Trauer in Hof Hof trauert um Pfarrer Friedrich Sticht

Lisbeth Kaupenjohann
So kannte man Pfarrer Friedrich Sticht: immer im Einsatz für den guten Zweck. Unser Bildausschnitt stammt aus dem Jahr 2018, als er Ehrenmitglied im Verein „Hilfe für Nachbarn“ wurde. Foto: Uwe von Dorn

Der frühere Geschäftsführer des Diakonischen Werks in Hof wurde 82 Jahre alt. Er hat in Hof viele Dienste und Hilfswerke mitbegründet und sich immer für Menschen eingesetzt, die keine Lobby haben.

 
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Hof - Wenn es die Aufgabe eines Menschen ist, auf dieser Welt gute Werke zu tun und Spuren zu hinterlassen, dann hat Pfarrer Dr. Friedrich Sticht mit bestem Gewissen die Augen für immer schließen können. Im Alter von 82 Jahren ist er am 3. April „friedlich und von den Beschwerden des Alters erlöst“, wie es seine Angehörigen formulieren, auf der Palliativstation des Sana-Klinikums gestorben. Als langjähriger Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hof hat er viele Dienste ins Leben gerufen und war Mitglied in zahlreichen Gremien und Vereinen.

„Er ist aus Neuendettelsau nach Hof gekommen, wo er von 1987 bis 2004 als Geschäftsführer das Bild der Diakonie Hof modern gestaltet hat“, sagt Martin Abt, Geschäftsführer der Diakonie Hochfranken. Unter Stichts Leitung seien viele Einrichtungen und Dienste entstanden, die heute als selbstverständlich gelten. Als 1989 die Züge mit den Flüchtlingen aus der DDR am Hofer Hauptbahnhof eintrafen, habe das den Pfarrer sehr bewegt. Er habe damals viele Hilfsangebote auf die Schnelle unbürokratisch organisiert. „Friedrich Sticht hat sich immer für Menschen ohne Lobby eingesetzt und seine Stimme für sie erhoben“, betont Abt. Er habe ihn geschätzt als Menschen mit Engagement, scharfsinnigem Geist und hintersinnigem Humor. Selbst im Ruhestand hat Sticht die Füße nicht hochgelegt, sondern seine Kraft und Zeit in den Dienst so mancher guten Sache gestellt. So war er 2005 dabei, als die Hofer Tafel gegründet wurde. Bis 2015 war er deren Geschäftsführer. Ein Projekt, das ihm besonders am Herzen lag. „Er war ein Mann, der Nächstenliebe praktiziert hat zum Wohl derer, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, meint Roland Jahn, der die gemeinnützige Organisation jetzt leitet. Sticht habe sich tatkräftig eingesetzt und bis zuletzt als Ehrenvorsitzender Anteil genommen. In seinem Sinne führe man die Arbeit weiter als „Brücke zwischen Überfluss und Mangel“. Immer wieder kreidete Sticht der Politik an, das Ausmaß der Not nicht zu erkennen. Er forderte strukturelle Hilfen, damit Menschen aus der Not heraus und wieder alleine zurechtkommen können.

Ein weiteres Aufgabengebiet war die Mitarbeit im Kinderschutzbund Hof und im Weißen Ring. Die Außenstelle des Weißen Rings Hof/Wunsiedel leitete er von 2005 bis 2014 ehrenamtlich. Auch diese Ämter gaben Sticht Einblick in die Lebenssituationen von Menschen unterschiedlichster Herkunft. Im Verein „Hilfe für Nachbarn“ übernahm der rührige Senior einige Jahre lang die Koordination. 2018 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt – da war er aus gesundheitlichen Gründen bereits ins Caritas-Seniorenheim umgezogen.

In einem Interview 2014 hatte Friedrich Sticht gesagt, ihm sei im Laufe seines langjährigen Berufslebens ein dickes Fell gewachsen. Im Ruhestand habe er mit der nötigen Distanz agieren können. Nie hat er aufgegeben, an die Möglichkeit zu glauben, dass sich eine schlechte Situation zum Besseren wenden lässt. In Hof und Umgebung gebe es viele gute Leute, die sich nach Kräften engagieren in den verschiedensten Organisationen und Diensten – davon war er stets überzeugt. Die Zusammenarbeit mit jungen Leuten gab ihm das Gefühl, mitten im Leben zu stehen.

In früheren Jahren fuhr Sticht in seiner Freizeit gern Rad oder spielte Orgel. Er reiste gern, wobei es ihn besonders gen Osten zog in Länder, in denen er die Menschen als arm, aber meist freundlich und aufgeschlossen kennenlernte. Er hat seine Möglichkeiten ausgeschöpft. Viele Weggefährten wahren sein Andenken – vielen wird er Vorbild bleiben.

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