Tuchels Vertrag läuft bis Sommer 2025
Elf Spiele coachte Tuchel den FC Bayern - fünf Siege, zwei Remis und vier Niederlagen sind dabei alles andere als bayern-like. "Die DNA des Clubs ist eine Verpflichtung. Sie ist ganz klar definiert. Es geht ums Gewinnen, es geht auch um die Art des Gewinnens. Man kann mit diesem Kader um jeden Titel spielen", legte der mit einem Vertrag bis Sommer 2025 ausgestattete Tuchel die Latte bei seiner Verpflichtung selbst hoch.
Kahn und Salihamidzic grinsten damals zufrieden - jetzt müssen sie wiederholte Enttäuschungen erklären. Dazu versuchen sie, den von ihnen zu einem riskanten Zeitpunkt verpflichteten neuen Trainer trotz der vielen Stimmungsdämpfer zu stärken. Dennoch geht dieser nach drei verspielten Titeln seiner Stars mit einer großen Hypothek in die Vorbereitung auf die neue Saison, seine erste richtige in München.
Tuchel erarbeitete sich sowohl in Mainz und Dortmund als auch in Paris und beim FC Chelsea den Ruf, während des Spiels durch Umstellungen und Wechsel großen Einfluss nehmen zu können. Beim FC Bayern glückte das bislang nicht. Zudem musste der Trainer das von ihm selbst aufgemachte "Thomas-Müller-Spiele"-Thema moderieren. Besonders zuletzt beim 1:3 gegen Leipzig stand Tuchel genervt an der Seitenlinie, haderte gestenreich wegen des Auftritts seines Teams, den er sich einfach nicht erklären konnte. Dass die Spieler ihren Coach im Stich gelassen hatten, verneinte Salihamidzic. "Das würde ich nicht sagen", sagte der 46-Jährige. "Thomas und sein Team" hätten "sensationelle" Trainingsarbeit geleistet.
Viel Arbeit im Sommer
Eine Trophäe bringt das zumindest in dieser Saison aber vermutlich nicht. Dabei hatte Tuchel zum Start selbst auf diese Verpflichtung hingewiesen. "Wenn du bei Bayern unterschreibst, geht es darum, um alle Titel mitzuspielen", sagte Tuchel. Der Champions-League-Sieger und Club-Weltmeister von 2021 wies nach dem jüngsten Leipzig-Schreck aber auch auf die rasche Vergänglichkeit solcher Meriten hin. "Für uns im Trainerteam war es dramatisch zu erkennen, wie wenig sich verändert. Du freust dich und bist erleichtert, aber dann versuchst du, die neue Saison zu planen, das erste Training auf höchstem Level zu machen."
Damit gab Tuchel nach arbeitsreichen Anfangstagen à la "work, eat, sleep, repeat" den Weg für die neue Saison vor. Er will die Sommer-Vorbereitung nutzen, um das von Nagelsmann übernommene Team auf seine Bedürfnisse anzupassen. Personelle Wünsche hinterlegt er bei den Chefs. Ein Mittelfeldabräumer und ein Stürmer sollen wohl kommen.
Tuchel darf darauf hoffen, dass ein mutmaßliches Frust-Triple im Verein eine ähnliche Reaktion auslöst, wie es die drei zweiten Plätze 2012 taten. Trainer Jupp Heynckes formte damals aus niedergeschlagenen Stars eine Einheit, die sich ein Jahr später als Triple-Sieger feierte. Ehrenpräsident Uli Hoeneß wird jedenfalls alles in die Wege leiten, was seiner Meinung nach für neue Erfolge unter Tuchel nötig ist. "Ich wollte Uli Hoeneß wissen lassen, dass ich mein Bestes gebe, um gut auf seinen Club aufzupassen", sagte Tuchel kurz nach seiner Verpflichtung. An diesem Versprechen wird er sich messen lassen müssen.