«Teure» Städte widersprechen Je nach Wohnort: 600 Euro Unterschied bei Müllgebühren

Restmüll, Bio, Altpapier und Sperrmüll, große oder kleine Tonne, Leerung häufig oder selten - Müllgebühren sind schwer vergleichbar. Nun gibt es eine neue Rangliste. Mit großen Unterschieden.

 
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Haus und Grund ließ die Entsorgungskosten für Restmüll, Biomüll, Sperrmüll und Altpapier in den 100 größten Städten vergleichen. Foto: Oliver Berg Foto: dpa

Berlin - Müll kann für Haushalte in Deutschland sehr teuer sein. Nach einer Studie klaffen die Gebühren weit auseinander: Am günstigsten ist es in Flensburg, Nürnberg und Magdeburg.

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Am teuersten in Leverkusen, Moers und Bergisch Gladbach, also in drei Städten in Nordrhein-Westfalen, wie ein Vergleich des Forschungsunternehmens IW Consult für den Eigentümerverband Haus und Grund ergab. Demnach unterscheiden sich die jährlichen Gebühren zum Teil um mehr als 600 Euro. Die Abfallwirtschaft der Städte sieht solche Vergleiche skeptisch.

Haus und Grund ließ zum zweiten Mal die Entsorgungskosten für Restmüll, Biomüll, Sperrmüll und Altpapier in den 100 größten Städten vergleichen. Schon die erste Untersuchung vor drei Jahren hatte große Unterschiede ergeben. Geändert hat sich daran wenig. Allerdings haben sich manche Städte verbessert, zum Beispiel rutschte die Stadt Bonn von Platz 27 im Jahr 2016 nun auf Rang 8. Je niedriger der Rang, desto höher sind die Müllgebühren. Leverkusen belegt mit Rang 100 den letzten Platz.

Grundlage für die Berechnung war ein symbolischer Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern, die in einem Einfamilienhaus leben - eine übliche Vergleichsgröße, die jedoch in Großstädten nicht immer dem durchschnittlichen Haushaltstyp entspricht. Veranschlagt werden 60 Liter Restmüll je Haushalt und Woche. In Flensburg zahlt ein solcher Haushalt demnach im Mittelwert gut 123 Euro pro Jahr für die Müllabfuhr, in Leverkusen dagegen knapp 771 Euro.

Kein realistisches Bild ergeben solche Vergleiche aus Sicht des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Er vertritt auch städtische Abfall- und Stadtreinigungsbetriebe. Zur Rechnung gehörten viele weitere Faktoren, darunter wie weit Müllwagen zu fahren haben, wie groß die Tonne ist und wie oft sie geleert wird, wie Wertstoffhöfe finanziert werden und ob Anlagen schon abgeschrieben sind.

Auch von der Stadt Leverkusen, die am abgeschlagenen Ende der Rangliste wie bereits bei der vergangenen Studie steht, kam deutliche Kritik. Eine Sprecherin der Stadt bezeichnete die in der Analyse angegebenen Zahlen als falsch. "Die heute veröffentlichte Studie kommt zu Zahlen, die nichts mit den Gebühren zu tun haben, die wir von unseren Bürgern verlangen", teilte sie mit.

IW Consult bezieht seine Daten hauptsächlich aus den Satzungen der Städte. Bei einem Großteil der Kommunen legten die Autoren zum Teil auch Schätzungen zugrunde, um einen Vergleich der unterschiedlichen Tarifgruppen zu ermöglichen. Was konkret in die Gebühren der Städte eingepreist ist, ist nicht klar.

Aus der Studie zogen der Eigentümerverband und das Institut diesen Schluss: Die Stadt Nürnberg gelte als Vorbild. Einwohner könnten dort die Größe der Restmüllbehälter frei wählen und so an den tatsächlichen Verbrauch anpassen. Das Gebührensystem sei zudem sehr einfach gehalten.