Mutter und Vater wechseln sich die nächsten Wochen mit der Betreuung von Hugo alle drei bis vier Tage ab. "Es war immer einer bei ihm." Zum Übernachten gibt es neben der Kinderklinik ein Elternhaus. Weihnachten feiert die vierköpfige Familie für zwei Stunden im Krankenhaus. "Mehr war nicht möglich. Aber wenigstens waren wir alle wieder mal zusammen." Bisher habe der Fünfjährige alles relativ gut verkraftet. "Er ist in den letzten Wochen innerlich unwahrscheinlich groß geworden, obwohl es nicht sein müsste", ist der Vater auf seinen Sohn stolz.
Hugo habe schon angekündigt, dass er im Kindergarten ganz viele Geschichten erzählen werde. Berthold Walbrunn beschreibt dies alles ganz ruhig und überlegt. "Meine Frau und ich funktionieren nur noch", bekennt er. Es sei schließlich auch sehr wichtig, die dreijährige Tochter nicht zu vernachlässigen. "Eva darf nicht zu kurz kommen. Sie registriert schon alles." Anfang Januar gibt es aber den nächsten Rückschlag. Die Ärzte eröffnen Berthold und Sabrina Walbrunn, dass Hugo möglicherweise eine Knochenmarkspende benötigt.
Danach sei ihnen klar gewesen, die Krankheit ihres Sohnes in den sozialen Medien öffentlich zu machen. "Wir wollten keine Zeit vergeuden." Seitdem erfahren die Tirschenreuther eine Welle der Hilfsbereitschaft. Unter Federführung der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) und mit der Unterstützung von Feuerwehr, ATSV, FG Tursiana sowie Stiftlandgriller wurde mittlerweile eine Registrierungsaktion für den kleinen Hugo auf die Beine gestellt. Diese ist am Sonntag, 3. Februar, von 11 bis 16 Uhr im Kettelerhaus in Tirschenreuth (Äußere Regensburger Straße 44).
Offenbar ist es richtig, dass alle so schnell gehandelt haben. "Wie es ausschaut, braucht Hugo eine Knochenmarkspende", beschreibt Walbrunn am Mittwoch die aktuellen Entwicklungen. Umso dankbarer ist er, dass so viele Menschen und Vereine mit anpacken. "Das ist wirklich Wahnsinn. Wir bekommen Unterstützung von überall."
Einen geeigneten Stammzellenspender für einen Patienten zu finden, könne unglaublich schwer sein. Alle 15 Minuten erhalte in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs und jeder zehnte Betroffene suche vergeblich einen passenden Spender. Bis zum Samstag, 5. Januar, ist der kleine Bub in der Kinderklinik gewesen. Er hat erste Chemos, Lumbalpunktion und Knochenmarkpunktion hinter sich.
"Mittlerweile haben wir eine halbe Apotheke daheim", erklärt der Tirschenreuther. Momentan fährt ein Elternteil mit Hugo zweimal in der Woche zur Behandlung in die Klinik nach Regensburg. "Wenn er sich aber am Körper nur irgendwo ein wenig was aufreißt, müssen wir sofort runterfahren." Dies belastet die Familie auch in finanzieller Hinsicht. Bisher schaffen es die beiden, alles mit ihrer Arbeit zu vereinbaren. Der Vater arbeitet beim Kartonagenwerk in Liebenstein. Seine Frau ist bei der AOK in Tirschenreuth tätig. Einer müsse demnächst wohl komplett zu Hause bleiben. "Mindestens die nächsten zwei Jahre muss immer jemand bei Hugo sein. Da fällt dann irgendwann ein Verdienst weg", blickt der 29-Jährige sorgenvoll in die Zukunft.