Strafzettel Per App zum Knöllchen

Nicole Wrodarczyk

Der Strafzettel hat ausgedient, jetzt kommt die digitale Form: Verstoß ansehen und gleich bezahlen, alles auf dem Handy. Doch was ist, wenn man keins hat?

 
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In der mOwi-App tippen Polizisten die Ordnungswidrigkeit und Kennzeichen ein. Bis zu 3000 Tatbestände gibt es im digitalen Katalog. Foto: Eric Waha

Kulmbach - Die Polizei zückt von nun an nicht mehr den blauen Ticket-Block, sondern das Smartphone. Markus Lang und seine Kollegen von der Polizei Kulmbach tragen damit aber nicht nur die Daten von Falschparkern ein, sondern haben so auch einen smarten Tatbestandskatalog in der Hosentasche. Ein Beispiel:

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Ein Auto steht auf dem Gehweg und behindert so die Fußgänger. In der neuen mOwi-App (mobile Ordnungswidrigkeiten-App) tippt der kontrollierende Hilfspolizist ein Schlüsselwort zum Tatbestand ein. In unserem Fall „Gehweg“. Schon wird ihm ein Vorschlag angezeigt: „Parken auf Gehweg“.

Sobald er ihn auswählt, fragt ihn die App nach dem Ort. Auch hier bekommt er Hilfe durch die Ortungsfunktion des Smartphones. Das Kennzeichen der Falschparkerin scannt er nun mit der Handykamera ein. Zum Schluss schreibt er auf die sogenannte Bürgerbenachrichtigung das KfZ-Kennzeichen und seine Dienststelle und klemmt das Kärtchen unter den Scheibenwischer.

Bereits 15 solcher Strafzettel hat die Polizei in Kulmbach verteilt. Seit vergangener Woche nutzen die Hilfspolizisten das digitale Verfahren. Und sind sehr zufrieden.

„Die Auswahl der Tatbestände in der App erleichtert die Arbeit“, sagt Lang, „und so ist es einfach zeitgemäß.“ Die Münchner Kollegen testeten das neue Verfahren mehrere Monate. Jetzt findet es bayernweit Anklang.

Durch den digitalen Strafzettel ließe sich auch Zeit sparen, sagt Lang. Die Verwarnung mit Zahlungsaufforderung (VmZ) – also die Tickets – müssten normalerweise per Hand in das System eingegeben werden. Das erledigt eine Schreibkraft. Diese Eingabe passiert nun vor Ort auf dem Handy des Kontrolleurs. Die Hoffnung auf weniger Bürokratie und Papier ist groß. Dennoch kommen die „alten“ Strafzettel noch zum Einsatz – bis sie aufgebraucht sind.

Wer in letzter Sekunde den Polizisten beim Ausstellen des Knöllchens erwischt, kann gleich seine Personalien aufnehmen lassen. Das schützt aber nicht vor einer Geldstrafe. Die mOwi-App scannt lediglich den Personalausweis ein. Statt des Kennzeichens, wird im späteren Bezahlvorgang nur das Geburtsdatum gebraucht.

„Es gibt ja Menschen unter uns, die mit dem Smartphone nicht so viel anfangen können oder wollen“, lenkt Lang ein. Er denkt da an ältere Mitbürger. Sollten sie ein solches Kärtchen mit aufgedrucktem QR-Code an ihrer Windschutzscheibe sehen, können sie auch direkt zur Polizeistation Kulmbach fahren. Weil der Kollege das Kennzeichen vermerkt hat, können die Polizisten das Vergehen im System nachschlagen. Bei einem Bußgeld von bis zu 55 Euro können die Falschparker gleich in der Dienststelle zahlen. Bar oder mit EC-Karte. Alles darüber hinaus läuft über die zentrale Bußgeldstelle.

Sollte die Bürgerbenachrichtigung wegfliegen, zerknüllt werden oder verschwinden, bleibt immer noch der Weg über die Post. Wenn der Falschparker sich innerhalb von 14 Tagen nicht meldet oder nicht zahlt, bekommt er einen Brief.

Im Beispiel der Falschparkerin klebt die Bürgerbenachrichtigung an der Windschutzscheibe. Mit ihrem Smartphone scannt sie den darauf abgedruckten QR-Code ein. Er leitet sie auf eine Webseite.

Dort wird sie nach ihrem Kennzeichen gefragt. Erst jetzt erfährt sie von ihrem Verstoß. Und von der Höhe der Geldstrafe. Die 15 Euro für das Parken auf dem Gehweg kann sie gleich zahlen. Ihre Daten sind ab dem Tag der Tat für die nächsten 21 Tage digital in diesem Portal hinterlegt.

Es gibt hier einen vorausgefüllten Überweisungsträger zum Ausdrucken. Der kann auch in die Banking-App importiert werden. Nur eine Quittung kann die Polizei nicht ausstellen, da die Bezahlung außerhalb der Plattform vorgenommen wird. Ganz egal, ob nun analog oder digital: Falschparker müssen ihre Strafe bezahlen.