Zu dem Vorschlag Polens, deutsche Patriot-Systeme in der Ukraine zu stationieren, äußerte sich Außenministerin Annalena Baerbock bei dem Nato-Treffen allerdings skeptisch. Man müsse sicherstellen, dass man auch im Bündnisgebiet noch genügend Material habe, sagte die Grünen-Politikerin.
Baerbock: Neben Geld auch "jegliche Kreativität" gefragt
Nach Angaben von Baerbock wird derzeit unter anderem geprüft, ob für die Notversorgung der Ukraine mit Strom Zugtechnik genutzt werden kann. Man zerbreche sich den Kopf, wie man Generatoren aus Eisenbahnloks ausbauen und dann mit Lastwagen oder Zügen in die Ukraine transportieren könne, sagte die Grünen-Politikerin in der rumänischen Hauptstadt. Das Land brauche große Generatoren, um die Leistung der zerbombten Kraftwerke zu ersetzen. Neben Geld sei auch "jegliche Kreativität" gefragt.
Den russischen Angriffskrieg gegen das Nachbarland beschrieb Baerbock als "Bruch der Zivilisation" - ein Begriff, der oft als Beschreibung für den Holocaust gebraucht wird, die nahezu weltweit gebräuchliche Bezeichnung für den Völkermord an Europas jüdischer Bevölkerung durch die Nationalsozialisten mit etwa sechs Millionen Toten.
"Bruch der Zivilisation"
Baerbock sagte: "Dass dieser brutale Bruch der Zivilisation so geführt wird - also ich hätte mir das in den letzten Jahren niemals vorstellen können. (...) Wenn gezielt Infrastruktur bombardiert wird, dann nimmt man mutwillig in Kauf, dass Kinder, dass Alte, dass Familien erfrieren, dass sie verdursten, dass sie verhungern." Wie das Auswärtige Amt mitteilte, sprach Baerbock am Dienstag zudem als derzeitige Vorsitzende der G7-Außenminister mit 20 Amtskollegen sowie Stoltenberg und Vertretern der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung über weitere Nothilfe für die Ukraine.
Stoltenberg sagte, Russlands Präsident Wladimir Putin versuche, den Winter als Kriegswaffe einzusetzen und die Ukrainer zu zwingen, entweder zu frieren oder zu fliehen. Die Ukraine könne aber weiter auf die Unterstützung der Nato zählen.
Stoltenberg selbst reist nach Abschluss des zweitägigen Nato-Treffens an diesem Mittwoch zu Gesprächen nach Berlin. Dabei wird es auch um weitere deutsche Unterstützung nach mehr als neun Monaten Krieg gehen.