Theater Hof Das steckt hinter der Premiere

Esther Bauerle
Doppelter Andersen: Andrea Matthias Pagani (links) und Christian Venzke. Foto: Dietz Fotografie

Das Theater Hof probt das Musikstück „Der Soldat und die Tänzerin“. Da darf es noch an etwas hapern – was es prompt tut.

 
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Ein einbeiniger Soldat tanzt. Eine Ballerina gleitet über ihr Schmuckkästchen und hebt ihr Bein so hoch, dass es scheint, als habe auch sie nur eines. Liebe auf den ersten Blick – für den Soldaten. Klar, nicht echt. Es ist das Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“ von Hans Christian Andersen. Es ist Donnerstagabend, das Theater Hof hat aus dem Kunstmärchen das Musiktheater „Der Soldat und die Tänzerin“ gemacht. Eine Stunde lang dürfen heute ausnahmsweise 100 Zuschauern zugucken und sich Appetit für die Premiere am 18. März holen.

Was Intendant Reinhardt Friese aus dem bloßen Märchen gemacht hat, ist weder Schauspiel, noch Ballett, noch Konzert – es ist alles miteinander. Autor Andersen (gespielt vom Musicaldarsteller Christian Venzke) steht auf der Bühne seinem Inneren „ The mad Man“ (Andrea Matthias Pagani) gegenüber. Und das leidet: unter Ausgrenzung, er ist homosexuell und zu groß für seinen Traumberuf Tänzer. Im Morphiumrausch begegnet er sich selbst. Alles andere läuft wie bei Andersen: 25 Soldaten werden aus Zinn gegossen – nur für den einen hat das Zinn nur noch für ein Bein gereicht. Auch er ist ein Außenseiter, spiegelt Anderson.

Die Probe ist besonders, was die Akustik angeht, spannend. Friese hat die Musik bei Komponist Martyn Jaques bestellt. Das alles mündet in eine Uraufführung. Die Schauspieler hören heute Abend zum ersten Mal die fertige Orchesterversion, die Kapellmeister Michael Falk arrangiert hat. Naturgemäß hapert es an manchen Stellen noch: Andrea Matthias Pagani hört zum Beispiel auf der Bühne nicht alle Töne. Und die Musik ist an einer Stelle nicht bedrohlich genug, muss schärfer werden. Stelle für Stelle gehen Darsteller, Chor und Orchester mit Falk durch. Dabei sitzt das Orchester im Graben und sieht nicht, wann die Tänzer auf der Bühne welche Bewegung setzen. Dass auf der Bühne bei der Premiere alles funktioniert, ist für den Zuschauer oft selbstverständlich.

Heute ist vor allem die Musik dran. Für Falk eine „akustische Herausforderung.“ Aber nicht nur die Musik spielt eine wichtige Rolle für das Theater, sondern auch das Licht, und in dem sind die Illustrationen von Olga Dugina und Andrej Dugin (die auch bei einem Harry-Potter-Film engagiert waren) zu sehen, die mit Ausstatterin Anette Mahlendorf das Bühnenbild entworfen haben.

Die sehen die Zuschauer der Probe aber noch nicht. Über 100 Theaterbegeisterte finden sich im Publikum wieder. Falk: „Gerade die Probe ist spannend für die Zuschauer. Sie sind beim Entstehungsprozess dabei.“ Neben seiner Tätigkeit als Musikleiter der Inszenierung ist Falk an diesem Abend auch Moderator, was ihn selbst auf die Probe stellt. Es sei schwer, die Balance zwischen den beiden Funktionen zu finden, verrät er.

Zum Stück nimmt das Theater eins vorweg: Es wird – anders als bei einem gewöhnlichen Märchen – kein Happy End geben.

Wer sich von der märchenhaften Geschichte des Zinnsoldaten begeistern lassen will, kann die Matinee am Sonntag um 11 Uhr besuchen. Dort wird Reinhardt Friese unter anderem das Regiekonzept vorstellen. Die Premiere findet am 18. März um 19.30 Uhr statt. Es gibt noch Karten.

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