Neben dem Raubzug am Airport rechnen die Ermittler Drach auch einen früheren, ähnlichen Überfall am Ikea-Möbelhaus in Köln-Godorf (24. März 2018) und einen späteren an einem Frankfurter Ikea (6. März 2019) zu. Die Höhe der Beute ist unklar. Dass Drach nun als Krimineller rückfällig geworden sein soll, würde dafür sprechen, dass von der Beute aus der Reemtsma-Entführung tatsächlich nichts mehr da ist.
Im März 1996 hatten Drach und seine Komplizen den Hamburger Soziologen und Erben der Tabak-Dynastie, Jan Philipp Reemtsma, entführt und nach 33 Tagen wieder freigelassen. Gegen 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken Lösegeld. Zwei Jahre später wurde Drach in Buenos Aires (Argentinien) gefasst und Ende 2000 in Hamburg zu vierzehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Zum Verbleib des Lösegelds hatte Drach stets geschwiegen, beziehungsweise seinen Bruder reingezogen - der Millionen versenkt habe. Staatliche und private Ermittler im Auftrag Reemtsmas sicherten noch Reste des Lösegelds. Als Drach im Herbst 2013 frei kam, bot er sich für Interviews an - gegen Geld. Direkt nach seiner Freilassung setzte er sich ins Ausland ab. Die Staatsanwaltschaft teilte am Dienstag zu dem 60-Jährigen - den Namen Drach bestätigten die Behörden nicht - lediglich mit, dass er aus dem Rheinland stamme und in Deutschland keinen festen Wohnsitz habe.
Das dürfte sich in den kommenden Tagen ändern. Die Adresse wird dann die einer deutschen JVA sein. Drach wird am Mittwoch in Amsterdam dem Haftrichter vorgeführt, so ein Sprecher der dortigen Staatsanwaltschaft gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat einen Antrag auf Auslieferung gestellt. Nach einem schnellen Verfahren könnte das nach Angaben des Justizsprechers in den Niederlanden innerhalb von zehn Tagen der Fall sein.
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