TBC in Helmbrechts Gott muss den Frankenwald zurückbauen

Andrea Herdegen
TBC: immer auf Draht Foto:  

Aber nur in der Schöpfungsgeschichte des Totalen Bamberger Cabaretts. Die drei Spaßmacher bringen mit einem „Greatest Witz“-Programm die Zuschauer im Helmbrechtser Textilmuseum zum Lachen.

 
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Gerade noch rechtzeitig haben sie es auf die Bühne des Textilmuseums geschafft. Denn die drei Herren von TBC haben so langsam ein Alter erreicht, in dem man nicht mehr sicher darauf bauen kann, dass ihnen am Ende eines Witzes noch die Pointe einfällt. „Bevor wir’s vergessen“ heißt folgerichtig das Programm. Das Totale Bamberger Cabaret, gegründet vor nunmehr 37 Jahren, hat in Archiven und Gehirnwindungen gestöbert und Sketch-Perlen entstaubt, um sie beim Helmbrechtser Kulturfrühling als „Greatest Witz“ zu präsentieren.

Zwei Stunden Programm sind dabei herausgekommen. Georg Koeniger, Florian Hoffmann und Michael A. Tomis haben sich, wie man zu Beginn mitbekommt, über einen Veranstaltungsmakler das beste Publikum gesichert, das für diesen Abend zu bekommen war. Also, im unteren Preissegment zumindest. Und die Helmbrechtser feiern die Spaßmacher laut und ausgiebig. Denen ist die Begeisterung fast schon peinlich, sogar Zugaben werden gefordert. Georg Koeniger: „Ehrlich, das sind wir nicht gewohnt. Um diese Zeit ist in Franken normalerweise der Saal schon leer. Die meisten sind eigentlich immer schon zur Pause gegangen.“ Nicht in Helmbrechts. Michael A. Tomis erklärt: „Die Leute hier sagen: Mir hamm bezohld, mir bleibm hoggn.“ Florian Hoffmann argumentiert: „Wo willst du denn jetzt auch noch hin in Helmbrechts?“ Doch da zwinkert Tomis nur: „Na, vielleicht geht ja noch was – in Wüstenselbitz.“

Die Bamberger haben ihre geografischen Hausaufgaben gemacht. Dass ihnen nicht bei der Eröffnungsnummer gleich die Unterwäsche der Fans entgegenfliegt, schieben sie auf den wohl hohen Anteil von Münchbergern im Publikum. Und Naila opfern sie dem durch den Klimawandel ansteigenden Meeresspiegel. Im Hawaiihemd und mit Ukulele besingt Koeniger den „weißen Sonnenstrand von Enchenreuth“, den die globale Erwärmung den Helmbrechtsern bescheren wird.

Beschwingt werden ernste Themen weggelacht. Nachdenklich allerdings wird Tomis, wenn er erwähnt, dass eine erschreckende Nummer nach 16 Jahren immer noch eins zu eins funktioniert: das Gespräch dreier hoher Kirchenvertreter, die sich – verhuscht um alle Details windend – über Abfindungen für Missbrauchsopfer unterhalten. Oder, wie es im klerikalen Jargon laut TBC heißt: freiwillige finanzielle Geschenke an Menschen, die eine besondere Zuwendung erfahren haben.

Treffsicher sitzen die Pointen, exakt ist das Timing, beeindruckend sind Mimik und schauspielerische Umsetzung. TBC beobachtet Gott bei der Schöpfung und berichtet von seinen Problemen mit Zulieferern und Bauamts-Bürokraten. So zwingt ihn eine nachträglich erlassene Höhenbeschränkung zum Rückbau des Frankenwalds. Die „Kette majestätischer Achttausender“ muss auf unter 800 Höhenmeter abgetragen werden. Der Bauschutt der Maßnahme, so beschließt Gott, kommt dahin, wo’s keinen stört und wo ohnehin niemand wohnen will: in die Oberpfalz.

Dann schalten die Kabarettisten um auf Youtube, wo der Blogger Bob eine krasse, total neue Technik zur Communication erklärt: Briefing, also das Schreiben von Nachrichten auf super-slimem Paper und deren Übermittlung, ganz ohne Strom und Internet, per „Poustbote“. Kaum zu glauben für eine Generation, die „ohne Google-Maps gar nicht mehr aufs Klo findet“.

Herausragend sind die Musiknummern. Etwa der Ausbeinmesser-Tanz dreier Metzger zum Hildegard-Knef-Hit „Für mich soll’s roten Pressack regnen“. Oder Koenigers famose Grönemeyer-Parodie „Flugzeugfraß in meinem Bauch“. Auch die „Zett-Dee-Eff-Hitparade“ mit Schlagern aus vergangenen Zeiten, vorgetragen von Interpreten von heute, ist hörenswert. Auf Platz eins die donnernde Rammstein-Version von „Pack die Badehose ein“, komplett mit aufwendiger Pyro-Show. Oder, wie der Bamberger sagt: zwaa Schdernlaschmeißer.

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