Zu dieser Trendwende passt, dass die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr 20 neue Reaktivierungsprojekte für die kommenden Jahre vorgestellt hat. Zusammen haben diese eine Länge von knapp 250 Kilometern. Doch Reaktivierungen sind oft teuer. Zudem gibt es auch bei diesen Bauvorhaben zahlreiche Genehmigungshürden zu überwinden. Auch hier gibt sich die Bundesregierung nun einsichtig.
"Die Autoren der Studie haben völlig Recht, dass in der Vergangenheit die Hürden für die Umsetzung einer Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken viel zu hoch war", teilte der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer, am Mittwoch mit.
Klima- und Umweltschutz weiter berücksichtigen
Künftig solle vor allem die Kosten-Nutzen-Rechnung als Voraussetzung für eine Bundesförderung "vom Kopf auf die Füße" gestellt werden. "Im Vergleich zur bisherigen Berechnungsmethode werden insbesondere Klima- und Umweltnutzen extrem viel stärker berücksichtigt." Auf diese Weise könnten künftig auch Projekte gefördert werden, die zuvor herausgefallen seien.
Der Interessenverband Allianz pro Schiene kritisiert schon seit Jahren ein mangelndes Tempo bei der Wiederinbetriebnahme stillgelegter Strecken. Für das laufende Jahr rechnet der Verband eigenen Angaben zufolge mit nur einer einstelligen Zahl an reaktivierten Strecken-Kilometern. "Allerdings sind verschiedene weitere Reaktivierungen für 2023 und die Folgejahre bereits absehbar", hieß es. "Gerade in ländlichen Regionen ist die Reaktivierung weit mehr als nur eine Klimaschutz- oder Verkehrsmaßnahme", teilte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege weiter mit. "In der Regel profitiert die gesamte regionale Entwicklung."
Insbesondere das 9-Euro-Ticket habe den enormen Bedarf an einem Ausbau der Gleisinfrastruktur gezeigt, teilte der Linke-Parteichef Martin Schirdewan mit. "Dazu bietet die Reaktivierung von Bahnstrecken einen wichtigen Baustein."