Vorbereitung grenzte "an den blanken Wahnsinn"
Sein Heimtrainer Hubert Brylok in Halle/Saale hatte in diesem Moment nur einen Gedanken: "Scheiße! Das hat unheimlich weh getan. Der seelische Schmerz war größer als der am Holm. Bei uns beiden." Akribisch hatten er und sein Schützling auf diesen Final-Tag hingearbeitet und dabei das Handicap der Muskelverletzung überwunden. "Wir wissen, was er in den letzten Wochen investiert hat. Das grenzt schon an den blanken Wahnsinn, wie er sich geschunden hat, gekämpft hat, um wieder ranzukommen. Das war der blanke Wahnsinn", berichtete der Coach.
Wie lange er Dauser noch unter seinen Fittichen haben wird, war unmittelbar nach dem Wettkampf unklar. Sicher hingegen war schon zu diesem Zeitpunkt lediglich, dass der Barren-Weltmeister nicht mehr bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles antreten wird. "Vier Jahre werde ich nicht mehr machen", verkündete er. Nach Paris werde er noch die Bundesliga-Saison zu Ende turnen sowie beim Swiss Cup antreten.
Stolz auf die Karriere und künftiger Vater
Noch in der Halle sagte der 31-Jährige, dass er sich bis zum Jahresende entscheiden wolle, ob er die Karriere beendet oder noch mindestens bis zur Heim-Europameisterschaft im kommenden Jahr in Leipzig weiter turnt. "Es ist ein Anreiz, aber mehr auch nicht", sagte er zunächst und fügte an: "Ich habe viel erreicht in meiner Karriere, darauf bin ich jetzt schon sehr stolz. Dass es heute nicht geklappt hat, darüber bin ich sehr enttäuscht."
Seinen späteren Sinneswandel erklärte er damit, dass er unmittelbar nach dem Wettkampf noch nicht bereit gewesen sei, die Ankündigung über sein internationales Karriereende über die Lippen zu bringen. "Ich weiß nicht warum, vielleicht, weil ich in der Aufregung war, ein bisschen enttäuscht von der Übung", sagte Dauser.
Im September wird Dauser zum ersten Mal Vater. "20. September ist der errechnete Termin. Es wird ein Junge", erzählte er. Einen Namen haben er und seine Frau Viktoria auch schon, aber den wollte er nicht verraten. "Nun warten neue Aufgaben auf mich, auf die ich mich unheimlich freue", sagte er.
Als Dauser zu seiner letztlich verpatzten Übung an den Barren trat, hatte der Chinese Zou Jingyuan seine fabelhafte Darbietung mit 16,200 Punkten gerade beendet und damit wie 2021 in Tokio Gold gewonnen. Silber gewann Illia Kowtun aus der Ukraine mit 15,500 Zählern. Bronze holte sich Team- und Mehrkampf-Olympiasieger Shinnosuke Oka aus Japan mit 15,300 Punkten.