Sonnenlicht setzt gefährliche Substanzen in PET-Flaschen frei
Trinkwasser in PlastikflaschenSonnenlicht setzt gefährliche Substanzen in PET-Flaschen frei
Markus Brauer 24.06.2024 - 11:28 Uhr
Plastikflaschen für Trinkwasser sind praktisch, leicht und überall zu finden. Doch die nützlichen Behälter verursachen nicht nur riesige Müllberge, sondern bergen möglicherweise auch schwerwiegende Gesundheitsgefahren, wie Forscher jetzt herausgefunden haben.
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Plastik ist überall. Es ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt und sickert überall in die Umwelt und in unseren Körper. Nicht weniger gefährlich als das Mikroplastik sind die zahlreichen teilweise giftigen Substanzen, die sich in Plastikprodukten wie beispielsweise Trinkwasserflaschen befinden. Denn unter Sonneneinstrahlung lösen sich Mikroplastik und Chemikalien aus dem Plastik und gehen in das Wasser und die Umgebungsluft über.
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Weltweit werden jährlich 500 Milliarden PET-Flaschen produziert
Es handelt sich dabei vor allem um Zusatzstoffe im Polyethylenterephthalat – kurz PET – wie Phthalate und Bisphenol-A sowie deren Abbauprodukte. Dieser thermoplastische Kunststoff aus der Familie der Polyester hat vielfältige Einsatzbereiche und wird unter anderem zur Herstellung von Kunststoffflaschen (PET-Flaschen), Folien und Textilfasern verwendet.
Weltweit werden jährlich rund 500 Milliarden PET-Flaschen produziert. Für die Produktion von 1 Kilogramm PET-Flaschen sind 1,9 Kilogramm Erdöl notwendig. Mehr als 90 Prozent aller produzierten PET-Flaschen sind Einwegflaschen.
Ein Forscherteam um Ruijuan Liu von der Universität Jinan in Guangzhou in China hat dies nun systematisch untersucht. Ihre Studie ist im Fachmagazin „Eco-Environment & Health“ erschienen.
Sechs verschiedene Arten von PET-Wasserflaschen untersucht
In den Experimenten bestrahlten die Wissenschaftler sechs verschiedene Arten von Wasserflaschen aus dem Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET) mit UV-A-Licht und natürlichem Sonnenlicht. Die Flaschen waren leer oder zur Hälfte mit stillem Wasser oder Sprudel gefüllt und standen an warmen Sommertagen in der Sonne oder bei Raumtemperatur unter einer UV-A-Lampe.
Danach analysierten die Forscher mit einem Spektrometer, welche organischen Substanzen unter diesen Bedingungen im Inneren der Gefäße freigesetzt wurden. Zudem prüften sie mit Computerprognosen und Vergleichswerten aus einer Datenbank, wie gesundheitsschädlich diese Chemikalien für uns wären.
Alle getesteten Flaschen setzten nach Lichteinstrahlung eine komplexe Mischung verschiedener Chemikalien frei: Alkane, Alkene, Alkohole, Aldehyde, Ketone, Säuren und Aromaten. An hochgiftigen Substanzen fanden sich n-Hexadekan und Methylbenzol, die beide krebserregend sind, sowie Stoffe, welche die Atemwege reizen.
Welche Substanzen sich aus dem PET bildeten und in welcher Konzentration, variierte je nach Flaschentyp und Lichtquelle. Je nach Gefäß fanden die Forscher nach sieben Tagen UV-A-Bestrahlung zwischen 19 und 37 verschiedene Chemikalien in der Luft. Bei Sonnenlicht waren es zwischen sechs und 46 Substanzen. Einige traten erst nach sieben Tagen auf, die meisten bildeten sich jedoch bereits nach einem Tag im Sonnenlicht.
Die Konzentration der Stoffe stieg mit der Zeit und war in stillem Wasser höher als bei Sprudel, erreichte jedoch nur maximal einige Nanogramm pro Flasche. Bei den im Dunkeln gelagerten Kontrollen fanden sich deutlich weniger oder gar keine flüchtigen Chemikalien in den Flaschen.
Herstellung: Den Forschern zufolge gelangen die Substanzen wahrscheinlich beim Herstellungsprozess der Flaschen oder beim Abfüllen in das PET. Die flüchtigen Stoffe könnten etwa Rückstände von Schmier- und Lösungsmitteln, von Duftstoffen anderer Lebensmittel, Weichmachern sein oder aus dem PET selbst stammen.
Sonnenlicht: Das Sonnenlicht führt zudem zu einer Verschmutzung der Luft in den Wasserflaschen durch teils gefährliche Substanzen aus deren Plastik, resümieren die Experten. Die Menge der freigesetzten Chemikalien aus einer einzelnen PET-Flasche reicht ihrer Einschätzung nach jedoch nicht aus, um beim Einatmen während des Trinkens Schaden anzurichten.
Die Substanzen können sich mit der Zeit im Trinkwasser lösen. Das könnte dann unter Umständen ernste Folgen für unsere Gesundheit haben, so die Experten. „Konsumenten müssen sich dieser Risiken bewusst sein, insbesondere in Umgebungen, in denen abgefülltes Wasser über einen längeren Zeitraum dem Sonnenlicht ausgesetzt ist“, sagt Seniorautor Huase Ou von der Universität Jinan.