Eishockey, Oberliga Süd
VER Selb –
Deggendorfer SC
5:4 (5:0, 0:1, 0:3)
VER Selb: Suvelo (Kümpel) – Hendrikson, Roos, Eickmann, Botzenhardt, Boehringer – Piwowarczyk, Gare, Schiener, Moosberger, Maaßen, Meredith, Neumann, Heilman, Heinz.
Schiedsrichter: Holzer (Riessersee). – Zuschauer: 2500. – Tore: 1. Min. Schiener (Gare, Piwowarczyk) 1:0, 11. Min. Gare (Hendrikson; 5-4) 2:0, 18. Min. Maaßen (Moosberger) 3:0, 19. Min. Piwowarczyk (Gare) 4:0, 20. Min. Moosberger (Meredith) 5:0, 36. Min. Slanina (Hubacek) 5:1, 50. Min. Radlspeck (Litesov) 5:2, 50. Min. Schembri 5:3, 59. Min. Schembri (Gawlik) 5:4. – Strafminuten: Selb 6, Deggendorf 6.
„Oh wie ist das schön“ und der „VER ist wieder da“, skandierten die rund 2500 Zuschauer am zweiten Weihnachtsfeiertag nach einem verrückten Eishockeyspiel. Verrückt deshalb, weil die Hausherren nach einer Gala-Vorstellung im ersten Drittel bis zur 50. Minute wie der sichere Sieger aussahen, sich dann aber nur mit etwas Glück und dank einem wohlwollenden Schiedsrichter die drei Punkte sicherten. Völlig verdient freilich, weil das nur 13 Feldspieler starke Wölfe-Rudel wieder bravourös kämpfte und bis an seine körperlichen Grenzen ging. Und weil es in den ersten 20 Minuten den wie geschockt wirkenden Tabellendritten aus Deggendorf regelrecht an die Wand gespielt hatte.
Ein 5:0 stand nach dem ersten Drittel an der Anzeigetafel der Netzsch-Arena. In der herrschte Festtags-Stimmung. Da war es endlich wieder, dieses Gefühl, das Gänsehaut erzeugt. Mancher Zuschauer musste sich aber auch die Augen reiben. Was der VER Selb mit seinem kleinen Kader – acht Spieler fehlten verletzt oder gesperrt – ablieferte, war Eishockey vom Feinsten. „Wir waren da aber vielleicht etwas zu euphorisch“, stellte Trainer Henry Thom nach dem Spiel fest. „Laufen, passen, checken: Da haben wir zu viel Kraft gelassen. Es war ein bisschen doof, dass noch 40 Minuten zu spielen waren.“ Und was in dieser restlichen Spielzeit – oder vielmehr in den letzten zehn Minuten – folgte, war eine mitreißende Aufholjagd der Niederbayern. Die kamen bis auf 5:4 heran und erzielten 43 Sekunden vor der Schlusssirene sogar den vermeintlichen Ausgleichstreffer. Doch Schiedsrichter Holzer erkannte nach Selber Protesten und Rücksprache mit seinen beiden Linienrichtern das Tor nicht an. Ein Deggendorfer Spieler hatte den aus der Luft fallenden Puck wohl mit dem Oberkörper hinter die Linie befördert. Was eigentlich regelkonform ist. „Aber der Schiedsrichter hatte seine eigene Regel“, schimpfte der sportliche Leiter der Gäste, Christian Zessack, bei der Pressekonferenz. Dort vertrat Zessack den Deggendorfer Trainer Jiri Otouplaik. Der war zwar kurz in der Hockey-Hütte erschienen und gratulierte seinem Selber Trainerkollegen zum Sieg, verabschiedete sich aber ebenso schnell wieder mit den Worten: „Ich habe jetzt keine Lust auf die Pressekonferenz.“
VER-Coach Henry Thom pflichtete bei der Diskussion um das annullierte Tor dem sportlichen Leiter der Gäste bei. „Ich glaube, diese Regel gibt es nicht, dass man mit dem Körper diese Bewegung nicht machen darf. Aber ich habe nicht gesehen, ob vielleicht nicht doch eine Hand im Spiel war.“ Es sei zwar unschön, sagte Thom, wenn der Schiedsrichter ein Spiel mitentscheidet. „Aber sie sind auch nur Menschen, und sie können auch Fehler machen.“
Viel wichtiger war dem neuen Mann hinter der VER-Bande die ganz starke Vorstellung seiner Schützlinge. Die Wölfe profitierten von einem Traumstart. Bereits nach 25 Sekunden schepperte es erstmals im Tor der Gäste. Torwart Agricola hielt nach einem Schuss von Schiener – er bot in den ersten 20 Minuten eine überragende Leistung – die Scheibe nicht fest, und Gare hatte keine Mühe zu vollstrecken. Die Hausherren machten weiter mächtig Dampf. Es dauerte aber bis zur elften Minute, ehe der Selber Torhunger ein zweites Mal gestillt wurde. Gare schlenzte von der blauen Linie mehr, als er schoss – doch die Scheibe landete im Netz. Nun kämpfte und spielte sich der VER förmlich in einen Rausch, und schoss zwischen der 18. und 20. Minute mit drei herrlich herausgespielten Treffern eine – scheinbar – komfortable Führung heraus.
Im Mittelabschnitt ließen es die Wölfe ruhiger angehen, mussten wohl auch die Kräfte etwas einteilen. Der Tabellendritte aus Deggendorf kam besser auf. Bis zur 36. Minute hielten die Selber ihre Gäste aber gut weg vom eigenen Tor. Den Rest erledigte ein schier unüberwindbarer VER-Keeper Suvelo. Bis Slanina doch für die Niederbayern traf. Die Gäste rochen nun Lunte und warfen alles nach vorne. Was den Wölfen gute Kontermöglichkeiten brachte, die aber ungenutzt blieben. Und so kam es zu der dramatischen Endphase.
Selbst nach dem nicht anerkannten Treffer zum 5:5 gaben sich die Deggendorfer noch nicht geschlagen. Zumal die Wölfe in den letzten 33 Sekunden in Unterzahl agieren mussten. Doch das kleine VER-Team rettete mit der letzten verbliebenen Energie und dank der fantastischen Unterstützung der Anhänger den Sieg über die Zeit.
Die Netzsch-Arena bebte – und Henry Thom durfte kräftig durchschnaufen. „Heute kamen wieder 29 graue Haare hinzu“, sagte der Selber Trainer. „Aber ich habe schon nach dem 5:0 in der Kabine gesagt, dass das Spiel noch nicht vorbei ist und Deggendorf nicht aufgeben wird.“ Seine Mannschaft habe die letzten beiden Drittel ums Überleben gekämpft. „Jetzt sitzen 13 Feldspieler und ein Torwart in der Kabine und sind total im Arsch.“
VER Selb –
Deggendorfer SC
5:4 (5:0, 0:1, 0:3)
VER Selb: Suvelo (Kümpel) – Hendrikson, Roos, Eickmann, Botzenhardt, Boehringer – Piwowarczyk, Gare, Schiener, Moosberger, Maaßen, Meredith, Neumann, Heilman, Heinz.
Schiedsrichter: Holzer (Riessersee). – Zuschauer: 2500. – Tore: 1. Min. Schiener (Gare, Piwowarczyk) 1:0, 11. Min. Gare (Hendrikson; 5-4) 2:0, 18. Min. Maaßen (Moosberger) 3:0, 19. Min. Piwowarczyk (Gare) 4:0, 20. Min. Moosberger (Meredith) 5:0, 36. Min. Slanina (Hubacek) 5:1, 50. Min. Radlspeck (Litesov) 5:2, 50. Min. Schembri 5:3, 59. Min. Schembri (Gawlik) 5:4. – Strafminuten: Selb 6, Deggendorf 6.
„Oh wie ist das schön“ und der „VER ist wieder da“, skandierten die rund 2500 Zuschauer am zweiten Weihnachtsfeiertag nach einem verrückten Eishockeyspiel. Verrückt deshalb, weil die Hausherren nach einer Gala-Vorstellung im ersten Drittel bis zur 50. Minute wie der sichere Sieger aussahen, sich dann aber nur mit etwas Glück und dank einem wohlwollenden Schiedsrichter die drei Punkte sicherten. Völlig verdient freilich, weil das nur 13 Feldspieler starke Wölfe-Rudel wieder bravourös kämpfte und bis an seine körperlichen Grenzen ging. Und weil es in den ersten 20 Minuten den wie geschockt wirkenden Tabellendritten aus Deggendorf regelrecht an die Wand gespielt hatte.
Ein 5:0 stand nach dem ersten Drittel an der Anzeigetafel der Netzsch-Arena. In der herrschte Festtags-Stimmung. Da war es endlich wieder, dieses Gefühl, das Gänsehaut erzeugt. Mancher Zuschauer musste sich aber auch die Augen reiben. Was der VER Selb mit seinem kleinen Kader – acht Spieler fehlten verletzt oder gesperrt – ablieferte, war Eishockey vom Feinsten. „Wir waren da aber vielleicht etwas zu euphorisch“, stellte Trainer Henry Thom nach dem Spiel fest. „Laufen, passen, checken: Da haben wir zu viel Kraft gelassen. Es war ein bisschen doof, dass noch 40 Minuten zu spielen waren.“ Und was in dieser restlichen Spielzeit – oder vielmehr in den letzten zehn Minuten – folgte, war eine mitreißende Aufholjagd der Niederbayern. Die kamen bis auf 5:4 heran und erzielten 43 Sekunden vor der Schlusssirene sogar den vermeintlichen Ausgleichstreffer. Doch Schiedsrichter Holzer erkannte nach Selber Protesten und Rücksprache mit seinen beiden Linienrichtern das Tor nicht an. Ein Deggendorfer Spieler hatte den aus der Luft fallenden Puck wohl mit dem Oberkörper hinter die Linie befördert. Was eigentlich regelkonform ist. „Aber der Schiedsrichter hatte seine eigene Regel“, schimpfte der sportliche Leiter der Gäste, Christian Zessack, bei der Pressekonferenz. Dort vertrat Zessack den Deggendorfer Trainer Jiri Otouplaik. Der war zwar kurz in der Hockey-Hütte erschienen und gratulierte seinem Selber Trainerkollegen zum Sieg, verabschiedete sich aber ebenso schnell wieder mit den Worten: „Ich habe jetzt keine Lust auf die Pressekonferenz.“
VER-Coach Henry Thom pflichtete bei der Diskussion um das annullierte Tor dem sportlichen Leiter der Gäste bei. „Ich glaube, diese Regel gibt es nicht, dass man mit dem Körper diese Bewegung nicht machen darf. Aber ich habe nicht gesehen, ob vielleicht nicht doch eine Hand im Spiel war.“ Es sei zwar unschön, sagte Thom, wenn der Schiedsrichter ein Spiel mitentscheidet. „Aber sie sind auch nur Menschen, und sie können auch Fehler machen.“
Viel wichtiger war dem neuen Mann hinter der VER-Bande die ganz starke Vorstellung seiner Schützlinge. Die Wölfe profitierten von einem Traumstart. Bereits nach 25 Sekunden schepperte es erstmals im Tor der Gäste. Torwart Agricola hielt nach einem Schuss von Schiener – er bot in den ersten 20 Minuten eine überragende Leistung – die Scheibe nicht fest, und Gare hatte keine Mühe zu vollstrecken. Die Hausherren machten weiter mächtig Dampf. Es dauerte aber bis zur elften Minute, ehe der Selber Torhunger ein zweites Mal gestillt wurde. Gare schlenzte von der blauen Linie mehr, als er schoss – doch die Scheibe landete im Netz. Nun kämpfte und spielte sich der VER förmlich in einen Rausch, und schoss zwischen der 18. und 20. Minute mit drei herrlich herausgespielten Treffern eine – scheinbar – komfortable Führung heraus.
Im Mittelabschnitt ließen es die Wölfe ruhiger angehen, mussten wohl auch die Kräfte etwas einteilen. Der Tabellendritte aus Deggendorf kam besser auf. Bis zur 36. Minute hielten die Selber ihre Gäste aber gut weg vom eigenen Tor. Den Rest erledigte ein schier unüberwindbarer VER-Keeper Suvelo. Bis Slanina doch für die Niederbayern traf. Die Gäste rochen nun Lunte und warfen alles nach vorne. Was den Wölfen gute Kontermöglichkeiten brachte, die aber ungenutzt blieben. Und so kam es zu der dramatischen Endphase.
Selbst nach dem nicht anerkannten Treffer zum 5:5 gaben sich die Deggendorfer noch nicht geschlagen. Zumal die Wölfe in den letzten 33 Sekunden in Unterzahl agieren mussten. Doch das kleine VER-Team rettete mit der letzten verbliebenen Energie und dank der fantastischen Unterstützung der Anhänger den Sieg über die Zeit.
Die Netzsch-Arena bebte – und Henry Thom durfte kräftig durchschnaufen. „Heute kamen wieder 29 graue Haare hinzu“, sagte der Selber Trainer. „Aber ich habe schon nach dem 5:0 in der Kabine gesagt, dass das Spiel noch nicht vorbei ist und Deggendorf nicht aufgeben wird.“ Seine Mannschaft habe die letzten beiden Drittel ums Überleben gekämpft. „Jetzt sitzen 13 Feldspieler und ein Torwart in der Kabine und sind total im Arsch.“