Testzentrum Sokolov Wie beeinflusst die BMW-Strecke Hof?

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Die geplante Teststrecke von BMW in Sokolov soll 2023 in Betrieb gehen. Themen wie Elektromobilität, Digitalisierung und automatisiertes Fahren sollen vorangetrieben werden. Assistenzsysteme sollen dort unter dem Aspekt der Fahrsicherheit erprobt werden Foto: /BMW

Der Automobilhersteller BMW wird bei Sokolov in Tschechien autonomes Fahren erproben. Auch die Landkreise auf deutscher Seite hoffen auf einen wirtschaftlichen Impuls.

 
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Sokolov/Wunsiedel - BMW baut gerade für 300 Millionen Euro eine Teststrecke für autonomes Fahren im tschechischen Sokolov, eine Fahrstunde von Hof entfernt. Das Vorhaben ist lange bekannt, eine Frage ist aber immer noch nicht beantwortet: Wird die neue große Anlage Auswirkungen aufs Testgelände auf dem Hofer Flughafen haben? Auch hier testet BMW bekanntlich seit einigen Jahren Fahr- und Parkassistenzsysteme für Autos – mit bis zu 40 Mitarbeitern am Standort gehört der Autoherstellern zu den größten Mietern am Flughafen Hof-Pirk. Der aktuelle Vertrag läuft 2023 aus – also genau dann, wenn in Sokolov die neue Strecke fertiggestellt sein soll.

Mehrmals hatten die Verantwortlichen des Flughafens Hof in den vergangenen Monaten betont, dass noch nichts spruchreif sei in Sachen Vertragsverlängerung oder -beendigung desselbigen Ende 2023. Eine Frankenpost-Anfrage bei BMW ergibt: „Noch ist nichts entschieden, sich hierzu zu äußern, wäre verfrüht“, sagt BMW-Sprecher Dieter Falkensteiner. Sowohl der Autobauer als auch der Flughafen hatten in den vergangenen Monaten auf Anfragen immer wieder erläutert, dass man sich in guten Gesprächen befinde – Ausgang ungewiss.

Der Münchner Autohersteller hatte bereits Ende 2017 den Bau eines Testgeländes nördlich der Stadt Sokolov/Falkenau in Tschechien angekündigt. Die Fertigstellung war eigentlich für 2022 anvisiert, nun ist die Inbetriebnahme für 2023 geplant. Nördlich der Stadt Sokolov, 40 Autominuten von Marktredwitz entfernt, soll das neue Testgelände auf einem 600 Hektar großen Areal entstehen – das sind umgerechnet rund 840 Fußballfelder. „Am geplanten Erprobungsstandort werden wir zukunftsweisende Themen wie Elektromobilität, Digitalisierung und automatisiertes Fahren weiter vorantreiben“, erläutert Dieter Falkensteiner, Pressesprecher bei BMW, auf Anfrage. Assistenzsysteme sollen dort unter dem Aspekt der Fahrsicherheit erprobt werden.

Sechs Strecken

300 Millionen Euro will der Autohersteller in das Testgelände investieren. Sechs Teststrecken mit etwa 25 Kilometern Länge sollen entstehen. „Die vorhandenen Flächen in Aschheim bei München, Miramas in Frankreich und Arjeplog in Schweden reichen für die erforderlichen Erprobungsumfänge kapazitiv nicht mehr aus“, sagt der Pressesprecher. In Sokolov habe man ideale Bedingungen und die Flächen für die Fahrzeugtests gefunden. Es ist der erste Entwicklungsstandort östlich von Deutschland.

Ein weiterer Vorteil aus Münchner Sicht: Sokolov liegt nur zweieinhalb Autostunden vom Münchner Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) entfernt. Neue Komponenten und Technologien könnten so schnell ausprobiert werden.

Inbetriebnahme 2023

Die Inbetriebnahme des Geländes ist nun für Juni 2023 geplant. 120 Arbeitsplätze sollen dort geschaffen werden – unter anderem in den Bereichen Standortleitung, Gebäudeverwaltung und in den Werkstätten. Ein Teil der Mitarbeiter soll auch aus Deutschland kommen, und bereits jetzt sind Stellen in Sokolov ausgeschrieben. Davon möchte nicht nur die Region Karlsbad, sondern auch die Landkreise Wunsiedel und Tirschenreuth profitieren. Wie Thomas Edelmann, Leiter der Entwicklungsagentur Fichtelgebirge, mitteilt, habe man sich bereits frühzeitig an BMW gewandt: So gebe es beispielsweise verschiedene Baugebiete, die für Mitarbeiter der Teststrecke interessant sein könnten.

„Mit dem Interesse von BMW an unserer Region stieg auch das Interesse von außerhalb“, sagt auch Bernd Sommer, Bürgermeister von Waldsassen. „Wir haben konkrete Bau- und Wohnanfragen, die direkt und indirekt in Zusammenhang mit BMW stehen“, bestätigt Sommer.

Zu Beginn stand auch im Raum, zukünftige Fachkräfte aus Sokolov in der Berufsschule in Wiesau dual auszubilden. „Wir stehen derzeit in keinem Kontakt zu BMW“, sagt Thomas Metzler, Schulleiter der Berufsschule, auf Nachfrage. „Solchen Projekten und Gedanken stehen wir aber generell offen gegenüber.“

Beim Bauprojekt selbst sei es zu Preissteigerungen bei den Baustoffen, Verzögerungen aufgrund von Corona-Quarantänen sowie zu Lieferengpässen gekommen, teilt BMW mit. Dennoch befände man sich im Zeitplan. kpz/ago/cp

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