Tafel in Arzberg Jede Woche Hilfe für 60 Haushalte

Christl Schemm
Jeden Freitag und Samstag geht es vor der Tafel im Arzberger AWO-Haus rund. Dann laden die ehrenamtlichen Helfer die Waren aus, die am Samstagnachmittag verteilt werden. Manchmal gibt es sogar Blumen, wie unser Bild mit Ali Balan (links) und Gerhard Bauer zeigt. Foto: /Christl Schemm

Zur Arzberger Tafel kommen inzwischen auch Geflüchtete aus der Ukraine. Asylbewerber, die schon länger da sind, helfen ehrenamtlich mit. Sie wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben.

 
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Die Folgen des Krieges in der Ukraine gehen auch an den Tafeln nicht spurlos vorbei. Viele der sozialen Einrichtungen, die bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs unterstützen, plagen Lieferengpässe auf der einen und höhere Kosten auf der anderen Seite. Auch Alexander Wagner, Kreis- und Ortsvorsitzender der AWO in Arzberg, kennt diese Probleme. Aber er weist gleichzeitig auf etwas hin, das ihm sehr wichtig ist: Die aktuellen Sorgen seien nicht der Tatsache geschuldet, dass jetzt auch Geflüchtete aus der Ukraine mitversorgt werden müssen. „In Arzberg kommen mittlerweile 15 Menschen aus der Ukraine zu uns an die Tafel. Sie nehmen unseren bisherigen Kundinnen und Kunden nichts weg. Das ist kein Problem“, sagt er. Insgesamt seien es jede Woche rund 60 Haushalte mit 135 Personen, die zum Teil ihren Bedarf an der Arzberger Tafel decken.

Tafel hilft an ukrainischer Grenze

Mehrfach haben ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Arzberger Tafel, die auch die Bereiche Schirnding, Hohenberg und Thiersheim betreut, mit Hilfstransporten Lebensmittel, Hygieneartikel und Medizinprodukte an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren und auch Menschen, die aus dem Kriegsgebiet geflüchtet sind, in Sicherheit gebracht. Das sind außergewöhnliche Situationen, bei denen die Ehrenamtlichen der AWO schnell und unbürokratisch reagieren.

Doch steht die Einrichtung auch im „Normalbetrieb“ ständig vor großen Herausforderungen. Zum Beispiel dafür zu sorgen, dass an den Öffnungstagen ausreichend Lebensmittel und andere Waren zur Verfügung stehen. Bei Trockenprodukten wie Reis, Nudeln, Mehl oder Zucker, also Lebensmitteln, die sehr lange haltbar und zurzeit in den Einkaufsmärkten teilweise Mangelware sind, gibt es laut Wagner für die Tafel schon immer Engpässe. „Diese Sachen oder auch Konserven müssen die Supermärkte ja nicht so viel aussortieren, weil das Haltbarkeitsdatum nicht so schnell abläuft“, erläutert er. „Da sind wir auf Großspenden angewiesen.“

Edeka-Zentrallager in Lorenzreuth sichert Tafel

In Arzberg versorge sich die Tafel bei Netto und Edeka mit dem, was dann an die Menschen, die Hilfe brauchen, weitergegeben wird. Eine große Erleichterung sei, dass seit Beginn der Corona-Krise jetzt auch das Edeka-Zentrallager in Lorenzreuth zum Beispiel Obst und Gemüse zur Verfügung stelle. „Das sichert, dass wir unsere Tafel offen halten können. Alleine mit dem, was wir vor Ort bekommen, ginge das nicht. In unregelmäßigen Abständen fahren wir nach Nürnberg ins Zentrallager der Tafel Bayern und holen dort Waren ab“, erklärt Wagner. Auch bei der Firma Bahlsen in Neunburg vorm Wald könnten deren Produkte abgeholt werden.

Stolz darauf ist der Vorsitzende, dass die Arzberger Einrichtung – im Gegensatz zu vielen anderen Tafeln - während der gesamten Zeit der Corona-Pandemie geöffnet gewesen sei und nach wie vor zu 100 Prozent auf ehrenamtlicher Basis geschultert werde.

Während der Lockdowns, als es noch keine Impfungen gegeben hat, hätten Helferinnen und Helfer Taschen mit Lebensmitteln gepackt, die die Kundinnen und Kunden dann an der Tür abholen konnten. Menschen, die wegen des hohen Ansteckungsrisikos nicht aus dem Haus gehen konnten oder wollten, seien beliefert worden. „Bei uns wird niemand für die Mitarbeit bezahlt“, sagt er. 35 Frauen und Männer engagierten sich in diesem Ehrenamt, darunter auch etliche Flüchtlinge. „Sie helfen regelmäßig mit, weil sie der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen. Manche haben jetzt den Führerschein und können Abholtouren fahren.“

Kühlfahrzeug ist kostspielig

Um den vorschriftsmäßigen Transport verderblicher Waren zu gewährleisten, braucht die Tafel ein Kühlfahrzeug. Dieses ist nach den Worten Wagners aber jetzt in die Jahre gekommen. „Die Reparaturen häufen sich“, sagt er. Da die Lieferfristen sehr lang seien, habe die AWO bereits vor einem Jahr einen neuen Sprinter bestellt. Dieser müsse durch Spenden finanziert werden. Sorgen bereiten auch die stetig steigenden Energiekosten. „Der Sprit, das Gas für unsere Heizung und der Strom werden immer teurer“, beklagt der Tafel-Chef.

Zur Tafel, die jeden Samstag von 13 bis 16 Uhr geöffnet ist, können laut Wagner Menschen mit einem Einkommen von weniger als 850 Euro kommen. Pro Person kämen in der Familie nochmals 425 Euro zur Obergrenze hinzu. „Berechtigt sind alle, die unter dieser Grenze liegen, egal ob sie arbeiten oder Sozialleistungen beziehen“, klärt er auf. „Wir tun unser Bestes, um allen zu helfen, die zu uns kommen – unabhängig von ihrer Geschichte oder Herkunft.“

Spenden und helfen
Nicht nur für das Kühlfahrzeug, sondern generell ist die Tafel auf Spenden angewiesen. Wer helfen möchte, kann Geld auf folgendes Konto bei der Sparkasse Hochfranken überweisen: DE71 7805 0000 0203 0616 35. „Wir freuen uns über jede Spende, nicht nur über Geld“, sagt Alexander Wagner. Jede Packung Nudeln und jeder Euro helfen.“ Außerdem ist die Tafel froh über jeden freiwilligen Helfer. „Wir brauchen unbedingt Ehrenamtliche, aktuell auch für die Unterstützung der Flüchtlinge aus der Ukraine“, ruft Wagner auf. Jeder und jede, der oder die mitmachen wolle, könne das Pensum des Engagements selbst bestimmen. Wer bei der Tafel helfen möchte, könne jeden Samstagvormittag einfach mal vorbeischauen.

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