Sicher sind sich die Menschenrechtsaktivisten aber, dass China nach wie vor der weltweit führende „Henkerstaat“ sei. Laut dem Bericht wurden in dem Land „Tausende“ hingerichtet. Es folgen Iran (mindestens 576), Saudi-Arabien (196), Ägypten (24) und die USA (18) – in dieser Reihenfolge. Dokumentiert sind insgesamt 883 Hinrichtungen in 20 Ländern im Jahr 2022. Ein Anstieg um 53 Prozent.
Eine genau Liste mit den einzelnen Ländern gibt es hier.
Laut Amnesty ist die Zahl der bekannt gewordenen Hinrichtungen zuletzt global sprunghaft angestiegen, das sei in erster Linie dem geschuldet, dass schlich mehr Hinrichtungen publik würden – „vor allem auf den erheblichen Anstieg in der Region Naher Osten und Nordafrika“, heißt es. Besorgniserregend sei, dass vier Länder – China, Iran, Saudi-Arabien und Singapur – Menschen wegen Drogendelikten hingerichtet hätten. Damit hätten sie gegen „internationale Menschenrechtsvorschriften verstoßen, die die Anwendung der Todesstrafe für Straftaten verbieten, die nicht die Schwelle der ’schwersten Verbrechen’ erreichen“
Todesstrafe – nur noch für „außergewöhnliche Straftaten“
Folgende Staaten sehen die Todesstrafe nur noch für „außergewöhnliche Straftaten“ vor. Darunter fallen beispielsweise Kriegsverbrechen:
- Burkina Faso
- Brasilien
- Chile
- El Salvador
- Guatemala
- Israel
- Peru
In diesen Ländern steht die Todesstrafe zwar noch im Gesetz, es werden jedoch keine Hinrichtungen mehr vollzogen:
- Algerien
- Brunei
- Botsuana
- Eritrea
- Eswatini (früher Swasiland)
- Ghana
- Grenada
- Kamerun
- Kenia
- Laos
- Liberia
- Malawi
- Malediven
- Mali
- Marokko / Westsahara
- Mauretanien
- Niger
- Oman
- Russische Föderation
- Sambia
- Sierra Leone
- Sri Lanka
- Südkorea
- Tadschikistan
- Tansania
- Tonga
- Tunesien
- Vereinigte Arabische Emirate
- Zentralafrikanische Republik
Wann wurde in Deutschland die letzte Todesstrafe vollstreckt?
So lange ist das nicht her. Im Jahr 1981 wurde das letzte Todesurteil auf deutschem Boden vollstreckt – und zwar in der DDR. In der Bundesrepublik war die Todesstrafe mit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 Geschichte. Bis 2018 stand die Todesstrafe allerdings noch als Strafe für „besonders schwere Verbrechen“ in der Verfassung des Landes Hessen. De facto war sie aber außer Kraft gesetzt.
Wann wird die Todesstrafe verhängt?
Wer einen Menschen ermordet, wird selbst hingerichtet. Das gilt in eigentlich allen Ländern, die die Todesstrafe noch vollstrecken. Die restlichen Straftaten, die die Todesstrafe bedingen können, sind von Land zu Land verschieden. In vielen Ländern werden Drogendelikte mit der Todesstrafe geahndet, zum Beispiel in Singapur. In Pakistan kann Ehebruch zum Tode führen, in Saudi-Arabien Prostitution. In Vietnam wird sogar die Weitergabe von Zahlen zur Todesstrafe mit dem Tod bestraft.
Laut Amnesty International setzt unter anderem auch der Iran die Todesstrafe als Mittel der politischen Unterdrückung ein. Zuletzt im Rahmen der landesweiten Proteste gegen das Regime nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam. Darüber hinaus werden im Iran auch vermehrt Angehörige ethnischer Minderheiten hingerichtet.