Veranstaltungstipps "Wir müssen uns jeden Tag beweisen"

Alina Juravel

Das Trio ApeCrime gehört zu den erfolgreichsten YouTube-Stars Deutschlands. Andre Schiebler und Cengiz Dogrul erzählen im Interview, warum sie jetzt lieber Musik machen.

 
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Wollen als Musiker ernst genommen werden: Andre Schiebler, Cengiz Dogrul und Jan Meyer gehören als ApeCrime zu den erfolgreichsten YouTube-Stars Deutschlands. Mehr als 3,5 Millionen Menschen haben ihre Kanäle abonniert. Quelle: Unbekannt

Als ApeCrime sind Sie auf YouTube durch Comedy berühmt geworden. Im Mai bringen Sie bereits Ihr zweites Album auf den Markt. Und das, obwohl keiner von Ihnen ein ausgebildeter Sänger oder Musiker ist. Wie kam es denn dazu, dass Sie nun auf diesem Pfad wandern?

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ApeCrime auf Tour: Kurzfristig abgesagt

Das YouTube-Trio ApeCrime hat ihre angekündigte „Exit“-Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz abgesagt. Damit findet auch das für den 10. Mai eingeplante Konzert in Nürnberg nicht statt.

Andre Schiebler: Musik war schon immer ein großer Teil in unserem Leben. Sie begleitet uns von klein auf. Jan kommt zum Beispiel auch aus einer Musikerfamilie und spielt mehrere Instrumente. Außerdem haben wir vor unserem ersten Album viel mit Musik für unsere YouTube-Videos gearbeitet. Irgendwann dachten wir dann einfach: "Hey, lasst uns doch dieses Projekt starten und ein Album machen!"


Dabei gab es auch viele Vorwürfe, Sie würden nur aus Profitgründen Musik machen.

Andre Schiebler: Wer so etwas sagt, hat nicht wirklich eine Ahnung. Denn mit YouTube verdienen wir mehr Geld als mit unserer Musik-Karriere. Würde es uns nur um die Kohle gehen, würden wir einfach mit unseren Kanälen weitermachen und nicht zusätzlich sehr viel Geld in eine Album-Produktion und eine Tour investieren.

Cengiz Dogrul: Genau. Außerdem denken viele, als YouTuber hat man es so einfach, ins Musikgeschäft umzusteigen. Dabei werden einem viele Steine in den Weg gelegt.

Welche Steine wären das?

Cengiz Dogrul: Ich finde, als YouTuber hat man es schon sehr schwer, in der Musikbranche ernst genommen zu werden. Klar, man hat eine große Reichweite durch YouTube erreicht und hat bereits sehr viele Fans. Aber das heißt doch nicht automatisch, dass jeder, der unsere Videos schaut, auch unsere Musik mag oder sie sogar kauft. Wir haben wirklich großen Respekt vor Musikern, die sich erst durch Hunderte Kneipen spielen mussten, um sich eine Fan-Base zu schaffen. Aber wir haben auch sehr hart gearbeitet und müssen uns jeden Tag beweisen. Dass wir es mit Musik ernst meinen und nicht nur aus Jux und Tollerei in ein Tonstudio gehen. Niemand würde wohl einen zuvor unbekannten Newcomer fragen, ob er es wirklich ernst mit seiner Musik meint.

Ihr erstes Album "Affenbande" stieg in Deutschland auf Platz drei der Charts ein. Wie groß ist der Druck, wieder so einen Erfolg zu landen?

Andre Schiebler: Wir spüren da gar keinen Druck. Uns geht es primär auch nicht darum, in den Charts erfolgreich zu sein oder ständig im Radio gespielt zu werden. Wir haben in das neue Album viel Arbeit, Energie und Leidenschaft reingesteckt. Es war ein so langer und emotionaler Prozess und wir sind jetzt einfach glücklich, dass es vollbracht ist. Egal, wie es angenommen wird, wir stehen hinter unserer Arbeit.

Das neue Album "Exit", das im Mai erscheint, soll persönlich und ehrlich sein. Erzählen Sie doch mal ein bisschen mehr davon.

Andre Schiebler: Mit dem neuen Album wollten wir uns musikalisch weiterentwickeln. Lieber klingen wir diesmal kantiger und experimenteller, sind dafür aber wirklich wir selbst, als uns zu verbiegen, nur um im Radio gespielt zu werden.

Cengiz Dogrul: Die Lieder sind auch viel persönlicher geworden. In vielen erzählen wir von uns selbst, von unseren Erfahrungen. In den letzten Jahren sind bei uns viele Dinge passiert, über die wir gerne sprechen wollten - und dafür eignet sich die Musik perfekt.

Sie haben vor einigen Monaten Ihre sämtlichen Videos auf YouTube gelöscht. Auch die Beiträge auf den sozialen Netzwerken waren weg. Mit der Begründung, Sie würden sich mit den alten Formaten nicht mehr identifizieren können. Kurze Zeit später haben Sie die Videos aber wieder online gestellt. Warum diese Kehrtwende?

Cengiz Dogrul: Wir haben uns da in etwas verrannt. Wir waren überzeugt davon, dass das, was wir auf YouTube machen, nicht mehr unseren Vorstellungen entspricht. Dass die Leute uns deswegen peinlich finden. Wir dachten, es gefällt den meisten auch nicht mehr und wir müssen einen Neuanfang starten. Doch als wir gesehen haben, wie viele unserer Fans enttäuscht waren und sich unsere Videos zurückgewünscht haben, da begriffen wir den Fehler. Dadurch hatten wir erst vor Augen, wie viele Leute unser Tun feiern und welche Freude wir ihnen dadurch bereiten.

Andre Schiebler: Inzwischen spielt es für uns keine Rolle mehr, ob Außenstehende uns wegen früheren Comedyvideos verurteilen. Wer da ein komisches Bild hat, soll es halt haben.

Sie drei arbeiten seit Jahren eng zusammen. Brauchen Sie auch mal Abstand voneinander?

Andre Schiebler: Überhaupt nicht. Wir arbeiten nicht nur zusammen, wir wohnen auch zusammen. Wir machen zusammen Urlaub. Ich würde die beiden auch nicht nur als meine Freunde bezeichnen. Sie sind wie meine Brüder.


Es kann aber auch kompliziert werden, wenn Freunde zu Kollegen werden.

Andre Schiebler: Das stimmt. Damit das nicht passiert, ist es wichtig, ehrlich und gerecht zueinander zu sein. Von Anfang an teilen wir unseren Verdienst auf den Cent genau durch drei. Jeder kriegt ein Drittel des Geldes, egal, ob der eine gerade mehr und der andere weniger gearbeitet hat.

Das Gespräch führte Alina Juravel