Thurnau - So etwas hatte es noch nicht gegeben. In diesem Klavierkonzert, Ludwig van Beethovens viertem, setzt nicht etwa zuerst das Orchester die Themen in Gang; sondern der Pianist, unbegleitet, streichelt wie beiläufig suchende, versuchende Akkorde in die Tasten. Überhaupt markierte dies Opus 58 bei seiner Wiener Uraufführung 1807 eine Wendung. Hatte der Tonsetzer zuvor mit Pathos und Passion komponiert, schien er nun weitaus gelassener aufgelegt. Wilhelm Kempff, einer der bedeutendsten deutschen Pianisten des 20. Jahrhunderts, hielt das G-Dur-Werk für "das schönste aller Klavierkonzerte".