Fieberhaft bringt er die Frechheit der "Figaro"-Ouvertüre ins Rollen, die das - in den Violinen allerdings nicht trübungsfreie - Orchester kraft scharfer Akzente vorantreibt, auch durch Paukenprasseln mit blanken Holzschlägeln, weder von Filz, Flanell noch Fell gedämpft.
Nichts für Leisetreter: In Mozarts 41. und letzter Symphonie, mit dem höchstmöglichen Beinamen "Jupiter", baut Spaw zwar umsichtig spannungsvolle Phrasen auf und bremst deren Enden federnd wieder ab; dennoch verleiht er dem Kopfsatz namentlich durch kernige Pointierung und Forte-Piano-Kontraste Lebensgeist. Beklemmende Schwermut, wie sie die gemütvolle Behäbigkeit des zweiten Satzes unterbricht, löst er im leichtherzigen Fluss des Menuetts und in dessen chromatischem Holzbläser-Wohllaut auf, um sie im pompös sich brüstenden Schluss-Allegro vollends vergessen zu machen. Nachvollziehbar erschließt der Dirigent das bewundernswerte Motivgeflecht, das der gewiefte Kontrapunktiker Mozart durch dies Finale webte; was die Symphoniker aber nicht davon ablenkt, ihn packend als tempogeladenen Triumphzug zu inszenieren. So wie das Thurnauer Festival im Ganzen will dieser Endspurt den Namensgeber Wilhelm Kempff lobpreisen: Der galt unter den Tastenkünstlern seiner Zeit womöglich nicht als Jupiter, doch als ein Gott.