SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht das anders. Er hält den Impfstopp für einen Fehler. Und das, obwohl die Komplikationen „mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf den Impfstoff zurückzuführen“ seien, da es sich um sehr seltene Hirnvenenthrombosen handle, die sonst etwa 50 Mal pro Jahr in Deutschland vorkommen.
Aber man müsse das Risiko ins Verhältnis setzen, sagt Lauterbach. Es treffe etwa einen Geimpften von etwa 250.000. Der Impfstopp habe drastischere Folgen bei den Nichtgeimpften. „Wir gehen in eine fulminante dritte Welle rein.“ Daher würde der SPD-Politiker die Impfungen weiterlaufen lassen, während die Fälle untersucht werden. „Der Nutzen ist im Verhältnis mit dem Schaden gut vertretbar“, sagt Lauterbach. Sollte der Impfstoff wegfallen, „wäre das eine Katastrophe“.
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Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, bezeichnet den Impfstopp zwar als Rückschritt, hält die Entscheidung der Regierung aber für richtig. „Die Nerven liegen blank“, sagt Gassen. Dennoch sollte man die Risiken kennen, um sie klar kommunizieren zu können. „Man bekommt die Kurve nur mit Transparenz.“
Verunsicherte Zuschauer, die mit Astrazeneca geimpft worden sind, sollten auf kleine blaue Punkte auf der Haut achten und bei Kopfschmerzen einige Tage nach der Impfung ärztlichen Rat einholen. Von Selbstmedikation mit blutverdünnenden Mitteln rät Gassen ab. Zunächst müssten die Zusammenhänge geklärt werden. „Man sollte sich jetzt nicht verrückt machen“, sagt Gassen.
Gassen selbst sei als Mediziner bereits mit Astrazeneca geimpft und würde sich nach eigenen Angaben auch die zweite Impfung geben lassen. Bei dieser Frage sind sich tatsächlich alle Talkshow-Teilnehmer einig: Auch alle anderen in der Runde würden sich mit Astrazenca impfen lassen.