Um eine Pleitewelle in der Corona-Pandemie zu verhindern, war zudem von März 2020 bis Mai 2021 die Pflicht, einen Insolvenzantrag zu stellen, für überschuldete Unternehmen ganz oder teilweise ausgesetzt gewesen. Experten hatten nach dem Auslaufen dieser Ausnahmen mit einem Anstieg der Insolvenzen gerechnet.
Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus dem Jahr 2022 bezifferten die Amtsgerichte auf rund 14,8 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 48,3 Milliarden Euro gewesen. Der Rückgang ist den Angaben zufolge darauf zurückzuführen, dass 2021 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragten als im Folgejahr.
Zahlungsmoral verschlechtert
Die Zahlungsmoral hat sich nach einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade im vergangenen Jahr allerdings deutlich verschlechtert. Das wurde als deutlicher Hinweis auf weltweit steigende Insolvenzrisiken gewertet. "Insgesamt erwarten wir in diesem Jahr rund 15 Prozent mehr Pleiten als 2022 und damit eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens", erklärte der Allianz-Trade-Chef für den deutschsprachigen Raum, Milo Bogaerts.
Im weltweiten Schnitt wurden die Rechnungen 2022 erst nach 59 Tagen bezahlt und damit 5 Tage später als im Jahr zuvor. In Deutschland dauerte es 49 Tage und damit 4 Tage länger als im Jahr zuvor. Das war eine Woche früher als in europäischen Nachbarländern üblich.