Sind Sie ein Charmeur?
Für einen Gentleman halte ich mich schon. Aber ein Charmeur? Da müssen Sie meine Frau fragen.
„Entschuldigung für nichts“ und „Wir geh’n durch die Zeit“ sind neu. Wovon handelt „Wir geh’n durch die Zeit“?
Um eine Beziehung, für die es sich lohnt zu kämpfen. Ich halte es nicht für ratsam, zu schnell aufzugeben, wenn in einer Liebe Hindernisse auftauchen, das gilt auch für Freundschaften und für das Berufsleben. Es ist Teil einer jeden Lebensgeschichte, auch mal durch Täler gehen zu müssen.
Sind Sie ein Kämpfer?
Ich bin kein Aufgeber. Es gab auch sicher Situationen in meinem Leben, aus denen ich mich zurückgekämpft habe. Aber heute bin ich ein recht entspannter Mensch, ich habe mehr Laissez-faire in mir als früher.
Ihren größten Kampf, den gegen ihre schwere Lungenkrankheit, haben Sie ja auch gewonnen. Blickt man gelassener auf das Leben wenn man quasi ein zweites Mal geboren wurde?
Es wäre ja schlimm, wenn ich nach einer solch lebensbedrohlichen Situation noch derselbe wäre wie vorher. Ich habe sicher ein Stück Reife gewonnen. Früher war ich für meine Mitmenschen schwieriger und nicht so berechenbar. Heute bin ich jemand, der ohne übertriebenen Ehrgeiz und Verkrampfungen seinen Weg geht, und seither läuft es besser denn je.
Finden Sie es als FC-Bayern-Fan ermutigend, dass der neue Trainer des Clubs sieben Jahre älter ist als Sie?
In unserer Gesellschaft und speziell in der Berufswelt halte ich es für die ideale Symbiose, wenn sich die Erfahrung der Alten mit der Neugier der Jungen trifft. Es ist kurzsichtig, alle auszusortieren, nur weil sie 65 oder 67 sind. Wer älter ist, etwas beizutragen zu einem Projekt, der soll auch mitmachen dürfen. Und bei Jupp Heynckes ist das zweifelsohne der Fall. Seit er da ist, hat die Mannschaft wieder eine Spielidee.
Was hat Ihnen der 65.Geburtstag im Mai 2017 bedeutet?
Nichts. Das war ein Tag wie jeder andere.
Sie sind SPD-Mitglied und befreundet mit unter anderem Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel. Sollten Popmusiker sich politisch stärker einbringen, wie es zum Beispiel von einer Helene Fischer gefordert wird?
Es sollte jeder Frau und jedem Mann selbst überlassen sein, ob und wie sie oder er sich äußert. Ich persönlich zitiere Udo Jürgens. „Unterhaltung mit Haltung“, das ist meine Devise. Mir selbst war es vor zwei Jahren ein Anliegen, in Dresden eine Rede zu halten, in der ich zu Toleranz und Mitmenschlichkeit aufrief. Ich wollte der Stadt, in der ich seit vielen Jahren meine „Kaisermania“-Konzerte spiele, auch ein Dankeschön ausrichten und ihr den Rücken stärken. Dresden ist nicht nur „Pegida“. Und ich bin unvermindert stolz, in einem Land zu leben, in dem wir Menschen, die auf der Flucht sind, Asyl gewähren. Es muss gestattet sein, das auch auszusprechen.
Roland Kaiser auf Tour
Der Sänger tritt am 28. Juli um 20 Uhr in der Kaiser-Arena in Chemnitz auf und am 8. Dezember um 20 Uhr in der Arena in Nürnberg. Karten gibt es bei uns.