Leben im Wohlstandsmuseum?
Die geladenen Experten in der ARD – die Journalistin Helene Bubrowski von Table.Briefing sowie Moritz Schularick, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft – begründeten das Tief der SPD anders. Bubrowski verwies auf nicht gehaltene Versprechen des Kanzlers – etwa den Bau von 400.000 Wohnungen. Die Sozialdemokraten hätten ja sozialpolitisch einiges durchgesetzt, so Bubrowski, dass sie davon aber trotzdem nicht profitieren, habe einen Grund: „Weil sie ihren eigenen Erfolg nicht sehen. Würden sie es tun, könnten sie keine neuen Forderungen stellen, da sie ja schon alles erreicht haben und werden überflüssig.“ Es gebe den paradoxen Prozess, dass die Sozialdemokraten ihre Erfolge schlecht redeten. Bubrowski forderte die SPD auf, bei einer kostensenkenden Reform des Sozialsystems voranzugehen. Der Ökonom Schularick hingegen ging kritisch mit dem SPD-Rentenpaket um: Das sei ja ein „tolles Zukunftsprogramm für die Rentner“, aber nicht für diejenigen, die jetzt noch 20 oder 30 Jahre arbeiten müssten. Eine stabile Rente werde bei immer mehr Älteren und weniger Erwerbstätigen schwierig, möglich nur mit Beitragssteigerungen, von vier Prozent ist die Rede. „Ich sehe da eine Inkonsistenz in der Zukunftsorientierung der Politik“, so Schularick. Ganz allgemein verlangte er eine Vision für die Zukunft: „Wir müssen uns doch davon verabschieden, dass wir montags ins Stahlwerk gehen oder Autos zusammenschrauben.“ Man könne doch nicht in einem „Wohlstandsmuseum“ leben, Deutschland brauche ein Software-Update darüber, was denn das Wachstum von morgen sei.