Südostlink BI Brand sendet Hilferuf nach Berlin

So sieht es aus, wenn die eingepflügten Schutzrohre in die offene Startgrube kommen. Foto: /pr.

Die Verantwortlichen kritisieren die hohe Belastung der Region durch den Bau von Stromtrassen. Sie fühlen sich als Bürger zweiter Klasse.

 
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Brand bei Marktredwitz - Diese Ansage sitzt: „Bitte walten Sie Ihres Amtes und schützen Sie unsere Umwelt und verhindern die Zerstörung unserer Heimat.“ Dies fordern die Vertreter der Bürgerinitiative Brand von Umweltministerin Svenja Schulze in einem offenen Brief. Die Vorsitzenden der BI, Johanna Kropp und Barbara Bauer, führen eine ganze Liste mit Infrastrukturprojekten auf, die den Marktredwitzer Ortsteil Brand regelrecht einschnüren und den Naturpark Fichtelgebirge gefährden.

Allen voran nennen sie die geplante Höchstspannungsleitung Südostlink mit den Erdgräben. Hier seien mittlerweile noch zweite Kabelstränge geplant, sodass letztlich eine Kapazität von zweimal zwei Gigawatt zusammenkomme. Weiter zählt die BI auf:

Den Ersatzbau des neuen Ostbayernrings östlich von Brand, der durch ein Natura-2000-Gebiet und FFH-Gebiet im Kösseinetal führt.

Den Rückbau des alten Ostbayernrings ebenfalls östlich von Brand.

Die bestehenden 21 Windräder nördlich von Brand.

Die neu geplante Elektrifizierung der Bahntrasse Marktredwitz-Eger-Prag nördlich von Brand.

„Wie kann es sein, dass wir hier so ungleich behandelt werden und mit allen Projekten belastet werden, während andere Gebiete gar nicht betroffen sein werden. Sind wir hier in der Grenzregion Menschen zweiter Klasse“, schreiben Johanna Kropp und Barbara Bauer. Dass allein der Bau des Ostbayernrings im Abschnitt von Mechlenreuth bei Münchberg bis Marktredwitz die Landschaft komplett verändern wird, schließen die BI-Vertreterinnen anhand der vorgesehenen Ausgleichszahlungen in Höhe von 1,46 Millionen Euro. „Es muss schon schlimm sein, was da auf die Region zukommt, denn umsonst wird der Betrag nicht so hoch angesetzt werden.“

Die größten Sorgen bereitet den Mitgliedern der Bürgerinitiative Brand der Bau des Südostlinks (HGÜ-Trasse), der sich durch den gesamten Landkreis Wunsiedel schlängelt. Allein im Abschnitt bei Brand gibt es laut Johanna Kropp und Barbara Bauer ausreichend Gründe, die Stromkabel hier nicht zu verlegen.

So weist die Bürgerinitiative in ihrem Schreiben an Umweltministerin Swenja Schulze darauf hin, dass die Leitungen nach wie vor die quecksilberbelastete Kösseine queren müssen. Nach wie vor lagert im Flussbett die hochgiftige metallische Flüssigkeit, die aus der Zeit der Chemischen Fabrik in Marktredwitz stammt.

Auch die geologischen Verhältnisse mit den immer wiederkehrenden Schwarmbeben, die eine Stärke von bis zu 4,5 auf der Richterskala haben können (unter anderem im Jahr 2014), führen die beiden Frauen ins Feld.

Viele Menschen, nicht nur in Brand bei Marktredwitz, kommen sich wie Versuchskaninchen vor, gibt es doch bislang keine Studien, welche Auswirkungen eine Doppelbelastung mit Gleichstrom (Südost-Links) und Wechselstrom (Ostbayernring) innerhalb eines engen Korridors hat. Johanna Kropp und Barbara Bauer kritisieren, dass die möglichen gesundheitlichen Risiken für Menschen und die Folgen für die Natur in der Bundesfachplanung komplett fehlen. Schon jetzt zeige das Krebsregister für das Fichtelgebirge eine erhöhte Rate von Erkrankungen. Noch hat die Ministerin übrigens nicht geantwortet.

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