Volksabstimmung unter dubiosen Bedingungen
Auch die Art und Weise, wie das Experiment durchgedrückt wurde, löst Unmut aus. So wurden zwei rechtlich nicht bindende Volksabstimmungen abgehalten. In der Stadt Key Haven – dem Ort, an dem die Mücken zuerst ausgesetzt werden sollten – stimmten 2016 zwei Drittel der Bevölkerung gegen das Projekt. Gewertet wurde aber am Ende nur die Abstimmung des gesamten Landkreises, in dem die Mehrheit der Befragten für das Experiment votierte.
Tatsächlich gibt es auch glühende Verfechter der Gen-Mücken. So etwa Doug Mader, der als Tierarzt auf den Keys arbeitet. Mader wirbt seit Langem für das Projekt – „ohne einen Cent von Oxitec zu bekommen“, wie er mehrfach betont. Er sorgt sich vor allem um Hunde: „Die Gelbfiebermücken übertragen Herzwürmer“, sagt er. „Das ist eine sehr grausame Krankheit.“ Außerdem töteten die derzeit eingesetzten Chemikalien viele Schmetterlinge und andere nützliche Insekten. Deshalb unterstütze er die Alternativen.
Auch ein Einsatz in Europa denkbar?
Die erste Phase des Projekts auf den Florida Keys, die mit dem Aufstellen der Larvenboxen im April 2021 ihren Anfang genommen hatte, ist nun abgeschlossen. Oxitec hat die Boxen nach eigenen Angaben wieder eingesammelt. Nun widmet sich das Biotechnologie-Unternehmen dem nächsten Ziel: der Anwendung im großen Stil. Das Projekt soll dieses Jahr fortgeführt werden; einen Antrag bei der Umweltbehörde hat Oxitec schon gestellt.
Wenn das Experiment auf den Keys erfolgreich verläuft, könnten die Gen-Mücken auch in anderen Bundesstaaten zugelassen werden. Auf lange Sicht ist sogar ein Einsatz in Europa denkbar, angepasst etwa auf die Asiatische Tigermücke, eine invasive Stechmückenart, die sich hierzulande verbreitet.