sie. Hans Hesse und Wolfgang Köcher berichteten von der Logistik samt Behördengänge und Papieren. Die Stadt Schwarzenbach habe immer unbürokratisch geholfen. Ein Sattelitentelefon war die einzige Verbindung zu den Hilfskonvois. Es war auch nicht gewährleistet, dass ein Laster, der nach Albanien fuhr wieder heil zurückkam. Scheinwerfer, Spiegel und andere Sachen wurden nicht selten abmontiert.

Studenten danken

Andrea Ardüser aus Sorg hat bei der Hilfe in Albanien dort ihren Mann aus der Schweiz kennengelernt. Pogradec, Sorg und jetzt wieder in Pogradec, berichtete sie als Lehrerin vom Schulleben. „Wir dürfen für die Studenten mit ihren Sorgen auch mal Mama und Papa sein“ erwähnt Ehemann Paul schmunzelnd.

Viele Schwarzenbacher leben in Pogradec, aber einer aus der albanischen Stadt lebt wegen seiner Frau heute in Schwarzenbach am Wald: Ilir Bicé. Der Arzt hatte den ersten Kontakt mit Geiger im Jahr 1991 und hatte gleich den Eindruck, dass man Menschen dort in der schwierigen Zeit nicht vergessen wurden. Heute ist er dankbar für den positiven Einfluss auf sein Leben,

Per Video überbrachten einige Studenten und Absolventen Geburtstagsgrüße mit dem gemeinsamen Slogan: „Thank You, You changed My Life!“.Greta zum Beispiel schreibt: „NG hat mir eine Heimat und eine Familie gegeben, und Gott hat mein Leben verändert.“ Manche sind weiter für Nehemia Gateway tätig, andere sammeln Erfahrungen in der freien Wirtschaft. Darüber hinaus gibt es viele ehrenamtliche Helfer und Unterstützer. Ärzte behandeln vor Ort, Akademiker, Führungskräfte und Fachleute bringen ihr Wissen ein.

Bundesverdienstkreuz

Arnold Geiger, der sich nicht als Vorbild sondern als Wegweiser sieht, ist Mitglied und Gründer verschiedener Hilfsorganisationen im In- und Ausland. Für sein vielfältiges Engagement hat er im Jahre 2008 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens von Nehemiah Gateway Albanien erhielt er im Jahr 2016 den Mutter-Teresa-Orden in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen für das Land Albanien. Geiger ist auch vorausschauend. Schon vor zehn Jahren übergab er die Organisation in junge Hände, an seine ehemalige Absolventin Herolinda Shkullaku.

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