Unglück am Lagginhorn Zwei deutsche Bergsteigerinnen in der Schweiz abgestürzt

Markus Brauer/

Beim Abstieg vom Lagginhorn kommt es bei einer Bergtour im Wallis zur Tragödie. Zwei Deutsche stürzen Hunderte Meter in die Tiefe. Für eine kommt jede Hilfe zu spät.

 
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Weissmies, Lagginhorn and Fletschhorn (v. re.): Das Lagginhorn liegt in der Weissmiesgruppe, nördlich des 4013 Meterr hohen Weissmies. Foto: Imago/Pond5 Images

Zwei deutsche Bergsteigerinnen im Alter von 45 und 61 Jahren sind im Schweizer Kanton Wallis verunglückt – eine von ihnen starb. Sie waren beim Abstieg vom 4010 Meter hohen Lagginhorn im Saastal, als sie plötzlich kurz nacheinander an der Westflanke Hunderte Meter in die Tiefe stürzten, wie die Kantonspolizei berichtet.

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Die jüngere starb dabei, die Ältere wurde von Rettungskräften ins Krankenhaus geflogen. Die Schweizer Polizei macht unter Verweis auf den Persönlichkeitsschutz grundsätzlich keine Angaben über die Heimatorte.

Frauen waren nicht angeseilt

Skifahrer auf dem Längfluh-Sesssellift vor Fletschhorn und Lagginhorn (re.) im Skigebiet Saas-Fee (Kanton Wallis). Foto: Imago/GFC Collection

Die Frauen waren Teil einer Gruppe von acht Bergsteigern, wie die Polizei weiter berichtet. Die Gruppe sei nicht angeseilt gewesen. Die anderen alarmierten nach dem Unfall die Rettungskräfte.

Als die Helfer per Hubschrauber eintrafen, hätten sie bei der 45-Jährigen nur noch den Tod feststellen können. Die 61-Jährige sei verletzt ins Krankenhaus geflogen worden. Der Unfall passierte am Montagvormittag (8. Juli). Wie bei jedem Bergunfall hat die Staatsanwaltschaft über die Umstände eine Untersuchung eingeleitet.

Beliebter Berg bei Kletterern

Das 4010 Meter hohe Lagginhorn liegt im östlichen Teil der Walliser Alpen. Sein Gipfel befindet sich im Schweizer Kanton Wallis, wenige Kilometer nördlich der italienischen Grenze. Er gilt als ein nicht allzu schwierig zu besteigender Viertausender.

Der Berg ist Teil der Weissmiesgruppe, nördlich des 4013 Meter  hohen Weissmies, von dem es durch das 3498 Meter hohe Lagginjoch getrennt ist. Nach Norden führt der Gipfelkamm über das Fletschjoch (3685 Meter zum Fletschhorn. Im Westen befindet sich der Talort Saas Grund. Nordöstlich verläuft der Simplonpass. 

Info: Was sind die häufigsten Ursachen für Bergunfälle?

Bergunfälle
Die Ursachen, am Berg zu Schaden zu kommen und verletzt zu werden, sind zahlreich. Bei tödlichen Bergunfällen gibt es Experten zufolge drei Ursachen, die besonders häufig auftreten:

Wie groß sind die Gefahren am Berg?
Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein weiß nur zu gut um die Gefahren am Berg. Doch gefahrlos, sagt der Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV), könne man nie in die Alpen gehen. Ein Restrisiko gebe es immer. „Das war vor 100 Jahren so – und das ist heute so. Allerdings ist das Risikomanagement heute besser als früher.“

Welche Risiken bergen Felsveränderungen infolge des Klimawandels?
Jan Beutel, Bergführer und Forscher an Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) erklärt: „Alles, was größer ist als ein halber Apfel, ist potenziell tödlich.“ Felsveränderungen habe es zwar schon immer gegeben. Aber: „Es gibt zunehmend größere Felsstürze“, betont Beutel.

Müssen Besucher der Alpen umdenken?
Ja. Für Thomas Bucher steht fest, dass sich mit dem Klimawandel und dem Auftauen des Permafrosts die Gefahren am Berg verändern und an manchen Stellen sogar größer werden. „Damit müssen Bergsteiger lernen umzugehen.“ Zwar sei es nicht so, dass Wandern und Klettern in den Alpen unmöglich würden, aber alte Wege seien mitunter gefährlicher geworden. Wanderwege würden im Extremfall unpassierbar. „Meistens werden aber Umwege eingerichtet.“ „Wir begegnen wachsenden Naturgefahren“, ergänzt Rolf Sägesser vom Schweizer Alpenclub. „Gelände, das früher problemlos zu begehen war, ist heute anspruchsvoller.“ Das bestätigt auch Thomas Bucher: Die Touristen müssten um die neuen Gefahren wissen und gewappnet sein. „Offene Augen zu haben, zu wissen, was am Berg los ist, ist die beste Lebensversicherung.“