Lila Hemd und ernster Blick
Baldwin war auf den TV-Bildern aus dem Gerichtssaal mit ernstem Gesichtsausdruck zu sehen. Er trug einen dunklen Anzug und Krawatte sowie ein lilafarbenes Hemd und setzte zeitweise seine Brille auf, um in Dokumenten zu lesen. Auch seine Ehefrau, Hilaria Baldwin (40), und einer seiner Brüder, der Schauspieler Stephen Baldwin (58), waren anwesenden Journalisten zufolge im Saal.
Staatsanwältin Erlinda Johnson legte vor der Jury eine andere Version zur Verantwortung Baldwins dar: "Die Beweise werden zeigen, dass derjenige, der mit einer echten Waffe gespielt und die Grundregeln der Waffensicherheit verletzt hat, der Angeklagte Alexander Baldwin ist." Er sei deshalb der fahrlässigen Tötung schuldig.
Johnson beleuchtete in ihrem Eröffnungsplädoyer auch die Rolle der bereits verurteilten Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed. Vielen Arbeitenden am Set sei bewusst gewesen, dass Gutierrez-Reed wenig Erfahrung als Waffenmeisterin gehabt habe. Trotzdem habe Baldwin "kein Mal, wenn er diese Waffe in der Hand hatte, eine Sicherheitsüberprüfung" durchgeführt.
Der Schauspieler habe den Revolver zudem in vielen weiteren Fällen nicht sachgemäß behandelt. Baldwin habe mit ihm beim Dreh auf Menschen gezeigt. "Sie werden sehen, wie er seinen Finger auf den Abzug legte, obwohl sein Finger nicht am Abzug sein sollte", so Johnson weiter zur Jury.
"Auf einem Filmset darf man den Abzug drücken"
Anwalt Spiro hielt dagegen: "Auf einem Filmset darf man den Abzug drücken." Falls Baldwin dies - auch wenn er sich daran nicht erinnern kann - getan habe, mache ihn das nicht schuldig. Sein Mandant habe nicht wissen können, dass die Waffe mit einer scharfen Kugel geladen war, die es auf Sets eigentlich gar nicht geben dürfe. Der Revolver sei dem Star aus Filmen wie "Jagd auf Roter Oktober" und "Blue Jasmine" geprüft übergeben worden.
Nach den Eröffnungsplädoyers wurden am Mittwoch zwei Polizisten und eine Tatorttechnikerin als erste Zeugen in dem Verfahren aufgerufen. Baldwin und die anderen Prozessteilnehmer bekamen während den Befragungen immer wieder Videomitschnitte gezeigt, die das Chaos und Verwirrung nach dem Todesschuss zeigen. In einer besonders intensiven Aufnahme war zu sehen, wie Menschen um das Leben Hutchins kämpfen, die leblos auf dem Boden liegt.
Früherer Schuldspruch gegen Waffenmeisterin
Den Prozess hat Richterin Mary Marlowe bis Mitte Juli angesetzt. Dabei sind Kameras zugelassen - per Livestream wird das Verfahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Zeugenstand werden unter anderem Filmschaffende, Ermittler und Waffenexperten erwartet. Ob Baldwin selbst aussagen wird, ist bislang nicht bekannt.
In einem separaten Prozess war die Waffenmeisterin Gutierrez-Reed, die am Set von "Rust" für Waffensicherheit zuständig war, bereits wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden. Sie hatte die Waffe, die scharfe Munition enthielt, geladen. Im April wurde sie zur Höchststrafe von 18 Monaten Haft verurteilt.