Die Offsetdruckerei Adolf Joser aus Tröstau vergrößerte die Fotovorlage und bauschte sie schließlich auf die Platten auf. „Das ist die größte Fläche an der ich je gearbeitet habe“, sagt Bauer, der bereits seit über 60 Jahren in der Porzellanbranche tätig ist. Dabei halfen ihm die über Jahrzehnte aufgebauten Kontakte. Das Gemälde sollte freilich auch einen regionalen Bezug haben. Deshalb sind im Hintergrund auch die markanten Gipfel der Kösseine zu sehen.
Spezielle Porzellanfarbe
Dazu benutzte Bauer Oxid-Farben, die bei 860 Grad in die Glasur eingeschlossen werden. In seiner Malwerkstatt brannte er jede einzelne Platte drei Mal, „bis die richtige Tiefe erkennbar war“. „Das Bild schaut in 1000 Jahren noch so aus wie heute“, prophezeit Bauer. Normale Farben würden mit der Zeit verblassen, doch die speziellen Porzellanfarben änderten sich nicht mehr.
Nun kam wieder Adolf Joser ins Spiel, der die genauen Koordinaten des „Poststüberl“ ermittelte und die Anordnung der römischen Ziffern eruierte. Denn eine Sonnenuhr zeigt mithilfe des Standes der Sonne am Himmel die Zeit innerhalb des Tages an. Als Zeiger dient meistens der linienförmige Sonnen-Schatten eines parallel zur Erdachse ausgerichteten Polstabes. Steht die Sonne beispielsweise im Süden, so wirft sie die Schatten nach Norden. Das bedeutet: Der Schatten des senkrechten Stockes fällt um 12 Uhr mittags auf den nach Norden ausgerichteten 12-Uhr-Stock. Die Uhr funktioniert natürlich nur mit der Sonne, nicht aber wenn es regnet oder wolkig ist. Von Bedeutung war bei den Berechnungen auch, in welcher Höhe der Zeitmesser angebracht werden sollte.
Nächste Anlaufpunkte für den Sonnenuhren-Liebhaber waren die Firma Metallbearbeitung Schirmel in Tröstau – dort wurde der Rahmen für die schweren Porzellanplatten gefertigt – und Steffen Seeboth, der das Know-how dazu beitrug, die Platten im Metallrahmen zu befestigen. „Hätte ich mich an die Anordnung im Baumarkt gehalten, wären die Platten nach ein paar Jahren wieder heruntergefallen“, sagt Bauer.
Polstab als Schlusspunkt
Als Schlusspunkt fehlte noch der Polstab. Hier ließ sich Bauer Zeit, bis er den richtigen gefunden hatte. Und dass der Stab der richtige war, wurde gleich nach der Anbringung an einem sonnigen Tag klar. „Beim Aufbau war der Schatten um Punkt zwölf auf der XII“, sagt Bauer. Der freut sich nicht nur über sein nun vollendetes Gesamtwerk. „Es ist auch eine Belohnung für mich, wenn viele Gäste kommen.“