- Knapp 82 Prozent der mit Tirzepatid behandelten Männer und Frauen erreichten 5 Prozent oder mehr Gewichtsverlust.
- Mit Semaglutid waren es rund 67 Prozent.
- Eine Reduktion um 15 Prozent oder mehr erreichten rund 42 Prozent (Tirzepatid) und 18 Prozent (Semaglutid).
- Die Rate an Magen-Darm-Problemen wie Übelkeit, Durchfall und Verstopfung als Nebenwirkung war bei beiden Gruppen ähnlich.
Mehr als bei Diabetes-Patienten
Die Studie bestätigte auch, dass übergewichtige Menschen ohne Typ-2-Diabetes im Mittel mehr Gewicht verlieren als Patienten mit dieser Diagnose. „Die Gründe dafür sind unklar“, so die Experten. Eine mögliche Ursache sei eine unterschiedliche Motivation zur Gewichtsabnahme, verbunden damit, stärker nötige Änderungen wie eine andere Ernährung und mehr Bewegung anzugehen.
Sprich: Menschen, die damit ihre Kilos purzeln lassen wollen, engagieren sich womöglich mehr als Menschen, für die die Stoffe nur Teil der regulären Diabetes-Behandlung sind.
Sehr häufiger Abbruch
Erwähnt wird zudem ein auffälliges Detail: Bei mehr als der Hälfte der einbezogenen Frauen und Männern endete die Behandlung, weil sie vom jeweiligen Patienten abgebrochen wurde. Der Anteil unterschied sich dabei bei Tirzepatid und Semaglutid wenig. Der jeweilige Grund wurde nicht erfasst, erläutern die Forscher. Denkbar seien unter anderem unerwünschte Nebenwirkungen, die hohen Kosten der selbst zu zahlenden Therapie oder Engpässe bei der Erhältlichkeit der Präparate.
Die hohe Abbruch-Rate ist vor allem deshalb bedenklich, weil mehrere Studien gezeigt haben, dass es dann zum Jo-Jo-Effekt kommt: Das Gewicht steigt nach dem Absetzen wieder deutlich. Die Wirkstoffe müssen für einen anhaltenden Effekt also quasi lebenslang verwendet werden, wobei die Langzeitfolgen noch unklar sind.
Weniger Hungergefühle und Lust auf fetthaltige Nahrung
Tirzepatid und Semaglutid gehören zu den sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten, in der Öffentlichkeit sind sie inzwischen weithin als Abnehmspritze bekannt. Nicht zuletzt, weil US-Prominente sie dafür nutzen.
Die Stoffe ahmen die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nach. Im Gehirn wird mit ihnen der Impuls gesetzt, satt zu sein. Hungergefühle werden vermindert, Heißhungerattacken sind seltener und weniger stark, die Vorliebe für besonders fetthaltige Nahrungsmittel schwindet.
Seit dem 17. Juli vergangenen Jahres können Ärzte in Deutschland „Wegovy“ mit dem Wirkstoff Semaglutid zum Abnehmen verschreiben. Patienten spritzen sich das Mittel aus einem Fertigpen einmal pro Woche selbst unter die Haut.
Gedacht ist „Wegovy“ für Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30, also Adipositas, und Übergewichtige (BMI ab 27) mit gewichtsbedingten Begleiterkrankungen. „Mounjaro“ ist zu diesem Zweck in den USA und der EU seit Ende vergangenen Jahres zugelassen.
Info: Wie viele Menschen leiden an Übergewicht?
Übergewicht
Die Zahl der Menschen mit Adipositas oder starkem Übergewicht steigt in einem rasante Tempo. Weltweit sind mehr als eine Milliarde Menschen betroffen. Der Anteil der stark Übergewichtigen an der Bevölkerung hat sich seit 1990 mehr als verdoppelt, unter Heranwachsenden zwischen 5 und 19 Jahren sogar vervierfacht
- Insgesamt sind 880 Millionen Erwachsene und 159 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren stark übergewichtig.
- 9,3 Prozent der Jungen galten 2022 als fettleibig, 6,9 Prozent der Mädchen.
- Bei Erwachsenen verdoppelte sich der Anteil bei Frauen seit 1990 auf 18,5 Prozent. •
- Die Rate verdreifachte sich bei Männern auf 14 Prozent.
- In Deutschland liegt der Anteil bei Frauen mit Adipositas bei 19 Prozent, was Platz 137 in der Länderliste entspricht.
- Bei Männern liegt der Anteil in Deutschland bei 23 Prozent (Platz 80).
- Unter den Mädchen und Frauen bis 19 Jahren liegt der Anteil in Deutschland bei sieben Prozent (119. Platz), bei Jungen und jungen Männern bei 10 Prozent (111. Platz).
- Ob jemand betroffen ist, wird nach Gewicht und Größe berechnet, dem Body-Mass-Index (BMI). Ab einem BMI von 30 spricht die Gesellschaft von „Adipositas Grad I“ (BMI Rechner).