Tagespflege in Rehau Ein Lächeln ist der größte Lohn

Wolfgang Neidhardt
Im Aufenthaltsraum der Tagespflege in der Rehauer Gartenstraße beschäftigen sich die Mitarbeiterinnen mit den Gästen. Foto: Neidhardt

50 Mitarbeiter der Rummelsberger Diakonie in Rehau setzen Maßstäbe in der Senioren-Betreuung. Die Tagespflege läuft gut, ebenso das Angebot zur Beratung pflegender Angehöriger und der Mahlzeitendienst.

 
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Zu Hause sein oder sich wie zu Hause fühlen: Die Rummelsberger Diakonie trägt in Rehau und Umgebung dafür Sorge, dass viele Ältere und Kranke ihr Leben so gut wie irgend möglich genießen können: in der am 1. Januar 2021 gegründeten Tagespflege Senta am Perlenbach oder in den eigenen vier Wänden. 50 höchst engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen in einem renovierten alten Haus in der Gartenstraße oder beraten die Frauen und Männer, die ihr Leben nicht mehr selbst gestalten können.

Ein Herbstvormittag im ersten Stock des Hauses: Im hellen, großen Aufenthaltsraum singen, spielen und sprechen zwei Mitarbeiterinnen mit etwa zehn dementen Gästen oder basteln gemeinsam mit ihnen mit Kastanien – und erhalten mindestens ein Lächeln oder gar ein herzhaftes Lachen als Lohn für ihre Arbeit zurück. Wird all das zu viel, können sich die Besucher in einen großzügig gestalteten Ruheraum mit bequemen Sesseln zurückziehen und dort entspannen. „Gäste“ statt Kunden: Auf diese Bezeichnung legt die Ur-Rehauerin Margit Mühl, die die Einrichtung gemeinsam mit Stellvertreterin Tina Bernhardt leitet, großen Wert. Die resolute, aber immer positive Chefin hat im Jahr 2004 den 1998 gegründeten ambulanten Dienst übernommen und zu dem gemacht, was er heute ist.

Der Aufenthaltsraum, das „Wohnzimmer“ der Senioren, ist der Mittelpunkt des Hauses: Hier gibt es auch mal ein Weißwurst-Frühstück, einen Männer-Stammtisch oder einen Rommé-Nachmittag – aber auch Gedächtnistraining. Bei Bedarf werden die Gäste auch ärztlich versorgt. Morgens holen die Mitarbeiter des Hauses sie von zu Hause ab. In der Gartenstraße werden sie beschäftigt und verköstigt – und abends geht es zurück ins traute Heim. „Das kostet am Tag 20 Euro. Der restliche Aufwand ist ab Pflegegrad zwei abgedeckt. Und wir haben noch Plätze frei“, sagt Margit Mühl. Für 20 Senioren ist hier Platz, 13 oder 14 kommen derzeit täglich – natürlich auf Covid getestet.

Und wer nicht kommen kann oder will, der wird häufig von Angehörigen zu Hause betreut – was für diese häufig eine sehr belastende Aufgabe ist. Auch dabei helfen die Mitarbeiterinnen der Rummelsberger Diakonie. „Romeo und Julia“ nennt sich das zweite Angebot. Seit dem 1. Oktober berät Jacqueline Winkler aus Pilgramsreuth als Nachfolgerin von Carmen Bogler in der Fachstelle für pflegende Angehörige Frauen und Männer, die sich um ihre dementen Väter und Mütter kümmern – Aufgaben, die immer bedeutender werden: Die Menschen werden älter – folglich gibt es immer mehr Demenzkranke.

In diesem Jahr haben Bogler und Winkler bereits rund 800 pflegende Angehörige beraten. „Reden ist ganz wichtig. Die Betreuungspersonen können sich bei uns aussprechen, können ihr Leid klagen – auch in einem Gesprächskreis für bis zu 20 Teilnehmer, der sich zwei Mal im Monat trifft oder an Abenden für die Angehörigen selbst. „Im November starten wir ein Angehörigen-Forum.“ Winkler besucht aber gerne die Angehörigen auch zu einer in-House-Schulung. „Wir schauen, wo wir diese entlasten können.“

Die pflegerischen Schritte sind beispielsweise: Helfen, wenn jemand nicht essen will, den Betreuern lehren, wie sie mit Aggressionen umgehen. Weitere Probleme: unruhige Nächte der Demenzkranken, die häufig tagsüber schlafen – was den Betreuern die Nachtruhe nimmt. „Hier die Kranken zu versorgen, das ist noch belastender.“ Die Situationen sind hinlänglich bekannt: Manches muss man fünf, sechs Mal sagen, also Geduld lernen und nicht schimpfen. Der Ehemann erkennt seine Gattin nicht mehr. „Dieses Leid müssen die Frauen dann auch mal loswerden können – und dafür sind wir da. Erzählen hilft.“ Jacqueline Weber gibt auch Hilfestellungen zur körperlichen Pflege, bei Inkontinenz, beim Waschen und Anziehen, bei der Mobilisation.

Drittes Angebot der Rummelsberger: „Frisch auf den Tisch.“ An allen 365 Tagen des Jahres liefern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rehau und Umgebung etwa 100 Essen aus: zwei Menüs, natürlich auch mit vegetarischem Angebot und natürlich auf Porzellangeschirr.

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