Sturm “Antonia“ in der Nacht Deutschland bereitet sich auf Wind und Sturmfluten vor

red/

Erst „Ylenia“, dann „Zeynep“ und jetzt „Antonia“: Die Serie schwerer Stürme in Deutschland reißt noch nicht ab. Bahnpendler müssen mancherorts in Deutschland mit einem beschwerlichen Wochenstart rechnen.

 
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Feuerwehrleute und Helfer des THW verlegen in Hamburg Sandsäcke an einem Graben an der Dove-Elbe, um Wohnhäuser vor einem möglichen Hochwasser zu schützen. Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Berlin/Offenbach - Für viele Menschen in Deutschland hat sich schon wieder eine unruhige Nacht angekündigt: Mit Sturmtief „Antonia“ drohte erneut Gefahr schwerer Sturm- bis hin zu Orkanböen sowie einzelner Gewitter, nachdem in den vergangenen Tagen bereits die Orkantiefs „Ylenia“ und „Zeynep“ reihenweise Bäume umstürzen ließen und Gebäude beschädigten. Zudem sei bis Montag gebietsweise mit kräftigem Regen zu rechnen, meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD). Für die deutsche Nordseeküste bestand wieder Sturmflutgefahr, warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Bahnreisende müssen sich zum Wochenstart wegen erheblicher Schäden auf Beeinträchtigungen einstellen.

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„Die Sturmlage müssen wir bis zum Montag noch durchstehen“, sagte ein DWD-Meteorologe in Offenbach. Erst ab dem Abend beruhige sich das Wetter. „Der Wind wird die Woche aber weiter Thema bleiben“, erklärte er. „Allerdings wird das eine ganz andere Hausnummer als das, was wir in diesen Tagen erleben.“

Für viele Regionen von der Ostseeküste bis zum Alpenrand war die Warnkarte des DWD am Sonntagabend rot eingefärbt - dort bestanden Unwetterwarnungen vor Orkanböen. Bäume könnten entwurzelt werden, Dachziegel oder andere Gegenstände herabstürzen. „Schließen Sie alle Fenster und Türen! Sichern Sie Gegenstände im Freien!“, hieß es vom DWD für die betreffenden Regionen. „Vermeiden Sie möglichst den Aufenthalt im Freien!“

Zugverkehr in NRW eingeschränkt

Die Deutsche Bahn (DB) bat ihre Fahrgäste, sich zu informieren, ob die geplante Fahrt möglich sei. Dies gelte insbesondere für Pendler im Berufsverkehr. Wer könne, solle die Reise verschieben. Nach Angaben der Bahn waren nach den zurückliegenden Sturmtagen zwischenzeitlich insgesamt mehr als 6000 Kilometer des Streckennetzes nicht befahrbar. Rund 2000 Einsatzkräfte seien rund um die Uhr unterwegs, um umgestürzte Bäume zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren. „Aktuell können wir etwa drei Viertel des Fernverkehrs fahren“, sagte Bahnsprecher Achim Stauß am späten Sonntagnachmittag.

In Nordrhein-Westfalen stellte die DB wegen des Sturmtiefs „Antonia“ am Sonntagabend den Regionalverkehr ein. „Wir schicken ab 20.00 Uhr keine neuen Züge mehr auf die Strecke“, sagte eine Sprecherin. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme. Am Montagmorgen sollten Regionalzüge dann voraussichtlich den Betrieb wieder aufnehmen. Die Eisenbahngesellschaft Metronom, die viele Regionallinien in Niedersachsen, Hamburg und Bremen betreibt, wollte ihren Zugverkehr am Sonntag ebenfalls schrittweise einstellen. Voraussichtlich bis Montagnachmittag sei ein Bus-Notverkehr geplant.

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Wegen des erwarteten Unwetters in Teilen Bayerns und Einschränkungen im Zugverkehr soll im unterfränkischen Landkreis Miltenberg an diesem Montag teils der Unterricht ausfallen. Hintergrund sei, dass die Westfrankenbahn von Sonntagabend bis Montagmorgen den Zugverkehr im gesamten Streckennetz einstelle, teilte das Bayerische Kultusministerium mit.

Kritik an der Deutschen Bahn

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) verlangte von der Deutschen Bahn ein besseres Unwetter-Krisenmanagement. So mahnte er einen gründlicheren und früheren Grünschnitt an, um entlang der elektrifizierten Strecken Baumstürze auf Oberleitungen zu verhindern. Er werde dies noch einmal an DB-Vorstand Ronald Pofalla adressieren, kündigte er am Sonntagabend an.

Behinderungen gibt es nicht nur auf der Schiene, sondern zum Beispiel für Schiffsreisende auf der Ostsee zwischen Rostock und Dänemark. Wie die Fährreederei Scandlines mitteilte, sind die Fahrten zwischen Rostock und dem dänischen Hafen Gedser bis Montagmittag abgesagt.

In den vergangenen Tagen waren wegen „Ylenia“ und zuletzt „Zeynep“ mindestens sechs Menschen bei Unfällen in Deutschland gestorben. Tödliche Unfälle gab es auch in mehreren anderen Ländern Europas, etwa in Polen, den Niederlanden, Großbritannien und Belgien.

1,4 Milliarden Euro Versicherungsschaden

Die beiden Orkantiefs dürften die Versicherer nach ersten Schätzungen mehr als 1,4 Milliarden Euro kosten. „Zeynep“ habe versicherte Schäden von über 900 Millionen Euro verursacht, teilte die auf Versicherungsmathematik spezialisierte Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) in Köln mit. Es sei der intensivste Sturm seit „Kyrill“ im Jahr 2007 gewesen. Die versicherten Schäden des Sturms „Ylenia“ schätzte das Unternehmen auf 500 Millionen Euro.

Allein die Feuerwehr in Berlin registrierte seit Donnerstag 15 300 Notrufe. Zu rund 4000 wetterbedingten Einsätzen rückten die Einsatzkräfte zwischen Donnerstagfrüh und Sonntagnachmittag aus, wie die Hauptstadtfeuerwehr am Sonntagabend mitteilte. Somit sei es „der einsatzreichste Ausnahmezustand Wetter in der Geschichte der Berliner Feuerwehr“ gewesen. Bei einem solchen Ausnahmezustand werden zum Beispiel auch die freiwilligen Feuerwehren zum Dienst gerufen, und Einsätze werden priorisiert.