Manche Fichten ertragen Dürre besser
Andere plädieren dagegen dafür, durchaus neue Bäume zu pflanzen – allerdings solche, die für den Klimawandel besser gerüstet sind als ihre Vorgänger. Sollten sich in besonders trockenen Regionen nicht Überlebenskünstler finden lassen, die mit Wassermangel besser zurechtkommen? Dieser Idee sind Andreas Bolte und sein Team im Projektverbund „Fichte-Trockenheit“ nachgegangen. Im Gewächshaus haben sie Fichten aus acht Gebieten in Deutschland, Frankreich, Polen und Rumänien in Töpfe gepflanzt und nach und nach austrocknen lassen. Tatsächlich lieferten die Fichten aus den feuchteren Hochlagen in Bayern dabei die schlechteste Performance. Vom trockenen Standort Nochten in Sachsen dagegen kamen die Bäumchen mit der höchsten Überlebensrate und den meisten Harzkanälen.
Allerdings sagt das noch nichts über das Schicksal der Altbäume. So sind die Dürrespezialisten in Nochten im Jahr 2018 komplett den Borkenkäfern zum Opfer gefallen. „Ich bin deshalb im Moment skeptisch, ob es viel hilft, Fichten aus trockeneren Regionen woanders anzupflanzen“, sagt Andreas Bolte. Besser sei es, in den abgestorbenen Fichtenbeständen andere, trockenheitstolerantere Baumarten in die aufkommende Naturverjüngung mit einzubringen.
Auch Buchen leiden unter Trockenheit
„Einen Vorteil werden Wälder haben, die sich selbst ein günstiges Mikroklima schaffen können“, sagt Pierre Ibisch. Auf diesem Gebiet ist etwa die Buche stark, die im Schatten ihres dichten Kronendachs kühle und feuchte Verhältnisse schafft. Von Buchen dominierte Mischwälder könnten zumindest in tieferen Lagen der Mittelgebirge ein Modell mit Zukunft sein. Auf Kalkstandorten mit geringem Feinboden wie in Unterfranken oder dem Hainich in Thüringen aber leidet auch die Buche zunehmend unter Trockenheit.
Dort sieht Andreas Bolte eher Chancen für Winterlinde, Hainbuche und heimische Eichenarten. Als Nadelbäume kämen die heimische Weißtanne oder Douglasie und Küstentanne aus Nordamerika infrage. In Deutschland schnell und in großem Stil Exoten wie Libanonzeder, Atlaszeder oder Nordmanntanne anzubauen, würde Andreas Bolte dagegen ohne vorherige großflächige Versuche nicht empfehlen: „Wir wissen einfach nicht genau, wie die sich in unseren Wäldern verhalten würden.“ Und auch einen Import von Mittelmeerarten wie der Steineiche hält er nicht für sinnvoll. Schließlich nütze es nichts, wenn diese zwar für eine wärmere und trockenere Zukunft gewappnet seien, dafür aber schon beim nächsten Frost zugrunde gingen.
Fichten in Deutschland
Bedeutung
Jahrzehntelang galt die Fichte in Deutschland als Brotbaum der Forstwirtschaft. Welche Bedeutung sie bisher hatte, zeigen die Daten der letzten Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2012. Damals war bundesweit etwa ein Viertel der Waldfläche mit Fichten bestanden, und diese lieferten rund die Hälfte des genutzten Holzes.
Inventur
Die Datenerhebung für die nächste Bundeswaldinventur soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Experten schätzen, dass der Anteil der Fichte am genutzten Holz eher noch zugenommen hat. Denn auch abgestorbene oder geschädigten Fichten lassen sich noch nutzen.