Viele deutsche Start-ups kommen zwar in der frühen Wachstumsphase an Geld, bei großen Summen geht aber meist wenig ohne amerikanische Investoren. Hierzulande werden rechnerisch 90 Euro pro Einwohner in Wagniskapital investiert, in den USA (510 Euro) sind es laut Startup-Verband fast sechsmal so viel. Er sieht eine jährliche Finanzierungslücke von rund 30 Milliarden Euro. Großanleger wie Versicherungen dürfen aber nur beschränkt in Wagniskapital investieren und konzentrieren sich auf Staatsanleihen.
Brandis von Earlybird bringt einen anderen Weg ins Spiel, um große Investoren stärker für Wagniskapital zu gewinnen. "Eine Lösung wäre es, einen Dachfonds mit staatlicher Bürgschaft aufzulegen, der mindestens ein zweistelliges Milliardenvolumen hat."
Techbranche langfristig im Aufwärtstrend
Unbestritten ist aber, dass der Gründerstandort Deutschland langfristig große Fortschritte gemacht hat. Auch hat sich das Finanzierungsumfeld mit sinkenden Leitzinsen verbessert, stellt die Förderbank KfW fest, die eine Initiative von Konzernen für mehr Wagniskapital koordiniert. 2024 sammelten deutsche Start-ups laut Beratungsgesellschaft EY gut sieben Milliarden Euro Wagniskapital ein, knapp eine Milliarde mehr als im Vorjahr.
Auch die Wahrnehmung in der Politik habe sich geändert, beobachtet Brandis. "Das Thema Wagniskapital ist auf der Agenda der Politik angekommen. Sie hat verstanden, dass Venture Capital fundamental wichtig ist. Das war vor drei Jahren noch nicht so." Es bleibe aber viel zu tun: "Die Umsetzung, was Förderinitiativen anbelangt, ist zu zaghaft und bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein."