Für Olena Martynets sollte es eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag in Kiew werden. Doch bereits in den frühen Morgenstunden herrschte schreckliche Gewissheit: Die Invasion Russlands in der Ukraine hat begonnen. „Tief in unserem Herzen hatten wir gehofft, dass dies niemals geschehen würde. Wir sagten uns oft, schließlich leben wir im 21. Jahrhundert, in einer zivilisierten Welt“, blickt Olena zurück. Den restlichen 24. Februar des vergangenen Jahres erlebte sie wie in Trance. Olena sagt, sie habe einfach nur noch funktioniert. „Ich hatte nur noch im Kopf, meine Tochter zu retten.“ Entscheidend war, dass sie und ihre Familie sich nicht völlig auf ihre Hoffnungen verlassen hatten, sondern so gut wie möglich vorbereitet waren. Denn sie hatten ständig westliche Medien wie CNN verfolgt. Dort war bereits seit Tagen gewarnt worden, der Einmarsch der russischen Armee stehe kurz bevor. Deshalb hatte die Familie bereits Koffer mit dem Notwendigsten gepackt.