Das „Material“ dafür können sie sich aus dem Spiele-Bestand im Helmbrechtser Vereinsheim ausleihen. Etwa 200 Spiele lagern hier, schätzt Becher. „Manche Mitglieder haben aber auch noch mehr zuhause“, meint die 38-Jährige. Außerdem hätten sie auch einige weniger benutzte Spiele schon ausgelagert.
Gäste willkommen
Die Jahres-Höhepunkte sind aber die Conventions, die die Goaties jedes Jahr im Forsthaus in Gerlas veranstalten. Heißt: Ein Wochenende lang Spielspaß. „Das ist erst einmal wie ein großes Familientreffen, viele Teilnehmer haben sich lange nicht gesehen“, erzählt Danziger.
Das Spieleangebot bei den Conventions ist vielfältig. Von klassischen Gesellschaftsspielen wie Uno oder Mensch-Ärgere-dich-nicht bis hin zu komplizierteren Brettspielen wie Warhammer oder Pen&Paper-Rollenspielen ist alles geboten. Dabei sind auch neugierige Besucher und Spiele-Neueinsteiger willkommen. „Wir erklären die Regeln der verschiedenen Spiele gerne immer wieder“, versichert Becher. „Die vergessen viele von uns auch noch oft.“ Todernst nehmen die Goaties ihre Spiele auch nicht, meint die Vorsitzende.
Heißt: Wenn ein Neuling durch einen missglückten Würfelwurf seine Mitspieler bei einem Pen&Paper-Abenteuer mit ins Verderben stürzt, ist das kein Weltuntergang. „Der Spaß steht bei uns immer im Vordergrund.“
Im April sollte eigentlich wieder eine Goat-Convention in Gerlas stattfinden. Mehrere Corona-Infektionen machten den Spiele-Fans aber einen Strich durch die Rechnung. Ende August ist aber schon die nächste Convention im Forsthaus geplant, sagt Becher.
Würfel statt Teufel
Manche Oberfranken könnten mit dem Verein aber gar nichts anfangen, meint Goat-Vorsitzende Becher. Manche vermuten sogar „teuflische Absichten“ der Goaties, erzählt sie schmunzelnd. „Bei den Spiele-Conventions in Gerlas hängt ja unsere Vereinsflagge vor dem Haus. Da kommen öfter Wandergruppen vorbei. Es gab welche, die gesagt haben: Guck mal, da sind die Satanisten.“ Dabei zeigt das Vereinswappen statt eines teuflischen Pentagramms einen 20-seitigen Würfel. „Wir laden die Leute zu uns auf Kaffee und Kuchen ein. Dann können sie sich anschauen, was wir da machen.“ Viele Außenstehende seien aber auch begeistert, dass es so einen Verein in Helmbrechts gebe, wirft der zweite Vorsitzende Dominik Danziger ein.
Als während einer Convention eine Teilnehmerin Geburtstag feierte, sang ihr die Spiele-Gemeinschaft zum Beispiel kurzerhand ein Ständchen auf Klingonisch, der fiktiven Alien-Sprache aus „Star Trek“. Ob man demnach Games of another time als „Nerd-Verein“ bezeichnen kann? „Das sag ich eigentlich selber oft“, meint Danziger und lacht. „Das trifft es eigentlich ganz gut“, bestätigt auch Becher. „Wir wollen aber auch mehr und mehr Menschen erreichen“, sagt Becher. Denn: In jedem stecke ein kleiner Spieler.
Die „Goaties“ lieben und leben ihr Hobby. Da ist es bei einem Grusel-Spiel wie „Betrayal“ auch nicht verwunderlich, dass Danziger in die Rolle des Märchenerzählers schlüpft, als er eine Ereignis-Karte zieht. Mit tiefer, unheilverkündender Stimme liest er vor: „Du hast eine Vision von einem offenen Sarg, in dem du selbst liegst. Führe einen Verstandswurf aus.“ Fast kann man das aufgeregte Herzklopfen der Spieler im Raum hören, als sie die Würfel in die Hand nehmen.