Tirschenreuth Tirschenreuth: Corona-Antikörper-Studie geht in zweite Runde

Lucia Seebauer

Es kommen mehr Teilnehmer als erwartet. Schon nächste Woche beginnen die Wissenschaftler mit der Auswertung.

 
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Auch Landtagsabgeordneter Tobias Reiß ist Teilnehmer der Covid-19-Studie im Landkreis Tirschenreuth. Eine Mitarbeiterin des BRK nimmt ihm Blut ab. Foto: Lucia Seebauer

Tirschenreuth - Nach und nach kommen am Montag die Probanden in die Turnhalle St. Peter in Tirschenreuth. Es ist einer von drei Standorten, an dem Teilnehmer der Corona-Studie aus dem Landkreis in den nächsten beiden Wochen erneut ihr Blut auf Antikörper untersuchen lassen können. Sie alle haben in den vergangenen Tagen Post mit der Aufforderung erhalten, auch bei der zweiten Runde der Untersuchung mitzumachen.

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Die erste Runde

Die erste Runde der Studie "Prospektive Covid-19-Kohorte Tirschenreuth" (TiKoCo19) fand vom 29. Juni bis 17. Juli statt. 4203 Einwohner hatten ihr Blut auf Antikörper untersuchen lassen.

Ergebnis der Erstuntersuchung: 8,6 Prozent der Teilnehmer wiesen Antikörper gegen das Virus auf. Es lässt sich ableiten, dass etwa 20 Prozent der Infektionen im Frühjahr im Landkreis erfasst wurden.

Am Eingang der Halle erhalten die Bürger von Mitarbeitern Mund-Nase-Masken. Die Hände werden unter einen Desinfektionsspender gehalten. Im nächsten Raum misst eine Frau mit Face-Shield und Ganzkörper-Schutzanzug die Körpertemperatur. "Wer Fieber hat, wird sofort wieder weggeschickt", sagt eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes (BRK).

Jeder Studienteilnehmer erhält einen Fragebogen, der im Wartebereich ausgefüllt wird. Die nächste Station ist die Turnhalle. Dort stehen große Papp-Stellwände, die den Raum in mehrere Bereiche aufteilen. Bis zu fünf Personen können gleichzeitig betreut werden. Zuerst geht es auf die linke Seite. Hier warten Studenten der Medizin, Biologie und Molekular-Medizin aus Regensburg und Erlangen. Sie informieren die Leute, ehe auf der rechten Seite der Halle Blut abgenommen wird.

Das wollen die Wissenschaftler der "TiKoCo19"-Studie auf Antikörper testen. Einer von ihnen ist Studienleiter Professor Ralf Wagner. Der Immunologe und Virologe vom Universitätsklinikum Regensburg freut sich über die rege Beteiligung der Tirschenreuther. So waren bis 19 Uhr rund 110 Probanden in die Turnhalle gekommen. Mehr als erwartet. "Je höher die Beteiligung ist, desto besser ist es später für die Statistik der Studie", erklärt Wagner. Durch die zweite Runde könne das Studien-Team unter anderem erforschen, wie viele Corona-Neuinfektionen es seit Juli gegeben hat. "Zudem zeigt sich, wie stabil die Antikörper sind, die bereits gemessen wurden."

Das Problem: Bislang gibt es noch keine gesicherten Forschungsdaten zu der Entwicklung von Antikörpern. Daher gehe es auch um die Erforschung des sogenannten immunologischen Gedächtnisses. "Unser Immunsystem kann sich eine Erkrankung merken", so der 58-jährige Wissenschaftler. Ziel sei es, herauszufinden, ob Personen, die bereits Antikörper hatten, ein verringertes Risiko haben, erneut schwer zu erkranken.

Ab Dienstag beginnen die Wissenschaftler mit der Auswertung. "Wir werden Ende Dezember bis Mitte Januar fundierte Ergebnisse vorlegen können." Diese sollen helfen, das Corona-Virus besser zu verstehen. Der Professor forscht unter anderem auch an Impfstoffen, um das Virus einzudämmen. Aber kann mit deren Hilfe schon in einem Jahr wieder ein Stück weit Normalität zurückkehren? Es sei ein ehrgeiziges, aber realisierbares Ziel. "Man braucht dafür den richtigen Plan", sagt er. So komme es darauf an, wer zuerst geimpft werde, und die Verteilung müsse funktionieren.

Wann es mit dem dritten Teil der Antikörper-Studie weitergeht, hänge vom Infektions-Geschehen ab. Momentan planen die Wissenschaftler im Frühjahr 2021 mit der Fortführung. "Für uns wäre es schlecht, wenn sich das Infektions-Geschehen nur noch von Lockdown zu Welle und wieder von Lockdown zu Welle bewegen würde."

Auch Landrat Roland Grillmeier bittet die Menschen, an der Studie teilzunehmen. Er lässt sich ebenfalls am Montag Blut abnehmen. "Damit leistet jeder einen Beitrag, das Virus zu verstehen." Er ist gespannt auf die Ergebnisse und kündigt an, dass die Antikörper-Entwicklungen bald veröffentlicht werden sollen.