Sturmschäden in Arzberg Bäume knicken um wie Streichhölzer

Christl Schemm
Im Garten von Robert Schricker im Arzberger Stadtteil Schlottenhof richtete der Orkan regelrechte Verwüstungen an. Bäume liegen kreuz und quer wie riesige Mikado-Stäbchen. Foto: /Christl Schemm

Mit voller Wucht trifft das Unwetter am Freitagabend auch Arzberg und seine Ortsteile. Die Feuerwehr rückt mehrfach aus. Das Schwimmbad bleibt am Samstag zu.

 
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Als Robert Schricker und seine Frau am Freitagabend nach Hause kommen, sind sie schockiert. Der Garten am Oberen Graben im Arzberger Stadtteil Schlottenhof ist verwüstet. Mehrere rund 20 Meter hohe Bäume – Kastanien, Pappeln, Buchen – sind umgeknickt und haben sich ineinander verkeilt wie riesige Mikado-Stäbchen. „Wir waren auf einer Beerdigung und dann noch eingeladen. Nachbarn haben uns angerufen und verständigt, dass in unserem Garten so viele Bäume abgebrochen und umgefallen sind“, erzählt der Schlottenhofer am Samstagvormittag. Glücklicherweise ist keiner der Bäume auf die öffentliche Straße gefallen. Der wüste Berg von Baumstämmen, Ästen und Laub blockiert „nur“ die Zufahrt im Garten.

Mit voller Wucht hat das Unwetter am Freitagabend auch Arzberg und seine Ortsteile getroffen. Glücklicherweise wütete der Sturm nur rund 20 Minuten, sodass sich die materiellen Schäden in Grenzen halten. Trotzdem waren die Feuerwehrleute stundenlang im Einsatz. Vor allem abgeknickte oder entwurzelte Bäume und abgebrochene Äste machten Pro-bleme auf den Straßen. Die Überflutungen hielten sich dieses Mal in Grenzen.

Bodensauger im Dauereinsatz

Auch im Schwimmbad. Dort strömte zwar wiederum Wasser von der Egerstraße aus in die Anlage, richtete aber keinen Schaden an. Hingegen hatte das Freibadpersonal am Samstag viele Stunden zu tun, um die Becken und die Badeplatte zu reinigen. Deswegen konnte das Schwimmbad am Samstag auch nicht geöffnet werden. „Im großen Becken lagen viele Äste und jede Menge Laub“, sagt Bademeister Stefan Wolf. „Der Bodensauger war acht Stunden im Einsatz.“ Die Filterstraße in der Technik habe komplett gesäubert werden müssen. Auch die Rutsche und das Kleinkinderbecken seien mit Ästen und Blattwerk übersät gewesen. Der orkanartige Wind habe die Strandkörbe über die gesamte Badeplatte verteilt. „Wir waren den ganzen Samstag mit dem Aufräumen und Reinigen beschäftigt“, sagt Wolf und berichtet auch, dass im benachbarten Stadtpark Bäume umgeknickt seien.

Dies sei im gesamten Stadtgebiet der Fall gewesen, sagt der Kommandant der Stadtfeuerwehr, Markus Felgenhauer. An vielen Stellen, unter anderem in Sandmühle, seien Bäume und Äste auf Straßen und Gehwege gefallen. Diese seien zum Teil überschwemmt gewesen, aber nicht stark. „Wir hatten zwölf Einsatzstellen und waren bis 23 Uhr draußen“, teilt Felgenhauer auf Nachfrage der Frankenpost mit. Am Samstag hätten Feuerwehrleute noch von der Drehleiter aus abgeknickte Äste von Bäumen geschnitten, zum Beispiel am Bahnhof. Am Niebitz sei ein Baum in die Telefonleitung gekracht und habe beseitigt werden müssen. Eine Telefonleitung wurde auch im Stadtteil Oschwitz beschädigt. Ein umgestürzter Baum kappte die Verbindung zur Forellenmühle. Mehrere große Laubbäume – entweder entwurzelt oder abgeknickt – blockierten die Straße nach Dietersgrün. „Zum Teil ist der Asphalt aufgerissen. Auch in der Ortsmitte sind Bäume umgefallen“, sagt Feuerwehrvorsitzender Markus Tröger. „Wir waren bis 22 Uhr im Einsatz. Unsere jungen Frauen haben ebenfalls tatkräftig mitgeholfen, obwohl sie eigentlich zum Fest bei Edeka-Egert gehen wollten.“ (Siehe auch Bericht auf Seite 7.)

Beschädigte Telefonleitung

Bürgermeister Stefan Göcking ist froh, dass niemand verletzt worden ist und die Schäden nicht so verheerend sind wie beim Unwetter am Fronleichnamstag 2018. Er dankt den Feuerwehrleuten für die Arbeit, die sie ehrenamtlich leisten. Doch der Rathaus-Chef blickt auch in die Zukunft. Und zwar mit Sorgenfalten auf der Stirn. „Wir müssen künftig verstärkt mit solchen Wolkenbrüchen und Stürmen leben“, ist er überzeugt. „Deswegen müssen wir uns darauf einstellen und vorbereiten, zum Beispiel indem wir für Regenrückhalt sorgen und ein Sturzflutkonzept aufstellen.“ Zusätzlich müssten die Feuerwehren für derartige Herausforderungen noch besser ausgestattet werden, unter anderem mit leistungsstarken Pumpen und Wassersaugern.

Folge des Klimawandels

Dass solche Unwetter wie jenes am Freitagabend dem Klimawandel geschuldet sind, ist für den Bürgermeister „mehr als ersichtlich“. Er rechne damit, dass die Veränderung des Klimas das Leben auf der Erde massiv bedroht und fürchtet: „Ich glaube, das ist nicht mehr aufzuhalten. Wir haben zu viel Zeit vertan und agieren zu langsam.“

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