Vatertag im Fichtelgebirge Wann ist ein Mann ein Mann?

Ohne Bauch geht’s auch, beweist der moderne Braumeister Andreas Nothhaft. Sein Sport: „Bierkästen schleppen.“ Mit seiner Frau als Unternehmenschefin hat der Marktredwitzer „kein Problem“. Foto: dpa /Florian Miedl

Brauer Andreas­ Nothhaft­, Vater dreier Kinder, steht im ältesten Marktredwitzer Familienbetrieb seinen Mann – als Angestellter­ seiner­ Frau. Eine Rollen- ­­Be­trachtung zum Vatertag.

 
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„Männer haben’s schwer, nehmen’s leicht. Außen hart und innen ganz weich. Werd’n als Kind schon auf Mann geeicht. Wann ist ein Mann ein Mann?“

Wann ein Mann ein Mann ist, will Herbert Grönemeyer seit 1984 wissen – sein Song dudelt bis heute durch die Radiosender.

Weil am Donnerstag Vatertag ist, fragt unsere Zeitung jetzt: Was braucht ein Vater im 21. Jahrhundert? „Flexibilität“, sagt ein Marktredwitzer, der es wissen muss: Andreas Nothhaft , 46, lebt den Spagat zwischen traditionellem und modernem Männerbild. „Ich versuche, es allen recht zu machen. Aber irgendetwas bleibt immer auf der Strecke.“

Warum traditionell?

Weil Andreas Nothhaft als Braumeister einen Beruf ausübt, der bis heute hauptsächlich „Männerherzen höherschlagen lässt“ – zumindest versprechen das zahlreiche Werbespots und Internet-Seiten.

Außerdem: Wer als Bierbrauer seinen eigenen Gerstensaft erfolgreich vermarkten will, muss sich bei möglichst vielen Vereinen, Stammtischen und Festen sehen lassen und ein, zwei, drei oder auch mehr Bier unter Männern mittrinken. Das übernimmt in der Regel überwiegend Andreas Nothhaft, während seine Frau Carolin zuhause ihre drei Kinder hütet.

Warum modern?

Andreas Nothhaft ist in dem 1882 gegründeten Marktredwitzer Familienunternehmen der erste Mann, der von seiner Frau befehligt wird. Denn zum Jahreswechsel hat Carolin Nothhaft den ältesten Handwerksbetrieb der Stadt von ihrem Vater Otto Nothhaft in fünfter Generation übernommen. Jetzt ist der geborene Andreas Thoma, der 2004 bei der Hochzeit seinen eigenen, „guten und angesehenen Nachnamen“ der Brauerei geopfert hat, Angestellter bei seiner Frau. Der technische Zeichner, der den Nothhafts zuliebe zum Bierbrauer umschulte, sagt: „Ich habe kein Problem mit ihr als Chef. Sie kommt aus dem Familienbetrieb – also ergibt es Sinn, dass sie übernimmt.“ Letztendlich habe er es dadurch leichter: „Wer Chef ist, trägt die meiste Verantwortung. Es ist noch eine Stufe höher.“

Blöd angeredet habe ihn deshalb noch niemand, betont Andreas Nothhaft. „Viele überreißen das gar nicht, wir arbeiten ja alle zusammen.“ Seine Frau übernehme die kaufmännischen Aufgaben, er die Vertragsgestaltung sowie die Betreuung von Festen und Gaststätten.

Was muss ein Familienvater im 21. Jahrhundert können?

„Alles“, lacht Andreas Nothhaft: Er soll handwerklich begabt sein, sich im Haushalt betätigen, aber auch für die Familie da sein.

Mehr zum Thema: Alles „Gendergedöns“, oder was?

Wie geht das? „Vor nichts drücken – einfach machen.“ Vom Putzen übers Reparieren bis hin zum Kochen packt der Marktredwitzer überall mit an. „Ich sehe die Arbeit, mir muss keiner was sagen.“ Seine Söhne, der zwölfjährige Simon und der zehnjährige Martin, freuten sich immer, wenn er koche, erzählt Andreas Nothhaft stolz. Dann schmecke es ihnen besonders. Eher skeptisch reagiere hingegen seine Tochter, die sechsjährige Antonia. Viel Lob von allen Familienmitgliedern gebe es für Papas selbst gemachte, mit dem Messer geschnittene Pommes, für seinen Hackfleisch-Nudelauflauf sowie für seine Schwamma-Bräih.

Gibt es Vorbilder für diese Männer-Rolle?

Andreas Nothhafts Vater packte ebenfalls tüchtig im Haushalt an: Er kochte jedes Wochenende und war verantwortlich für den Sonntagsbraten. „Jeden Freitag bin ich mit ihm zum Einkaufen gefahren.“

Was ist ausbaufähig?

Oft fehle ihm die Zeit, länger für die Familie dazusein, bedauert Andreas Nothhaft. „Ich versuche es, aber die Kinderbetreuung übernimmt maßgeblich meine Frau.“

Wie verbringt Andreas Nothhaft den Vatertag?

An eine Männer-Wanderung sei nicht mehr zu denken, seit er selbst Familie habe, bedauert der Marktredwitzer. Aber er will sich endlich wieder ohne Maske bei Vereinsfesten sehen lassen – möglichst mit Familie.

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