Trebgast hat große Ziele Naturbühne stellt sich neu auf

Dieter Hübner

Das Programm für das Jahr 2022 steht. Los geht es mit einem Klassiker, bei dem die neue künstlerische Leiterin selbst Regie führt. Kurios: Für das Kinderstück ist der Hauptdarsteller mittlerweile zu alt.

 
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Sie stehen für einen organisatorischen Neubeginn der „die naturbühne gGmbH“ (von rechts): Hannah-Katharina Martin (betriebliche Leitung), Sigurd Sundby (Geschäftsführer), Anja Dechant-Sundby (Geschäftsführung und künstlerische Leitung), Siegfried Küspert (Vorsitzender der Naturbühne e. V.). Bürgermeister Herwig Neumann (links) betonte die Unterstützung der Gemeinde. Foto: /Dieter Hübner

Trebgast - Die Naturbühne mit ihrem Umfeld ist im bunten Herbstlaub zwar schön anzusehen. Aber es wird Zeit, dass wieder Normalität einkehrt, und die Bühne selbst wieder mit Leben erfüllt wird.“ Das war die Ansage von Anja Dechant-Sundby, einer der Geschäftsführerin und die künstlerische Leiterin der neuen „die naturbühne gGmbH“ auf dem „Trebgaster Kulturhügel“.

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Im Foyer der Bühne erläuterte sie das geplante Programm für 2022 mit den vier Eigenproduktionen, von denen drei bereits für 2019, dann für 2020, vorgesehen waren. Begonnen wird mit dem komödiantischen Klassiker „Diener zweier Herren“ nach Carlo Goldini. In diesem Paradestück der Commedia dell’arte führt Anja Dechant-Sundby selbst Regie. Das Volksstück „Nicht öffentlich“, eine Posse des Chiemgauer Volkstheaters, wird in das Rathaus einer fränkischen Provinz verlegt. Die Regie übernimmt Rainer Streng. Als besonderes Stück wurde die Komödie „Kalender Girls“ gewählt. In der Geschichte, die auf wahre Begebenheiten beruht, wird von Sonja Wassermann inszeniert. Als Kinderstück war ursprünglich „Emil und die Detektive“ vorgesehen. Da Kinderrollen in Trebgast traditionell mit Kindern besetzt werden, und „Emil“ in den zwei Jahren aus der Rolle buchstäblich „herausgewachsen“ ist, musste umdisponiert werden. In dem fantastisch-komischen Familienstück „Aladin“ aus 1001 Nacht vereinen sich orientalische Stimmung und fränkische Natur. Die Regie hat mit Michal Sykora ein alter Bekannter in Trebgast. Die Bühnenbilder werden von André Putzmann, die Kostüme von Wolfram Broeder gestaltet. Bei den rund 70 Aufführungen von Mai bis August dürfte somit für jeden Theaterfan etwas dabei sein.

Abgerundet wird die Freilichtsaison mit 18 Gastspielen. Von Musik über Comedy bis zu feinstem fränkischem Kabarett wird auch da Kulturgenuss auf höchstem Niveau geboten. Anja Dechant-Sundby dankte allen Partnern und Sponsoren, die bisher die Naturbühne unterstützt haben und hofft, dass sie ihr Engagement auch weiterhin beibehalten. Noch ein Hinweis: Bereits erworbene Karten für die Gastspiele behalten ihre Gültigkeit für 2022.

Hannah-Katharina Martin ist mit der betrieblichen Leitung betraut. Sie verwies auf die neue Web-Präsenz unter www.dienaturbuehne.de. Im eigenen Ticketshop können hier wie gewohnt der Sitzplatz, Abonnements und Geschenkgutscheine gebucht werden, sowie Vergünstigungen für bestimmte Vorstellungen (Schüler, Inhaber von Ehrenamtskarten) berücksichtigt werden.

Die Ouvertüre für einen organisatorischen Neubeginn auf dem Wehlitzer Berg begann vor fast genau einem Jahr. Am 18. Oktober 2020 beschlossen Vorstand und Verwaltungsrat der Naturbühne, das von Initiatoren vorgeschlagene und vorgestellte Projekt eines neuen Theaters zu befürworten. Damit wurde angestrebt, die renommierte Naturbühne und einen geplanten Neubau zu einem ganzjährigen Naturtheater in der Mitte Oberfrankens zu realisieren.

Zum Start in die Saison 2022 – der Vorverkauf beginnt am 1. November – erklärte Vorsitzender Siegfried Küspert zunächst noch einmal, wie es dazu kam, diesen Schritt zu gehen. „Wir blicken auf eine erfolgreiche Zeit zurück. Bis auf die letzten beiden Jahre spielen wir seit fast 70 Jahren auf der schönsten Amateurbühne Deutschlands ohne Unterbrechung Theater. Durch Teamarbeit ist uns in den vergangenen zehn Jahren ein enormer Schritt nach vorne gelungen. Trotz jahrelanger Bemühungen zeichnete sich aber ab, dass keine Nachfolger für die amtierende Vorstandschaft zu finden sind.“ Der Kontakt zu altbekannten Theaterkollegen ließ dann die Idee reifen, auf dem Wehlitzer Berg eine Spielstätte zu gestalten, in der im Sommer wie bisher im Freien, und im Winter in einem neuen Theater spielen zu können. „Das ist ein Vorhaben, das uns über den Level einer normalen Amateurbühne hinaushebt.“

Ein Kulturzentrum, das für den Ort, den Landkreis und drüber hinaus große Bedeutung erlangen kann, wie auch Bürgermeister Herwig Neumann einräumte. Vorsitzender Siegfried Küspert: „Im Klartext heißt das: Die Mitglieder können sich mehr auf das Eigentliche, das Theaterspielen konzentrieren und ihrem Hobby mit noch mehr Fokus und ungetrübter Leidenschaft nachgehen.“

Sigurd Sundby, einer der Geschäftsführer der mittlerweile neu gegründeten gGmbH, zerstreute erste aufkommende Bedenken: „Für die Mitglieder ändert sich dadurch nichts. Sie können ihren Theater-Enthusiasmus dann sogar das ganze Jahr über einbringen.

Der Verein ‚Naturbühne e. V.‘ bleibt weiterhin selbstständig und wird in der neuen gGmbH Mitgesellschafter. Ziel ist es, die organisatorische Belastung im Ehrenamt zu vermindern und das weiterzuführen, was hier fast 70 Jahre lang mit großem Erfolg praktiziert wurde. Die bisherigen Aktiven werden wie gewohnt vor und hinter den Kulissen agieren, sei es in der Garderobe, der Technik, im Bühnenbau und als Gästebetreuer.“

Nach Auffassung von Sigurd Sundby ist diese reizvolle Kombination aus Freilichttheater und professionell geführtem Theaterhaus, gebündelt an einem einzigen Standort, in dieser Form deutschlandweit einzigartig.