Trauer in Hof Hof trauert um den Vater des Untreusees

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Vater des Untreusees, Altoberbürgermeister und Hofer Ehrenbürger: Der Name Hans Heun bleibt mit vielen Attributen verbunden. In der Nacht zum Freitag starb er im Alter von 93 Jahren in Hof.

 
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Hof - In den Siebzigerjahren ist Hans Heun nicht nur auf Gegenliebe gestoßen mit seiner Idee, das idyllische Untreutal im Süden Hofs aufzustauen. Er konnte das verstehen: „Es war ein ausgesprochen schönes Tal“, sagte er vor einigen Jahren in einem Interview mit der Frankenpost. Heute lieben die Hofer ihren See. Im nächsten Jahr feiert der Untreusee sein 40-jähriges Bestehen. Das Jubiläum mitzufeiern ist dem „Vater des Untreusees“ nicht mehr vergönnt: Hans Heun ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 93 Jahren gestorben – „sanft eingeschlafen“, wie es hieß.

Vor wenigen Wochen hatte der Altoberbürgermeister und Hofer Ehrenbürger noch an einem besonderen Termin im Sitzungssaal des Rathauses teilgenommen. Heun traf sich mit seinen Nachfolgern Dieter Döhla, Harald Fichtner und Eva Döhla an der Bildergalerie der ehemaligen Rathauschefs, um Fichtners Konterfei dort einzureihen.

Harald Fichtner erinnerte sich am Freitagabend im Gespräch mit der Frankenpost an die vielen Begegnungen mit Heun – die letzte war jene im Rathaus. „Er hat Hof maßgeblich von einer grauen Industriestadt zu einer modernen Stadt entwickelt.“ Heun habe ihn immer wieder unterstützt, sagte Fichtner: „ Nicht durch schlaue Ratschläge, sondern durch konkrete Taten.“ So wäre etwa die Erweiterung des Museums Bayerisches Vogtland ohne Heuns Zutun wohl kaum möglich gewesen.

Als Vorsitzender der Hofer CSU würdigt Fichtner auch Heuns Verdienste um die Partei. Heun sei Hofs erster CSU-Oberbürgermeister gewesen. Seinen „Platz in den Geschichtsbüchern“ der Stadt habe sich Heun aber vor allem mit einem Projekt gesichert: Er war der geistige Vater des Untreusees, setzte sein Herzensanliegen seinerzeit gegen manche Widerstände durch. 1981 wurde der See eingeweiht.

Immer wieder traf man Hans Heun an „seinem“ See. Noch im hohen Alter ging er schwimmen, am liebsten um die kleine Insel herum. Oder man sah ihn beim Spazierengehen mit seiner Frau. Die letzten Monate musste er ohne sie verbringen: Ilse Heun starb dieses Jahr im Mai.

Hans Heun hatte es nie von Hof fort in die große Politik gezogen. „Ich wollte nie in den Landtag oder in den Bundestag. Ich wollte hier sein, wo ich etwas bewegen kann für die Stadt“, hatte er stets betont. Er hatte sich selbst als „Kommunalpolitiker von Kopf bis Fuß“ bezeichnet, sah seine Aufgabe darin, sein Leben Hof und den Hofern zu widmen.

Hans Heun lenkte von 1970 bis 1988 als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt. Seine Verdienste lassen sich nicht auf den Untreusee reduzieren: In seine Amtszeit fallen unter anderem die Einweihung des Schulzentrums am Rosenbühl, die Neugestaltung von Q-Bogen und Michaelisbrücke, der Ausbau der Ernst-Reuter- Straße, die Ausweisung der Fußgängerzone, der Umbau von Hallen- und Freibad, der Ausbau des Flugplatzes und die Aufnahme des Lehrbetriebs der Verwaltungshochschule.

Heun hatte es im Vergleich zu seinen Nachfolgern damals vielleicht manchmal etwas einfacher, in München zu punkten, wie er einmal selbst sagte: „Die Grenzlandförderung war immer ein Argument.“ Hof sei es damals sogar fast besser gegangen als heute, meinte er einmal: „Ich habe eine gute Zeit erwischt.“

Hans Heun ist bis zuletzt auch ein aufmerksamer Beobachter der Hofer Kommunalpolitik geblieben. Und zuweilen ein recht kritischer: So hatte er immer wieder angemerkt, dass er die Generalsanierung der Freiheitshalle für überdimensioniert hielt. Doch hat Hans Heun auch seinen Ruhestand sehr genossen, am See, in seinem Garten oder beim Kartenspiel. Aber nicht ohne sich weiter für seine Stadt zu engagieren. 17 Jahre lang war er Vorsitzender der Hermann-und-Bertl-Müller-Stiftung, mit der er das Hofer Stadtbild weiter mitgestaltet hatte.

An seinem 90. Geburtstag im April 2017 hatte Hans Heun betont: Wo auch immer ihn das Leben hinbrachte, immer habe er seine Arbeit gut machen wollen.

Zur Person: 

  • Hans Heun kam  am 16. April 1927 in Hof zur Welt – am selben Tag wie   Papst Benedikt XVI.
  • Nach dem Abitur 1948 studierte er in Nürnberg Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, er schloss als Diplom-Kaufmann ab und promovierte. Später folgte ein Abschluss als Diplom-Handelslehrer.
  • Von 1952 bis 1955 war er Vorstandsassistent bei der Porzellanfabrik Schönwald. 1956 begann er als Lehrer an der städtischen Berufsschule in Hof. 1968 war er Direktor der städtischen Handelsschule.
  • 1960 wurde Heun erstmals in den Hofer Stadtrat gewählt, dem er zehn Jahre angehörte, davon sechs Jahre als CSU-Fraktionschef.
  • 1970 gewann er die Wahl zum Oberbürgermeister. Bis 1988 blieb er im Amt. Von 1978 bis 1994 war er zudem Bezirkstagsmitglied und stellvertretender Bezirkstagspräsident.
  • Von 1996 bis 2013 engagierte sich  Heun als Vorsitzender der Hermann-und-Bertl-Müller-Stiftung, die sich für die Verschönerung  Hofs einsetzt. 
  • 1992 wurde Heun mit dem Ehrenbürgerrecht ausgezeichnet. 2002 verlieh ihm der Stadtrat den Titel Altoberbürgermeister. Zudem war er Träger des Verdienstkreuzes am Bande und des Verdienstkreuzes erster Klasse, des bayerischen Verdienstordens, der Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken, der Ehrenbürgerwürde der Hofer Partnerstadt Villeneuve-la-Garenne und des Goldenen Schlappens.

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